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Cottbuser putzen Riesas Rathaus

Die Firma ist pro Jahr rund 17000 Euro günstiger als die städtische AGV. Das macht einige Stadträte stutzig.

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© Lutz Weidler

Von Britta Veltzke

Riesa. Staubwischen, Fensterputzen, WCs reinigen: Im Riesaer Rathaus samt Hinterhaus und Klosternordflügel wird das künftig von Lucia erledigt. Das ist nicht etwa eine Putzfee, sondern eine Reinigungsfirma aus Cottbus. Das Unternehmen hat jetzt den Zuschlag bekommen, ab dem kommenden Jahr in den besagten Gebäuden reine zu machen. Und zwar für die nächsten vier Jahre – es sei denn, die Stadtverwaltung ist mit der Qualität nicht zufrieden. In diesem Fall könnte der Vertrag vorzeitig gekündigt werden, erklärte Hauptamtsleiter Marcus Gierth in der jüngsten Sitzung des Verwaltung- und Finanzausschusses. Von diesem Recht hat die Stadt auch schon einmal Gebrauch gemacht.

Ende 2015 trennte man sich vom Unternehmen Piepenbrock, weil die Stadt mit den Leistungen nicht einverstanden war. 2016 übernahm nach einer neuen Ausschreibung das städtische Tochterunternehmen AGV die Rathausreinigung. Die heimische Firma hatte sich auch nun wieder um den Job beworben – war mit gut 160 000 Euro aber weit teurer als die Mitbewerber und verlor damit die Ausschreibung. AGV-Chef Roland Ledwa kann damit leben. Die beiden Angestellten, die bislang für das Rathaus zuständig waren, bekomme er an anderer Stelle unter, sagt er der SZ. Kalkuliert habe er indes wie immer.

Der zuständige Ausschuss stimmte nun also mehrheitlich dafür, der Cottbuser Firma Lucia den Auftrag zu erteilen – jedoch alles andere als diskussionslos.

Was die Stadträte vor allem stutzig machte, war der Preis. Mit rund 93 000 Euro für die kommenden vier Jahre legten die Cottbusser das beste Angebot vor – zumindest, was den Preis anbelangt. Dieser liegt allerdings weit unter den Kosten, die das Riesaer Hauptamt für die Reinigung im Rathaus kalkuliert hatte. Nämlich: knapp 142 000 Euro. „Wir haben uns dabei an dem bestehenden Vertrag orientiert“, sagt Stadtsprecher Uwe Päsler. „Es wird sich zeigen, ob die Firma am Ende die Qualität liefert, die wir verlangen.“ Stadtrat Jürgen Gläsel (CDU) hofft, dass das Personal am Ende auch mit der Arbeitszeit hinkommt. „Ich habe es schon häufiger erlebt, dass Putzkräfte länger bleiben mussten, weil die Arbeit in der Kürze der vorgegebenen Zeit einfach nicht zu schaffen war – und zwar unbezahlt.“ Oberbürgermeister Marco Müller (CDU) pflichtet ihm in der Diskussion bei: „Das günstige Angebot darf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden.“

Hauptsamtsleiter Peter Gierth, der die Ausschreibung zu verantworten hat, hat da allerdings keine Bedenken. „Das Personal führt bei uns ein Anwesenheitsbuch. Damit lässt sich die Arbeitszeit überprüfen.“ Er gehe zudem nicht davon aus, dass der Auftrag zu einem „unangemessenen Tiefpreis“ ausgeführt werde. „Andere Bieter haben ähnliche günstige Preise genannt“, erklärt Gierth.

Auch die Firma selbst geht davon aus, den Auftrag nach den Vorstellungen der Stadt bewältigen zu können. „Wir haben wie bei jeder anderen Ausschreibung kalkuliert“, erklärt Lucia-Prokurist André Radenz. Er sagt allerdings auch, die zu bewältigende Arbeit sehe „auf den ersten Blick sportlich aus“.

Für das Riesaer Rathaus möchte die Firma nun neues Personal einstellen. Mitarbeiter von anderen Niederlassungen kämen nur im äußersten Notfall zum Einsatzort. „Wir suchen vor Ort in Riesa Personal, das wir dann über unsere Niederlassung in Meißen mitbetreuen“, erklärt André Radenz. Deutschlandweit hat das Unternehmen nach eigenen Angaben mehr als 600 Mitarbeiter.

Wie zuvor schon bei der AGV sollen sich zwei Angestellte um den Rathaus-Auftrag kümmern. Im Landkreis ist die Firma Lucia keine Unbekannte. „Wir sind noch bis zum Jahresende für die Sporthallen des Landkreises Meißen zuständig. Auch für die BSZ-Halle in Riesa“, erklärt André Radenz. Dort hat sein Unternehmen bislang nicht nur die Reinigung, sondern auch die Organisation des Vereinssports übernommen. Nun laufe der Vertrag mit dem Landratsamt allerdings regulär aus, so Radenz.