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Chefwechsel in Großweitzschen

Die beiden Stellvertreter des Bürgermeisters haben jetzt das Sagen. Der Hauptamtsleiterin wurde fristlos gekündigt.

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© André Braun

Großweitzschen. Zurzeit wird die Gemeinde Großweitzschen von einer Doppelspitze geleitet. Bürgermeister Ulrich Fleischer (parteilos) ist seit Mitte August erkrankt und wird bis auf weiteres seine Arbeit nicht aufnehmen können. Seine Vertretung übernehmen Jörg Burkert als erster und Sven Krawczyk als zweiter Stellvertreter. Unterstützung bekommen die zwei von den Gemeinderäten und den Mitarbeitern. Doch nicht nur die Aufgaben des Gemeindechefs müssen übernommen werden. Hauptamtsleiterin Cornelia Weichold wurde fristlos gekündigt. Zu den Gründen wollen Jörg Burkert (FW) und Sven Krawczyk (CDU) zum jetzigen Zeitpunkt nichts sagen, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt. Erklärtes Ziel der stellvertretenden Bürgermeister und der Räte ist es, die Gemeinde wieder auf solide Füße zu stellen. Darüber hätten sie mit allen Mitarbeitern der Gemeinde, unter anderem in den Kindereinrichtungen, gesprochen.

Bürgermeister hinterließ viele Baustellen

In der letzten Zeit treten Unzulänglichkeiten zutage. Da ist das Bauhoffahrzeug, das so nicht hätte betrieben werden dürfen. Außerdem hat die Gemeinde eine Fläche im Gewerbegebiet Mockritz doppelt vergeben: einmal an die Firma, einmal an einen Funkmast-Betreiber. Von der Firma wussten die Räte nichts, stimmten deshalb dem Bau des Funkmasts zu. Nun musste die Gemeinde 10 000 Euro zusätzlich ausgeben, damit der Betreiber eine Ersatzfläche für den Funkmast bekommt. Für großen Wirbel sorgten zahlreiche Beschwerden von Eltern über die personelle Absicherung in den Kindereinrichtungen, was ins Aufgabengebiet der Hauptamtsleiterin fiel. „Wir sind in viele Entscheidungen nicht einbezogen beziehungsweise darüber schlecht informiert worden. Deshalb gab es auch Fehlentscheidungen“, sagte Jörg Burkert. Teile der Verwaltung hätten auch nur die nötigsten Informationen erhalten. „Wir wollen Transparenz schaffen. Unsere Entscheidungen sollen nachvollziehbar sein.“

Das Personal wieder motivieren und mitnehmen

Als die beiden Stellvertreter ihre Arbeit aufnahmen, hatten für sie Personalgespräche in allen Einrichtungen und der Verwaltung oberste Priorität. „Wir haben mit den Leuten gesprochen, ihre Probleme angehört und versucht, einige Mängel abzustellen und auch gesagt, wie wir uns die künftige Arbeit vorstellen“, so Krawczyk. „In den nicht mal ganz drei Monaten haben wir viel bewegt“, so Burkert. Es gebe wieder eine Harmonie wie lange nicht. Das mache sich in der Verwaltung und den Einrichtungen bemerkbar. Die Leute seien motiviert. Alle Entscheidungen würden von den Räten mitgetragen und gemeinsam nach Problemlösungen gesucht, ergänzt Krawczyk. Es werde als Team gearbeitet mit dem Ziel, die Gemeinde auf solide Füße zu stellen.

Die Aufgaben der Verwaltung werden auf mehrere Schultern verteilt

Die Gemeinde soll künftig ähnlich einem Wirtschaftsunternehmen funktionieren. „Wir haben die Aufgaben der Verwaltung auf mehrere Schultern verteilt“, so Jörg Burkert. Dadurch gebe es Zuarbeiten von unterschiedlichen Ebenen. So kümmert sich Gemeinderat Jörg Ulmitz um die Kindertagesstätten, Sven Krawczyk um den Bauhof und die Technik im Allgemeinen, Sebastian Wloch ist für die Belange des Gewerbegebietes zuständig und Andreas Haupt für die der Feuerwehr, nennt Burkert einige Beispiele. Seit August treffen sich die Gemeinderäte mehrmals in der Woche, in Spitzenzeiten bis zu viermal. Es werde mehr als bisher über die Belange der Gemeinde kommuniziert, so Burkert. Die Ausschüsse für Bau und Verwaltung, die in der Vergangenheit trotz mehrmaliger Forderung der Räte kaum ins Boot geholt wurden, werden wieder belebt.

Stellen für das Haupt- und Bauamt werden ausgeschrieben

Einig sind sich die Räte, dass es künftig keine Personalunion bei der Besetzung von Ämtern mehr geben soll. Deshalb werden zwei Stellen für je 30 Wochenstunden ausgeschrieben. Nicht nur diese Stellen müssen besetzt werden. Zwei schwangere Mitarbeiterinnen, die im Einwohner- und im Hauptamt eingesetzt waren, sind krankgeschrieben. Auch für sie wird Ersatz gesucht – allerdings befristet. Außerdem beginnt die neue Kämmerin, die ab Juni 2018 die Arbeit von Sabine Voigtländer übernehmen soll, bereits am 1. Dezember. „Damit bekommt Frau Voigtländer etwas mehr Luft, um sich um andere Belange der Gemeinde zu kümmern. Sie arbeitet zurzeit an allen Brennpunkten mit“, so Krawczyk.

Es sei toll zu spüren, wie die Mitarbeiter der Gemeinde wieder an einem Strang ziehen und über ihre eigentlichen Aufgaben hinaus Verantwortung übernehmen. so Krawczyk. Es herrsche ein wunderbares Arbeitsklima, ergänzt Burkert. Er ist seit Anfang Oktober vom Fachkrankenhaus Bethanien für seine Arbeit als stellvertretender Bürgermeister freigestellt. „Für dieses Entgegenkommen bedanke ich mich sehr“, sagt Jörg Burkert. Bei Sven Krawczyk, der Geschäftsführer des Bioenergiezentrums Westewitz ist, kommen die Aufgaben der Gemeinde obendrauf. „Ohne Unterstützung meiner Familie würde das nicht möglich sein“, so der Landwirt. Wichtig sei beiden wie allen Räten, zu zeigen, dass die Kommune selbstständig agieren kann. Kommentar