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Chefwechsel an der Förderschule

Nach drei Jahren verabschiedet sich der alte Schulleiter in den Ruhestand. Sein Nachfolger steht schon bereit.

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© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Stille liegt über dem Schulhof an der Magdeburger Straße in Weida. Die Förderschüler, die hier sonst lernen, haben sich in die Ferien verabschiedet. Geschäftig geht es derzeit vor allem im Büro des Schulleiters zu. Denn nach drei Jahren an der Förderschule Lichtblick geht Arndt Frommhold nun in den Ruhestand – und hat die ersten Ferientage für die Übergabe an seinen Nachfolger genutzt.

Der „Neue“ heißt Sebastian Wippich und ist an der Weidaer Schule ein bekanntes Gesicht. Nach Riesa kam er schon zum Referendariat, 2005 war das. Zu seinem Beruf fand er auf Umwegen. „Ich habe erst in Bielefeld drei Semester Erziehungswissenschaften studiert.“ Nebenbei arbeitete er im Behindertenfahrdienst. „Ich habe bemerkt: Das macht mir Spaß.“ Also wechselte Wippich nach Köln, wo er ein Sonderpädagogik-Studium anfing und in Leipzig beendete. Die Stadt kannte der 40-Jährige da schon, weil Verwandtschaft aus der Gegend kommt. Er selbst stammt auch aus der Region, ist nahe Torgau aufgewachsen.

Über den Fahrdienst zum Förderschullehrer, das sei fast schon ein typischer Weg, sagt der Noch-Schulleiter Arndt Frommhold. Für viele junge Menschen sei der Zivildienst prägend gewesen. Seit es den nicht mehr gebe, fehle vor allem der männliche Nachwuchs – auch unter den Förderschullehrern. Ohnehin leiden die Schulen unter Personalmangel, die Förderschulen sind da keine Ausnahme: Zuletzt bewarben sich sachsenweit 60 angehende Lehrer auf 175 Stellen.

Das macht sich auch auf Führungsebene bemerkbar, wie das Beispiel Weida zeigt. Seit 2008 eine Schulleiterin nach 15 Jahren in den Ruhestand ging, habe es ständige Wechsel in der Führungsebene gegeben, erklärt Arndt Frommhold. Mit Blick auf den jungen Nickritzer, der ihm nun nachfolgt, sagt er: „Ich habe die Hoffnung, dass hier nun mehr Kontinuität reinkommt.“ Riesa ist offenbar ein besonders schwieriges Pflaster, was Schulleiter-Posten angeht. Nicht nur die Förderschule hat diese Erfahrung machen müssen; auch die Oberschule in Merzdorf wurde lange von einer Stellvertreterin geleitet, weil sich niemand für die offene Stelle fand.

Mit der Nachfolgersuche hatte Frommhold schon kurz nach seinem Arbeitsantritt begonnen. „Vor anderthalb, zwei Jahren haben wir schon mal darüber miteinander gesprochen“, erinnert sich Sebastian Wippich. „Für mich war das damals nicht wirklich vorstellbar.“ Erst nach und nach sei die Entscheidung gereift, sich der neuen Aufgabe zu stellen.

Auch die Sächsische Bildungsagentur spielte mit, gab frühzeitig positive Signale, sodass der Übergang fließend ablief. Schon das Sommerfest der Schule organisierte der neue Schulleiter gemeinsam mit seiner Stellvertreterin, der Vorgänger hielt sich zurück. Es sei „eine totale Ausnahmesituation“, dass jemand die Position aus dem eigenen Haus übernehmen kann – und auch noch so viel Zeit blieb, betont Frommhold. „Das ist ein Glücksfall, auch für mich!“ Als Schulleiter trage er ja auch ein Stück Verantwortung für die Zukunft der Schule. Hätte sich kein Nachfolger gefunden, wäre das auch für ihn unbefriedigend gewesen.

Den 65-Jährigen zieht es nun erst einmal zurück nach Dresden. An seiner letzten beruflichen Station hat er auch einiges zu schätzen gelernt. „Wir haben hier eine hohe Eigenständigkeit des Kollegiums. Und wir haben keine Cliquenwirtschaft.“ Auch die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung funktioniere gut. „Das habe ich auch schon anders erlebt.“ Und der Lebenstraumgemeinschaft in Jahnishausen, wo er während der Zeit ein Zimmer bewohnte, sei er weiter sehr verbunden.

Sein Nachfolger hat vor allem Respekt vor der Verwaltungsarbeit. Aber er baut nicht nur in diesem Punkt auf die Hilfe seiner Stellvertreterin. „Sie ist total engagiert, übernimmt wahnsinnig viel Arbeit. Und wir verstehen uns gut.“ An Arbeit wird es dem neuen Schulleiter nicht mangeln. „Es gibt einen neuen Lehrplan, darauf wird erst einmal unser Hauptaugenmerk liegen.“ Vor allem die Berufsorientierung spiele da eine wichtigere Rolle.

In den Werkstufen wird der Lernbereich Arbeit & Beruf aufgewertet. Ziel ist es, den Stellenwert der Vorbereitung auf das spätere Berufsleben auch für unsere Schulart deutlich zu erhöhen und damit gleichzeitig die gesellschaftliche Teilhabe zu stärken. Wobei das in Weida schon vorher ein wichtiger Punkt gewesen sei, betont Wippich. „Wir haben relativ fitte Schüler, von denen sich einige auch in den öffentlichen Arbeitsmarkt integrieren lassen.“

Seine Klasse, die er hier über alle Jahrgangsstufen begleitet hat, hat Wippich vor ein paar Wochen in die Berufswelt entlassen. „Ein schöner Übergang“, sagt er. „Und nun kann etwas Neues beginnen.“