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Coswiger sammeln für Kinderheim

Das Heim in der Ukraine braucht dringend ein neues Dach. Das kostet mindestens 30 000 Euro. Auch ein Fachmann wird noch gesucht.

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© Verein „Partnerschaft mit Osteuropa“

Von Peggy Zill

Coswig. Die Eisentür, die zum Dachboden führt, ist bereits komplett verrostet. Die Wände des Treppenhauses sind schwarz vom Schimmel. Wer auf dem Dachboden steht, sieht die Sonne an vielen Stellen durch das Dach aus Wellasbestplatten scheinen. 60 Kinder, die zwischen drei und 18 Jahre alt sind, leben in dem Heim in der Ukraine. Sie sind entweder behindert oder Waisen oder ihre Eltern können sich nicht um sie kümmern.

Die Mitarbeiter des Heims versuchen ihnen, mit wenigen Mitteln ein liebevolles Zuhause zu geben. Doch das ist gefährdet, solange das Dach undicht bleibt. Der Coswiger Verein „Partnerschaft mit Osteuropa“ hat sich deshalb vorgenommen, zu helfen. Vor einem Jahr haben die Vereinsmitglieder von den Problemen in dem Heim erfahren und sind in die Ukraine gefahren. Dabei waren auch Vereinschef Michael Müller und Maria Rühle aus Coswig. Sie seien sehr herzlich empfangen worden. „Da lernt man, was Gastfreundschaft ist“, schwärmt Maria Rühle von den Ukrainern. „Das wenige, was sie haben, teilen sie.“ Deshalb waren die Coswiger bei ihrer Rückkehr fest entschlossen, das benötigte Geld aufzubringen. Obwohl es sich um die höchste Summe handelt, die der Verein je aufbringen musste.

Michael Müller fuhr 1991 zum ersten Mal nach Rumänien und brachte Hilfsgüter in das Land. Betten, Matratzen, Medikamente und Lebensmittel. Noch im selben Jahr wurde der Verein gegründet, um weitere Transporte zu organisieren. „Anfangs waren Hunderte Lkw aus Westeuropa in dem Land unterwegs“, erinnert er sich. Das habe sich dann schnell gelegt. Müller knüpfte jedoch Kontakte und besuchte Rumänien mehrmals im Jahr. Schnell fanden sich Projekte, die man finanziell unterstützen wollte. Für die Sanierung einer Station eines Kinderkrankenhauses in Sibiu wurden rund 30 000 D-Mark gesammelt, in ein Altenheim in den Ort flossen 25 000 Euro Spendengelder. In Rumänien habe sich in den vergangenen Jahren viel getan, sagt Michael Müller. Die Region um Sibiu hat sich wirtschaftlich gut entwickelt. „In der Ukraine investiert keiner. Mit dem Krieg jetzt erst recht nicht. Dort fühlen wir uns an die Zeit in Rumänien vor 20 Jahren erinnert“, so Müller. Seit acht Jahren unterstützen die Coswiger ein Anti-Drogen-Projekt in Czernowitz in der Ukraine. „Wir bringen regelmäßig Sachspenden und Taschengeld dorthin“, erklärt Maria Rühle.

Knapp 20 000 Euro sind derzeit auf dem Spendenkonto. Allerdings soll auch weiterhin das Anti-Drogen-Projekt mit 3 000 Euro unterstützt werden. „Wir gehen davon aus, dass die Arbeiten am Dach im Frühjahr beginnen können“, sagt Maria Rühle. Engagiert werden Baufirmen vor Ort. Allerdings wollen die Coswiger auch einen deutschen Dachdecker um Rat fragen. „Der soll mit seinem fachmännischen Blick ab und zu mal schauen, ob alles okay ist.“ Und die Vereinsmitglieder werden den Baufortschritt genau beobachten und aufpassen, wo die Spendengelder landen.

Baubeginn ist viel früher als gedacht. Anfangs sei man davon ausgegangen, dass es mindestens zwei Jahre dauert, die Summe zusammenzubekommen. Durch Benefizkonzerte und andere Werbeaktionen ging es aber viel schneller. Maria Rühle verteilt zum Beispiel selbst gemachte Marmelade mit der Beschreibung des Projekts und der Kontonummer. Manche Familien verzichten auf Geschenke und Blumen bei Feiern oder Beerdigungen und sammeln stattdessen Geld für die Hilfe in Osteuropa. Die meisten Unterstützer sind Mitglieder der Peter-Pauls Kirchgemeinde. Und auch Sachspenden werden weiterhin gesammelt. Denn der nächste Besuch in der Ukraine wird schon geplant. Zum ersten Adventswochenende werden die Kinder mit Adventskalendern überrascht. Und hoffentlich der Nachricht, dass der Dachschaden behoben wird.

Spendenkonto: Sparkasse Meißen, IBAN: DE25 85055 0003 01002 5644