Großenhain
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Colmnitzer Windmühle soll verkauft werden

Günther Bennewitz aus Walda will sie abgeben. Der Interessent hat schon eine Wassermühle.

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© Anne Hübschmann

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Colmnitz. In der Colmnitzer Windmühle trug sich 1797 Bedeutsames zu – etwas, das Auswirkungen auf die ganze Boeltzig-Dynastie hatte. Egal, ob sie sich heute mit „oe“ oder „ö“ schreiben – einen Adelstitel haben sie nicht mehr. Früher hingegen gab es in der Colmnitzer Windmühle einen von Boeltzig. Schuld war eine Einquartierung königlich sächsischer Soldaten. Hauptmann Ferdinand von Boeltzig schwängerte Müllerstochter Johanna. Ihr Sohn Friedrich Karl wurde zum Stammvater der großen Müller- und Bäckerfamilie unserer Gegend. Doch der adlige Hauptmann konnte seine Angebetete nicht heiraten, vermählte sich vielmehr mit einer von Wackerbarth. Da beide zusammen keine Kinder hatten, vermachte Papa Ferdinand seinem Sohn die kleine Colmnitzer Mühle. Als Friedrich Karl 1864 starb und auf dem Großenhainer Friedhof beigesetzt wurde, erlosch zwar der Adelstitel, aber die Müllertradition ging weiter.

Die Mühle um 1930.
Die Mühle um 1930. © privat
DDR-Ministerpräsident Willi Stoph besuchte die LPG im Mai 1983.
DDR-Ministerpräsident Willi Stoph besuchte die LPG im Mai 1983. © SZ-Archiv

Günther Bennewitz aus Walda ist kein Müller oder Bäcker. Aber er kennt die Geschichte, denn ihm gehört heute die Colmnitzer Windmühle samt 1500 Quadratmeter Land. „Altbesitz meiner Familie“, sagt der frühere Direktor der Kreislandwirtschaftsschule Großenhain. Doch Bennewitz ist mittlerweile 80 Jahre, und seine Tochter Kristina Preußer will die Holländerwindmühle ohne Flügel verkaufen. Wir können sie aus wirtschaftlichen und zeitlichen Gründen nicht mehr halten“, sagt Kristina Preußer.

Bis zu seinem Tod 1943 hatte Bennewitz´ Großvater Emil Lippmann hier noch gemahlen und geschrotet, Bennewitz ist als kleiner Junge schon in der Mühle herumgekrochen, wie er erzählt. Im Krieg verschwanden erst die Flügel, dann wurde die Mühle verpachtet. Bis 1960, als das Grundstück in die LPG kam, soll hier noch für die Bauern geschrotet worden sein. Dann ließ die Genossenschaft das Innenleben auf den drei Etagen entfernen und nutzte die Windmühle als Getreidespeicher. Nach der Wende kam das Bauwerk mit einer separaten Zufahrt zurück an Familie Bennewitz. Der Waldaer baute einen neuen Dachstuhl, weil es schon hineinregnete. Den Tornado hat die Mühle unbeschadet überstanden. Nur das Dach wurde vor fünf Jahren noch einmal neu gedeckt.

Bei Ebay-Kleinanzeigen stellte er die denkmalgeschützte Mühle am Colmnitzer Ortseingang zu Jahresbeginn ins Internet. Jetzt kam Peter Heilsberg mit Frau und Kind aus Rothschönberg im Triebischtal, um sich die Mühle anzuschauen. Die Familie besitzt bereits eine Wassermühle, ist im Mühlenverband organisiert und macht regelmäßig beim Mühlentag Pfingsten mit. „Wir sind fasziniert von alten Gebäuden mit Geschichte“, sagen sie. Vielleicht kann man ein Wohnhaus aus der denkmalgeschützten Windmühle machen. Ferienwohnungen sind nicht erlaubt, hat Kristina Preußer schon herausgefunden. Noch haben sich die Rothschönberger nicht definitiv entschieden. Werden sie dem viele Jahre leerstehenden Bauwerk wieder Leben einhauchen?