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Colve und Hofmann treten aus der SPD aus

Die Riesaer Genossen verlieren ohnehin schon Mitglieder. Jetzt verlassen auch noch zwei altgediente Promis die Partei.

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Von Britta Veltzke

Riesa. Die Riesaer SPD wird ab kommendem Jahr noch kleiner: Zwei Genossen verlassen die Partei. Nun mag das angesichts des deutschlandweiten Mitgliederschwunds bei den Volksparteien und der Schwäche der Sozialdemokraten in Sachsen keine allzu große Überraschung sein. Jedoch handelt es sich hier nicht um zwei x-beliebige Abgänge, sondern um zwei der bekanntesten Genossen der Stadt: Günter Colve und Horst Hofmann – beides Gründungsmitglieder des Riesaer Ortsvereins. Auf SZ-Anfrage bestätigten sie ihren Austritt zum 1. Januar 2017.

Horst Hofmann - SPD-Kreisrat und ehemaliger Stadtrat Riesa.
Horst Hofmann - SPD-Kreisrat und ehemaliger Stadtrat Riesa. © SZ-Archiv

Günter Colve, Ehrenbürger der Stadt Riesa, war als Baubürgermeister wesentlich an der Umgestaltung Riesas nach der Wende beteiligt. Die Entscheidung, seine Partei zu verlassen, habe er sich nicht leicht gemacht. „Ich habe lange abgewogen, schließlich war ich von Anfang an im Ortsverein mit dabei.“ Zu seinen Beweggründen möchte der Riesaer allerdings nichts sagen.

Horst Hofmann wird etwas deutlicher: „Das, was in den letzten Jahren im Riesaer Ortsverein abgelaufen ist, entspricht nicht mehr meiner politischen Heimat.“ So habe der Vorstand etwa versprochen, etwas gegen den Mitgliederschwund zu tun. Gesehen habe er davon nichts: „Keine einzige öffentlichkeitswirksame Aktion“, so Horst Hofmann.

Der 72-Jährige war 15 Jahre lang Stadtrat – auch bei der letzten Kommunalwahl 2014 wurde er wieder in Riesas Parlament gewählt, legte sein Mandat aber wegen interner Anfeindungen kurz danach nieder. Seitdem habe er sein Engagement im Ortsverein ruhen lassen. „Ich hatte es satt.“ Sein Kreistagsmandat nimmt er jedoch nach wie vor wahr. Und das wird wahrscheinlich auch so bleiben: „Ich habe meine Fraktionskollegen gefragt, ob sie auch nach meinem Austritt noch mit mir zusammenarbeiten wollen. Das Votum war eindeutig. Ich werde also Kreisrat bleiben.“

Aber selbst ohne das Mandat würde Hofmann nicht langweilig werden. „Als Präsident des DRK-Kreisverbandes, aktives Mitglied in mehreren Vereinen, Vater und Großvater habe ich immer genug zu tun.“

Mit parteilosen Fraktionsmitgliedern haben die Sozialdemokraten in Riesa schon so ihre Erfahrungen. Seit dem Parteiaustritt von Hannes Keuerleber 2014 sind zwei von drei Mitgliedern der SPD-Stadtratsfraktion parteilos. Stadtrat Manfred Kuge kandidierte von vornherein als parteiloser Kandidat auf dem SPD-Ticket. Lediglich Fraktionschef Andreas Näther ist noch ein „echter“ Genosse. Dass Colve und Hofmann die Partei verlassen, das sei deren „ganz persönliche Entscheidung“. Weiter kommentieren will Näther das nicht. „Ich kümmere mich lieber um die praktische Politik, als um interne Parteipolitik.“

Wie es mit dem SPD-Ortsverein weitergeht, liegt in den Händen von Vorstandschef Thomas Hoffmann. Doch sehr hoffnungsvoll klingt er nicht: „Wir überaltern.“ Derzeit bestehe die Ortsgruppe Riesa noch aus knapp 30 Mitgliedern. Immerhin: Die beiden Abgänge ab Januar sind schon eingerechnet. Ganz nachvollziehen kann Hoffmann die Entscheidungen seiner Parteikollegen nicht: „Wenn ich zu Veranstaltungen nicht mehr auftauche, dann kann ich auch nicht beurteilen, was los ist“, so der Ortsvereinschef. Zu wenig Helfer für den Bundestagswahlkampf zu haben, befürchtet Hoffmann nicht. „Ich denke, dass die beiden da ohnehin nicht sehr engagiert gewesen wären.“ Die nächsten Vorstandswahlen stehen bei der Riesaer SPD Mitte 2017 an – eine große Auswahl an Kandidaten wird es dabei wohl nicht geben.