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Chef der Lokführergewerkschaft verbal entgleist

Berlin. Wegen einer höchst despektierlichen Bemerkung zum Thema Behinderung steht der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, in der Kritik. „Die Gewerkschaft sollte sich überlegen,...

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Berlin. Wegen einer höchst despektierlichen Bemerkung zum Thema Behinderung steht der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, in der Kritik. „Die Gewerkschaft sollte sich überlegen, ob jemand mit dieser Geisteshaltung als oberster Repräsentant weiterhin tragbar ist“, sagte Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Verena Bentele, der Bild-Zeitung.

Auf einem Aktionstag der GDL zum aktuellen Tarifkonflikt hatte Weselsky am Mittwoch gesagt: „Wenn sich zwei Kranke miteinander ins Bett legen und ein Kind zeugen, da kommt von Beginn an was Behindertes raus.“ Am Freitag hatte sich Weselsky dafür mit den Worten entschuldigt: „Ich bedaure, dass ich nicht die richtigen Worte gewählt habe.“

Weselsky wollte nach GDL-Angaben damit ausdrücken, dass durch die Vereinigung der beiden Bahngewerkschaften Transnet und GDBA zur Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) im Jahr 2010 keine starke Gewerkschaft entstanden sei.

Für Empörung sorgte der GDL-Vorsitzende auch bei der Konkurrenzgewerkschaft EVG. „Die Aussage von Herrn Weselsky hat mich auch persönlich schwer getroffen. Ich habe selber einen Sohn, der behindert zur Welt kam und in der Folge starb“, sagte der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner der Zeitung Bild am Sonntag. „Mit Menschen einer solchen Gesinnung, die zudem auf Polarisierung und Spaltung der Belegschaft setzen, kann ich nicht an einem Tisch sitzen und über eine Tarifkooperation verhandeln.“

In der aktuellen Tarifrunde der Bahn geht es nicht nur ums Geld für die Beschäftigten. Thema ist auch die Form der Zusammenarbeit der GDL mit der EVG. So will die Lokführergewerkschaft auch für andere Bahn-Beschäftigte verhandeln und damit der mitgliederstärkeren EVG-Konkurrenz machen. (dpa)