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Container ersetzt OP-Saal

Das Orthopädische Zentrum Rothenburg modernisiert den OP-Trakt. Und reagiert damit auch auf gewichtige Probleme.

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Von Katja Schlenker

OP-Abteilung – Zutritt verboten! Das ist auf der Tür zu lesen, rot untermalt sind die Buchstaben, damit die Botschaft eindeutig ist. Denn die Tür ist neu, ein Handwerker steht noch auf einer Leiter davor und erledigt die letzten Arbeiten. Wer durch die Tür hindurchgeht, verlässt das Hauptgebäude des Orthopädischen Zentrums Martin-Ulbrich-Haus in Rothenburg. Eigentlich. Denn seit wenigen Tagen steht hinter dieser Tür ein Container. Der soll laut Hersteller eher OP-Modul genannt werden, sagt der Technische Leiter der Klinik, Jürgen Lison. Aber Container ist doch eingängiger als Wort. In dem Anbau sollen die Ärzte in den nächsten neun Monaten operieren.

Ebenjener Container hat vor fast zwei Wochen die Rothenburger Innenstadt kurzzeitig lahmgelegt. Mit dem Schwerlasttransport ist das zirka 6 mal 16 Meter große Riesen-Paket aus der Nähe von Nürnberg an die Neiße gebracht worden. Auf der Staatsstraße 127 ist es an mancher Stelle eng, an der Kreuzung am Friedhof muss einige Zeit rangiert werden, ehe der komplette, 35 Meter lange Zug um die Ecke kommt. An der Einfahrt zum Martin-Ulbrich-Haus geht dann nichts mehr. Der 55 Tonnen schwere OP-Saal der Firma Cadolto ist zu breit. Erst nachdem ein Blumenhochbeet am Orthopädischen Zentrum und eine Ecksäule beim Nachbarn weggerissen sind, passt der Zug hindurch. Bis kurz vor Mitternacht wird daran gearbeitet, den Schwerlasttransport aufs Klinikgelände zu bekommen. Dann gehen die Kräfte langsam zu Ende. „Ich war dann gegen Mitternacht mit den Leuten des Schwerlasttransports in der Cafeteria“, erzählt Jürgen Lison. „Da hat jeder noch eine Bockwurst bekommen.“ Ziemlich geschafft seien die Arbeiter gewesen, nach der Anfahrt mit Hindernissen.

Wer am Dienstag in den Container hineinkommt, merkt kaum etwas von diesen Strapazen. Und davon, dass der Container im Grunde nicht zum Martin-Ulbrich-Haus gehört. Die Wände strahlen in denselben Gelb- und Beigetönen wie jene im Hauptgebäude. Geradeaus öffnet sich die Tür zum Operationssaal. Davor stehen im Anästhesieraum einige medizinische Geräte bereit für ihren Einsatz, darunter ein Röntgengerät. Im Inneren wuseln etliche Handwerker umher. Sie sind alle Spezialisten, welche zum Beispiel einen Bildschirm anbringen, an dem die Röntgenbilder angesehen werden können. Das Licht ist künstlich, die Luft stickig, allem haftet noch der Duft des Neuen an. Fenster und Sonnenlicht gibt es in diesem OP nicht. Erst wenn alles installiert und klimatisiert ist, wird die Atmosphäre in diesem Zimmer besser werden.

Bereits nächste Woche könnte der Betrieb im Container beginnen, erklärt Jürgen Lison. Fortan wird hier im Schichtrhythmus operiert. Denn das Orthopädische Zentrum verfügt über zwei Säle, der Container lediglich über einen. Doch all dies nehmen die Ärzte, OP-Schwestern und Mitarbeiter in Kauf. Auf ähnliche Container ist bereits in den Jahren 2000 und 2001 beim Neubau des Bettenhauses zurückgegriffen worden. Der Umbau ist gar nicht so einfach. Das Gebäude ist denkmalgeschützt. Die zwei OP-Säle im Trakt können nicht so getrennt werden, dass parallel ein Saal umgebaut und im anderen operiert werden kann. Doch nach rund 22 Jahren muss der OP-Trakt modernisiert werden. Die Lüftung wird erneuert, Fußbodenbeläge, Beleuchtung und anderes ebenso. Dabei wird sich auch räumlich verändert. Nicht in den OPs, aber an den Nebenräumen, wie zum Beispiel dem Bereich der Sterilisation. Diese sollen neu aufgeteilt werden.

Außerdem reagiert das Orthopädische Zentrum mit dem Umbau auch auf die steigende Zahl übergewichtiger Patienten. Denn laut dem Statistischen Landesamt des Freistaates Sachsen ist jeder Zweite im Landkreis Görlitz zu dick. Aus diesem Grund sollen die neuen OP-Tische breiter und stabiler sein. Rund 350 000 Euro kostet einer davon. Auch andere Kliniken in der Region, wie etwa die Emmaus-Diakonissenanstalt in Niesky, reagieren auf diese Tendenz. Normale Betten sind für eine Last bis zu 160 Kilogramm ausgelegt. Hier gibt es neue Betten mit höherer Traglast und extrabreite Rollstühle. „Bei den OP-Tischen gibt es auch schon Planungen, weil die jetzige zugelassene Kilo-Zahl bei einigen Patienten nicht mehr ausreicht“, sagt Sprecherin Viola Knappe.