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Chemiebetrieb mit Zoo vor der Tür

Zweimal waren die Fluorwerke Dohna in den letzten 25 Jahren gefährdet. Am Freitag feiert der Retter mit den Kollegen.

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Von Heike Sabel

Dohna. Es ist und bleibt ein Chemiebetrieb, mit allem, was das mit sich bringt. Doch seit Beginn der Produktion in Dohna vor 114 Jahren, in den vergangenen 25 Jahren und besonders seit Herbst 2014 hat sich einiges bei der Fluorchemie geändert. Beispiel sind die rund hundert Leute, die am Sonnabend in kleinen Gruppen durch den Betrieb geführt werden. Das ist gewissermaßen ein Geburtstagsgeschenk an die Angehörigen der Mitarbeiter zu 25 Jahre Privatbetrieb. Interesse haben noch viel mehr Leute. „Doch das können wir weder personell noch organisatorisch leisten“, sagt Harald Werner. Er leitet seit Oktober 2014 die Dohnaer Geschäfte und ist mit dem Ziel angetreten, den Betrieb nach außen zu öffnen.

Lange war es eine geschlossene Gesellschaft, was für Gerüchte und Vermutungen sorgte. Keine Vermutung, sondern Fakt waren die enormen Verschmutzungen zu DDR-Zeiten. Obwohl der Betrieb 1992 privatisiert und viel investiert wurde, wurde 1996 die Natriumfluorid-Anlage stillgelegt. Ein Jahr zuvor hatte der Stadtrat auf Einhaltung aller Grenzwerte gedrängt und seinerseits mit einer Stilllegung gedroht. Christian Rocktäschel, der Käufer und Geschäftsführer, ließ es nicht so weit kommen. Er wird oft als Retter der Fluorchemie bezeichnet. Und das sogar zweimal.

2002 nämlich ergoss sich die Müglitz in den Betrieb. Drei Wochen später produzierte er wieder. Obwohl das ganze Werk überschwemmt war, kam es zu keiner Schädigung der Umwelt durch die Produktionsanlage. Für Werner heute ein Zeichen, dass bereits 2002 ein hoher Sicherheitsstandard erreicht war.

Rocktäschel hatte in kürzester Zeit einen Kundenstamm aufgebaut, der zum Teil bis heute Bestand hat, sagt Harald Werner. „Nur mit den laufenden Einnahmen und dem Engagement der Mitarbeiter war es möglich, die Fluorchemie in den ersten Jahren so zu umzubauen, dass sie sich den neuen Gesetzen anpassen und im Wettbewerb bestehen konnte.“ Es war der Grundstein dafür, dass Werner heute ein sicheres, innovatives und modernes Unternehmen leiten kann. Dreh- und Angelpunkt sind für ihn die qualifizierten und motivierten Mitarbeiter. Zur Wende waren es um die 360, heute sind es knapp 80 – Tendenz: Steigend. Mindestens ein Schlosser und ein Dreher werden gesucht. Auch ausbilden würde Werner gern, der letzte Lehrling wurde im Frühjahr übernommen. Rocktäschel übergab das Unternehmen Ende 2013 an seine Tochter und ist immer noch einer der drei Geschäftsführer. Der 80-Jährige wird am Freitag Gast der Festveranstaltung in Dohna sein.

Die Fluorchemie ist und bleibt ein Chemiebetrieb, einer an der Müglitz, in der heute Forellen und sogar Lachse schwimmen. Und wenn Harald Werner aus seinem Bürofenster schaut, sieht er an den Ufern Reiher und ab und an auch einen Eisvogel.