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Christen feiern gemeinsam

In ihrer Predigt im Bautzener Petridom erinnerte Pfarrerin Maria Heinke-Probst an Luther – und schlug Brücken in die Gegenwart.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Viel ist in diesen Tagen von Martin Luthers Wirken zu hören und zu lesen gewesen. Die Bautzener Pfarrerin Dr. Maria Heinke-Probst fügte den Abhandlungen zu den Geschehnissen im Oktober vor 500 Jahren ihre eigenen Gedanken hinzu. Zum Reformationsjubiläum fand am letzten Oktobertag im voll besetzten Petridom ein Gottesdienst statt, der die Mitglieder der Kirchgemeinden St. Petri, St. Michael und Gesundbrunnen unter einem Dach vereinte. Aber auch etliche Katholiken feierten diesen Tag mit gemeinsam ihren evangelischen Glaubensgenossen. Das war ganz im Sinne von Maria Heinke-Probst, die Protestanten und Katholiken aufforderte, sich als Geschwister zu begegnen.

In ihrer Predigt erinnerte die Pfarrerin besonders an jenen Aspekt in Luthers Wirken, der sich gegen die Ablass-Praxis von Tetzel gewandt hatte. Der habe mit der Höllenangst der Menschen gespielt und Misstrauen in Gottes Namen gesät. Luther sei dagegen zu der Überzeugung gekommen, dass derjenige, der seine Schuld bereut, Gottes Erbarmen auch ganz ohne Geld findet. Luther habe sich nur Gott und seinem Gewissen verpflichtet gefühlt.

Unterstützung für evangelische Minderheiten

Maria Heinke-Probst bezog sich auf das Markus-Evangelium, in dem es heißt: „Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können.“ Sie erinnerte an Sophie Scholl, die den Mut bewiesen hatte, sich Hitler entgegenzustellen. „Die Seele hat ihr niemand nehmen können“, unterstrich die Pfarrerin und verwies darauf, dass es im Bautzener Kirchgemeindehaus ein Sophie-Scholl-Zimmer gibt, in dem die Konfirmanden ihren Unterricht haben. In diesem Zusammenhang zitierte sie auch auf den katholischen Pastor Anselm Grün, der gesagt hatte „Menschen können dich äußerlich verletzen, aber die Seele können sie nicht angreifen, denn da wohnt Gott.“

Im Jahr 2017, wo sich die Menschen wieder vielen Ängsten und Herausforderungen gegenübergestellt sehen, wo wieder einiges im Umbruch ist, erinnerte Maria Heinke Probst an die Tage im Herbst 1989, wo die Rufe nach Gewaltlosigkeit zu einer Deeskalation im Sinne Jesu geführt hatten. Die Pfarrerin forderte ihre Zuhörer auf, ohne Hass auch denjenigen gegenüberzutreten, die nicht der gleichen Meinung sind, sich wie Luther nur Gott und dem eigenen Gewissen verpflichtet zu fühlen, die Würde jedes einzelnen Menschen zu schützen. Jeder Gläubige sollte das in die Gemeinschaft einbringen, was ihm am Glauben wichtig ist. Man sollte anderen nicht seine Überzeugung überstülpen, sondern erzählen, was einen hält und trägt.

Die Kollekte des Reformations-Gottesdienstes ist für das Gustav-Adolf-Werk bestimmt, das sich um die Unterstützung evangelischer Minderheiten in aller Welt kümmert. An die Besucher des Gottesdienstes im Petridom wurden Reformationsbrötchen ausgeteilt, die jeder mit seinem Nachbarn teilen konnte.