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Christus-Figuren bekommen ein neues Zuhause

Eine Figur stand lange bei Margon. Nun stiftete der Ex-Chef sie der Gemeinde. Auch Heidenaus Statue kehrt zurück.

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© Kristin Richter

Von Heike Sabel

Weesenstein/Heidenau. Das Haupt gesenkt, die Arme leicht nach unten, die Hände geöffnet: Der segnende Christus des dänischen Bildhauers Bertel Thorvaldsen ist nach seiner Fertigstellung 1821 zigfach kopiert worden. Zwei Kopien stehen in Weesenstein und Heidenau. Und beide haben interessante Geschichten.

Hier auf einem Erdbehälter im Burkhardswalder Margon-Gelände stand die Christusfigur viele Jahrzehnte.
Hier auf einem Erdbehälter im Burkhardswalder Margon-Gelände stand die Christusfigur viele Jahrzehnte. © privat

Der Weesensteiner Christus schaute lange Zeit von einem Erdbehälter auf dem Burkhardswalder Margon-Gelände herab. Wann genau die reichlich eine Tonne schwere Figur hierher kam, ist nicht bekannt. Sicher ist, dass sie Firmengründer Gottfried Moritz Gössel nach Burkhardswalde holte. Irgendwann zwischen dem 17. Januar 1903 und dem 23. Dezember 1919, dem Gründungsdatum der Margon-Quelle und dem Todestag von Gössel. Der Christus überstand den Faschismus und den Krieg, den Sozialismus und die Wende. Bis 2005 segnete er Margon. Dann war Schluss mit der Mineralwasserproduktion in Burkhardswalde. Der Christus zog das erste Mal um. Nicht weit, auf das benachbarte Grundstück des langjährigen Inhabers und Geschäftsführers Artur Kunz.

Geschichte, Vermächtnis, Erbe

Kunz lebt inzwischen bei seiner Familie in Hannover und ist im April 100 Jahre alt geworden. Das Burkhardswalder Grundstück wurde verkauft. Doch der Christus ist ein Vermächtnis, ein Stück Geschichte, eine Art Erbstück. Deshalb hat es Kunz der Gemeinde Müglitztal für den Weesensteiner Friedhof gestiftet. Sein Stiefsohn Hans-Dieter Lamers, der Margon von 1990 bis 1997 leitete, hatte für den zweiten und letzten Umzug alles vorbereitet und so den Wunsch seines Stiefvaters erfüllt. Der Standort ist wieder etwas erhöht, so wie es Christus gebührt.

Bürgermeister Andreas Burkhardt (parteilos) fand den Vorschlag sofort gut und ist begeistert von der Geschichte der Figur und dem Angebot. Der Christus ist eine Bereicherung für Weesenstein. Auch Lamers freute sich über die Zustimmung zur Aufstellung, die es auch schriftlich und ganz offiziell gab. Der Dohnaer Steinmetz Jürgen Wustmann übernahm die Restaurierung. Ein paar Finger der Marmorfigur waren kaputt. Nun sind sie geheilt, und am Sockel befindet sich ein Schild: „Gestiftet 2016 von Artur Kunz, Gesundbrunnen.“

Der Begriff Gesundbrunnen geht auf Gössel zurück. Der plante mit dem gesunden Wasser aus der Erde einen Kurbetrieb. Dafür ließ er 1912 die Villa auf dem Firmengelände umbauen und mit einer Kuppel versehen. Seither nannte er sie „Schloss Gesundbrunnen“.

Rückkehr in die Christusgemeinde

Ganz so edel ist die Heidenauer Jesus-Kopie nicht. Die Mügelner Christusgemeinde hat sie 1911 dem Heidenauer Rathaus zu dessen Einweihung geschenkt. Sie bekam ihren ersten Platz im Eheschließungsraum. Nach der Machtergreifung durch die Nazis wurde die Figur in den Keller verbannt. Dort fand sie im Schutt ein Heidenauer Maler. Er nahm sie mit, ließ sie reparieren und stellte sie erst in seiner Werkstatt, später zu Hause auf. Später kam der Christus zum Sohn des Malers, der ihn schließlich 1992 der Stadt Heidenau wieder zurückgab – mit der Bitte, einen würdigen Platz zu finden.

Doch den blieb die Stadt der Figur schuldig. Sie verschwand wieder im Keller und somit aus dem Gedächtnis. Bis zur Sanierung des Rathauses 2012/13. Wieder stand die Figur im tatsächlichen und übertragenen Sinne im Weg. Wenn die Christuskirche nächstes Jahr umgebaut ist, wird sie hier endlich ihren würdigen Platz erhalten. Wo genau, wird noch entschieden. Bis dahin bleibt sie in der Werkstatt, wo sie auch restauriert wird.

Hans-Dieter Lamers und seine Frau kommen regelmäßig nach Weesenstein. Ihr Zuhause ist dann die kleine ehemalige Hausmeister-Wohnung im Schloss. Dem hat die Familie alles geschenkt, was mit dem Margon zu tun hat. Auf dem Friedhof pflegen die Lamers das Familiengrab. Der Christus steht nur ein paar Meter davon entfernt. Jedes Mal wenn sie ihn hier sehen, freuen sie sich: Das ist wirklich der beste Platz.