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Conny Stiehl blickt nach Zwickau

Der Polizeipräsident in Görlitz nimmt Platz im sächsischen Postenkarussell. Noch ist nichts offiziell, aber Dementis bleiben aus.

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© Jens Trenkler

Von Ralph Schermann

Die Gerüchteküche brodelt seit Januar: Conny Stiehl, Präsident der Polizeidirektion Görlitz, fällt nach oben. Inspekteur der sächsischen Polizei soll er werden. Auf den Schulterstücken werden dann mit längerem Eichenlaub als bisher umrahmte goldene Sterne auf den Rang direkt vor dem Landespolizeipräsidenten hinweisen. Nicht nur unter den 300 Mitarbeitern gilt die Beförderung zum 1. März als offenes Geheimnis, dann zum 1. April. Dann ist das Gerücht vom Tisch. „Conny Stiehl bleibt in Görlitz“, antwortet die Pressestelle der Direktion vorige Woche noch ganz offiziell.

Nun ist auch das überholt. „Ich habe es am Donnerstagabend gehört“, verrät ein Mitarbeiter aus der Polizeiführung. Diesmal dauert das Gerücht nicht lange, ehe es die Runde macht – am Wochenende bereits publiziert die Leipziger Volkszeitung, was auch ihr „aus gut unterrichteten Kreisen“ durchsickerte: Das Personalkarussell der sächsischen Polizeiführung dreht sich am 1. Mai und wird dabei viele Posten auf neuem Terrain abwerfen. Zum Beispiel Conny Stiehl. Er trifft nicht die Dresdner Spitze, sondern wechselt als Präsident die Direktion – von Görlitz nach Zwickau.

Damit wäre der 1957 geborene Erzgebirger ebenso wieder in der Heimat wie er an Wechsel gewöhnt ist. Nach dem Streifendienst in einem Volkspolizei-Revier besucht er die Offiziershochschule Aschersleben und später ein fünfjähriges Fernstudium an der VP-Hochschule. Als kommissarischer Leiter bringt er das VPKA Aue durch die Wendewirren, arbeitet dann in Zwickau, bevor ihn der Innenminister ab 1. April 2011 nach Görlitz schickt.

Die hier übernommene Dienststelle auf der James-von-Moltke-Straße heißt da noch Polizeidirektion Oberlausitz-Niederschlesien. Unter Stiehls Leitung wird daraus die PD Görlitz und ein Neubau an der Brunnenstraße Wirklichkeit. „Meine Kollegen im Erzgebirge haben mir damals ein Polnisch-Wörterbuch geschenkt“, erzählt er mal. Künftig kann Stiehl es im Schrank lassen.

Zu seinem Umzug indes erzählt er noch nichts und bittet um Verständnis: „Im Moment sind das alles ja noch Absichtsbekundungen, es liegt kein offizielles Papier vor.“ Tatsächlich zeigen die beiden bereits verstrichenen Termine, wie schnell sich Planspiele ändern können. Auch Jan Meinel vom Sächsischen Staatsministerium des Inneren sagt offiziell noch nicht mehr als das: „Aufgrund von Pensionierungen sind in der Führungsebene der Polizei Neu- und Umbesetzungen notwendig. Die Planungen dazu laufen gerade.“ Doch selbst, wenn die Pläne des Ministeriums schon endgültig fertig wären – rechtskräftig werden sie erst dann, ergänzt Meinel, „wenn das Kabinett zugestimmt hat.“ Also die Staatsregierung.

Es bleibt noch Raum für Spekulationen und Gerüchte. Die Indiskretion eines Führungsbeamten an die Leipziger Volkszeitung indes ist nicht mehr aufzuhalten. Inoffiziell deuten alle Zuständigen schon an, dass nun nicht mehr viel geändert wird. Was bisher laut wurde, bestätigt zwar keiner offiziell, aber bei der Polizeiführung in Sachsen, im Innenministerium und auch in der Polizeidirektion Görlitz fallen am Rande Formulierungen, die den Postenwechsel als ziemlich wasserdicht erkennen lassen.

Zu diesen Wechseln soll Reiner Seidlitz gehören. Der 58-Jährige macht nicht nur für Conny Stiehl den Zwickauer Chefsessel frei, sondern übernimmt auch dessen erhoffte Stelle des Inspekteurs der sächsischen Polizei. Neuer Polizeipräsident der Direktion Görlitz soll Torsten Schultze werden, mit 53 Jahren noch der Jüngste auf dem Führungs-Karussell. Bisher leitete er das Polizeiverwaltungsamt. Auf diesen Posten wiederum könnte der jetzige Chef des Landeskriminalamtes gesetzt werden, der 56-jährige Jörg Michaelis.

Das LKA läge dann in den Händen vom bisherigen Leipziger Kripochef Petric Kleine (55). Der Innenminister hatte für diesen Posten eigentlich Bernd Merbitz vorgesehen, den Leipziger Polizeipräsidenten. Doch Merbitz (61) wehrt sich dagegen. Von den Größen der sächsischen Polizei bleibt nur noch Landespolizeipräsident Jürgen Georgi auf seinem Posten – vorübergehend. Denn dem 60-Jährigen winkt 2018 die Pension.

Für Conny Stiehl jedenfalls haben die Tücken der Oberlausitz ein Ende. Als er sich einst mal mit einem Verwandten in Sohland verabredete, wartete jeder in einem anderen Ort, weil es Sohland hier zweimal gibt. Das Erzgebirge ist einmalig.