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Chinaseuche versetzt Züchter in Angst

Schon letztes Jahr waren zahlreiche Tiere gestorben. Probleme gibt es mit dem Impfstoff.

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© Braun/Archiv

Von Maria Fricke und Josefin Möbius

Scheinbar ohne Grund liegen Kaninchen plötzlich tot im Stall. Diesen Anblick fürchten derzeit wieder zahlreiche Züchter aus der Region. Der Grund: Die Chinaseuche ist zurück. Bereits im Herbst des vergangenen Jahres vernichtete der Virus RHDV-2 zahlreiche Tiere. In der Tierärztlichen Gemeinschaftspraxis von Dr. Sabine Franz und Frank Jäckel in Döbeln mehren sich seit etwa vier Wochen die Anrufe besorgter Halter sowie die Impfanfragen.

Auch in der Region Riesa gibt es laut den dort ansässigen Tierärzten immer mal wieder Fälle, in denen viele Tiere verenden. Sicher kann man jedoch nicht sagen, ob es sich um den Virus handelt. Dazu müsste man das erst überprüfen lassen. Die meisten Halter sprechen nicht darüber, dass ihre Tiere erkrankt sind.

Wenn die Tiere plötzlich sterben und auch Jungtiere betroffen sind, liegt die Vermutung laut Tierärztin Sabine Franz aber fast immer bei dem neuen Virus. Bei der Krankheit handelt es sich um die veränderte Form des bereits seit vielen Jahren bekannten RHD-Virus. Gegen diesen können Halter ihre Tiere auch impfen lassen. Der Impfstoff wirkt jedoch in normaler Dosierung bei der Typ-2-Variante nicht. Gegen diese wurde ein neuer Impfstoff entwickelt, den es in der Vergangenheit nur aus Frankreich gab. Inzwischen wird er auch in Deutschland hergestellt, ist aber nach Angaben der Tierärzte in der Region Riesa zurzeit nicht vorrätig. Die genaue Angabe, wann man ihn wieder kaufen kann, ist zudem unbekannt.

Sechs Euro pro Impfung

Doch selbst dann hat das Impfen mit dem neuen Wirkstoff seine Tücken. Unter anderem, weil er im Vergleich zu dem anderen Impfstoff teurer ist. Jede Impfung kostet sechs Euro, sagt der Vorsitzende des Kaninchenzüchtervereins in Pulsen, Frank Hoffmann. Neben den Einzelimpfungen gibt es auch Großpackungen für 50 Kaninchen. Aber viele Halter haben überhaupt nicht so viele Tiere. Daher schließen sich manche zusammen, um ihre Bestände gemeinsam impfen zu lassen. Das muss jedoch innerhalb von zwei Stunden passieren. Danach ist der Impfstoff nicht mehr zu gebrauchen. Auch Frank Hoffmann ließ seine Kaninchen impfen – gegen das bekannte RHD-Virus. „Ich lasse im Gegensatz zu manch anderem alle meine Tiere impfen, auch die etwas älteren“, sagt er. „Viele leisten sich den Wirkstoff, doch ich gehe davon aus, dass es auch viele gibt, die ihre Tiere nicht impfen lassen.“

Für Sabine Franz ist das ein Rückschlag in Sachen Impfschutz. „Wir hatten fast einen flächendeckenden Impfschutz bei der klassischen Chinaseuche erreicht“, sagt die Döbelnerin. Den bisherigen Impfstoff bieten die Tierärzte auch als Alternative für den erweiterten an, um gegen den Typ 2 zu schützen. Allerdings müssen die Tiere dann mehrmals geimpft werden. „Nach der Erstimpfung folgt eine Wiederholung in drei Wochen. Eine weitere ist nach einem halben Jahr notwendig“, erklärt Tierärztin Sabine Franz.

Studien hätten gezeigt, dass in dieser Verabreichung auch der klassische Impfstoff einen gewissen Widerstand gegen den Typ 2 bietet. Selbst den Wirkstoff verabreichen dürfen die Halter jedoch nicht. Als weitere Schutzmaßnahmen empfiehlt die Tierärztin den Haltern, die Tiere drinnen zu lassen. Denn das Virus kann sogar vom betroffenen Bestand des Nachbarn über umherfliegende Tröpfchen auf die eigene Haltung übergreifen. Auch Insekten sowie Menschen übertragen RHDV-2. „Manche lassen daher niemanden mehr in ihren Stall“, sagt Sabine Franz. Mit Fliegengittern lassen sich diese vor Insekten schützen.

Ist der Virus einmal ausgebrochen, sollten die Halter den Käfig und alles, was mit den Tieren in Kontakt gekommen ist, desinfizieren. „Dazu reicht auch Kalk aus“, sagt Franz. Das Friedrich-Löffler-Institut empfiehlt, die Ställe frühestens nach acht bis zwölf Wochen wieder zu belegen. Bei den derzeitigen Temperaturen kann das Virus bis zu dreieinhalb Monate überleben. In Kadavern hält sich das Virus bei tiefen Temperaturen nachweislich sogar bis zu sieben Monate, heißt es in einer Mitteilung des Friedrich-Löffler-Instituts. Tote Tiere sollten daher in die nächste Tierbeseitigungsanlage gebracht werden, sagt Eckhard Beuchler. Für die Region ist das die Anlage in Lenz bei Großenhain. Zum Verzehr sind die Tiere nicht mehr geeignet.

Wie viele Kaninchen im Landkreis Meißen bereits an dem Virus verstorben sind, ist unklar, da die Krankheit nicht gemeldet oder angezeigt werden muss. In manchen Orten der Region haben Züchter bereits Verluste zu beklagen, sagt Hoffmann, genaue Angaben kann er nicht machen. Es gebe nur einige Anfragen von Züchtern, Kaninchen von ihm abzukaufen, weil ihre eigenen gestorben seien. Dabei könne man aber nicht sicher sein, ob es sich um die Krankheit handelt. Im August werde er trotzdem seine Tiere in Zabeltitz ausstellen. „Jeder muss seine Tiere gegen das RHDV-1 impfen lassen, deshalb habe ich keine Bedenken“, sagt er.

Die Frage, ob sich nun weniger Interessenten gemeldet hätten, um auszustellen, verneint er. „Es gab bisher niemanden, der sich beschwert hat.“