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Chinesen wollen Poliklinik kaufen

Der Sanierungsaufwand wird auf 2,5 Millionen Euro geschätzt. Ein weiteres Pflegeheim ist das Ziel. Noch gibt es keinen Bauantrag.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Sollte der Durchbruch bei der Vermarktung der ehemaligen Poliklinik Mozartallee tatsächlich kurz bevorstehen? Wie die SZ von Immobilienmakler Henry Kienzle erfuhr, hat das Objekt Interessenten gefunden. Die kommen aus China und kooperieren mit einem Konsortium aus Großenhain. „Ziel ist, ein Altenpflegeheim hineinzubringen“, so Kienzle. Wenn alles gut läuft, könnte schon Ende Februar der Bauantrag gestellt werden. Kienzle rechnet mit Kosten für die Revitalisierung des Denkmalobjektes von 2,5 Millionen Euro. Das ergäbe sich aus der Fläche von 800 Quadratmetern in drei Etagen und dem schlechten Zustand. Die Stadtverwaltung hat im Brachflächenkataster voraussichtliche Kosten von nur ein bis zwei Millionen Euro angegeben. Und hinzugesetzt: „Die Stadt ist sehr an einer Sanierung des Objektes interessiert.“

Auch junge Schweizer haben sich schon für die ehemalige Poliklinik an der Mozartallee interessiert. Mit einem Architekturbüro aus Coswig waren sie in Großenhain, wollten Wohnungen in das derzeit ungenutzt Gebäude hineinbringen. Immerhin hat das Grundstück eine Gesamtfläche von fast 5000 Quadratmeter. Doch vielleicht waren die Schweizer finanziell überfordert.

Landkreis und Erbengemeinschaft

Das Objekt, das noch zum Stadtkern gehört und mithin eine „prädestinierte Innenstadtlage“ hat, steht schon viele Jahre leer. Hier gibt es zwei Eigentümer. Der rechte Teil, die eigentliche frühere Poliklinik, gehört dem Landkreis, der linke der Erbengemeinschaft Berger/Wiemann, die zum Teil in Brasilien lebt. Der Verkehrswert allein des Kreisgebäudes wurde noch vor zehn Jahren mit 38 000 Euro angegeben. Heute dürfte der Kaufpreis für den gesamten dreiteiligen Bau erheblich niedriger liegen.

Der Komplex entstand 1912 als Lederhandlung Berger und als Bankfiliale. Im einstigen Bank- und Wohnhaus wurde 1954 die Poliklinik eröffnet, in Hausnummer 143 waren schon damals Wohnungen. Mit der Wende kam das Aus der ambulanten medizinischen Betreuung, auch die Mieter zogen bald aus. Lange Zeit ließ nur der Landkreis seinen Gebäudeteil versteigern – erfolglos. Denn die Zufahrt zum Grundstück ist nur über den Besitz der Erbengemeinschaft möglich. Ihr gehört auch der rückwärtige Garten. Der Ruine hat der Tornado 2010 arg zugesetzt. Das Tor zum Grundstück wurde zerstört, Vandalen konnten noch besser eindringen. Im April vorigen Jahres wurde tatsächlich eingebrochen. Diebe stiegen offenbar über eines der offenen Fenster ein und klauten Kabel. Auch alte Türbeschläge verschwanden.

Ein Makler, beide Gebäudeteile

Im Laufe der Zeit muss noch mehr Bausubstanz kaputtgegangen sein. Nach der jüngsten Veröffentlichung in der SZ meldeten sich Renate und Angelika Reichardt aus Chemnitz. Letztere wurde 1920 in dem Wohnhaus geboren als Tochter des Bankdirektors Oskar Heyn. „Nach seinem Tod 1935 zog sie mit ihrer Mutter nach Dresden“, so die Chemnitzerin. Bemerkt hat Renate Reichardt, dass im ersten Stock der Küchenbalkon und die angrenzende Veranda fehlen. Der bedauerliche Zustand des Objektes war 2009 auch ausschlaggebend dafür, dass die Stadt den Kauf und Umbau zum Museumskomplex abgelehnt hat. Karl-Heinz Becker von den Linken hatte sich mit diesem Vorschlag hervorgewagt.

Sollten sich jetzt tatsächlich die Chinesen an die alte Poliklinik wagen, können sie mit Fördergeldern des Programms „Äußerer Stadtring“ rechnen. Allerdings wird der Denkmalschutz einige Forderungen stellen. Mit unterschiedlichen Ansprechpartnern müssten sich Neuerwerber aber nicht herumschlagen. Immobilienmakler Henry Kienzle aus Weinböhla hat die Vermarktung beider Gebäudeteile in der Hand.