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Chaos mit Ansage

Die Baustellen auf der B 101 sorgen wir kilometerlange Staus in Meißen – aber es besteht Hoffnung auf Besserung.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke und Peter Anderson

Meißen. Die Staus waren lang, die Wellen der Empörung schlugen hoch: Am Dienstagmorgen ging auf Meißens Straßen teilweise nichts mehr. Allein, um vom Ortseingang aus Richtung Niederau bis zur Hafenstraße an der neuen Elbbrücke zu gelangen, also, um dreieinhalb Kilometer zurückzulegen, brauchten Autofahrer geschlagene 40 Minuten. Aus Richtung Großenhain auf der B 101 kommend, war es nicht besser. Nur schlimmer ging es noch: Weil auf der Melzerstraße beide Umleitungen der B 101 zusammengeführt wurden, war hier über Stunden Schritttempo angesagt. Dass die Rosa-Luxemburg- und die Fabrikstraße gesperrt waren, und der Beyerlein-Platz nur Richtung Niederauer Straße überquert werden konnte, hatte Auswirkungen bis auf die linselbische Stadtseite. Vom Plossen bis in die Poststraße und die Altstadtbrücke stauen sich die Autos, an und auf der Elbtalbrücke auf der B 101 und der B 6 Richtung Riesa ebenfalls.

Größtes Nadelöhr war die Melzerstraße. Der Grund: Hier werden beide Umleitungen der Bundesstraße 101 zusammengeführt.
Größtes Nadelöhr war die Melzerstraße. Der Grund: Hier werden beide Umleitungen der Bundesstraße 101 zusammengeführt. © Claudia Hübschmann
Blick in die leere Rosa-Luxemburg-Straße vom Beyerlein-Platz aus. Wenn nichts dazwischen kommt, soll der Bau an der B101 am 20. Mai geschafft sein.
Blick in die leere Rosa-Luxemburg-Straße vom Beyerlein-Platz aus. Wenn nichts dazwischen kommt, soll der Bau an der B101 am 20. Mai geschafft sein. © Claudia Hübschmann

Die Reaktionen auf das Verkehrschaos fielen entsprechend aus. So schrieb Susann Leske auf Facebook „steh‘ mittendrin, das ist unzumutbar“. Sven Fabian: „Bodenlose Frechheit, egal von wo man kommt, es geht nix mehr.“ Und Katrin Wagner schrieb: „Busse kommen auch keine. Warten im Triebischtal.“

Dabei war das Ganze ein Chaos mit Ansage. Anfang Februar hatte Holger Wohsmann, der Chef der Meißener Niederlassung des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (Lasuv), in der SZ angekündigt: „Wir müssen die Stadt dieses Jahr an gewisse Grenzen bringen.“ Nach 1990 seien die großen Durchfahrtsrouten durch Meißen in einer ersten Welle hergerichtet worden. Nach rund einem viertel Jahrhundert müssten diese Straßen wie die B 101 nun wieder repariert werden. Auch wenn das für den Laien meist nicht zu sehen sei. So hatte Claudia Gottschalk auf Facebook geschrieben: „Na Hauptsache eine noch gut erhaltene Straße wird aufgerissen, während woanders Schlaglöcher so groß wie ein Dinofuß und tief bis zum Mittelpunkt der Erde sind.“

Wohsmann macht auf die aktuelle Problematik aufmerksam: „Momentan kommen wir mit dem Erneuern gerade so hinterher. Ziel muss es sein, einen Vorlauf und so Spielraum zu gewinnen.“ Die Möglichkeit, den Bau länger über das Jahr zu strecken, bestehe nicht, da die Kapazitäten der Firmen stark ausgedünnt seien. Zudem hätten die Asphaltmischwerke ihre festen Ruhezeiten. „Wenn wir jetzt nicht beginnen, kommen wir irgendwann nicht mehr hinterher“, so Wohsmann. Hinzu kommt, die Tallage Meißens. „Es gibt keine Alternativen, die Verkehrsströme umzuleiten. Das Problem ist, dass ein Verkehrszug, der bereits im Normalfall kritisch ist, im Bauzustand nur eine sehr begrenzte Durchlassfähigkeit aufweisen kann“, erklärte Lasuv-Sprecherin Isabel Siebert auf SZ-Nachfrage.

Dass der Megastau am Dienstagmorgen auch Auswirkungen auf die Verkehrsgesellschaft Meißen (VGM) hatte, war leicht anhand der steckengebliebenen Busse zu sehen. „Wir hatten teilweise mehr als eine Stunde Verspätung“, erklärte VGM-Geschäftsführer Rolf Baum. Kollegen aus Großenhain hätten anderthalb Stunden gebraucht, um an ihren Arbeitsplatz zu kommen. „Bei uns liefen die Telefone heiß.“ Denn die Kollegen mussten potenziellen Fahrgästen von außerhalb, wo weit und breit nichts von einem Stau zu sehen war, erklären, warum der Bus nicht zu ihnen rauskommt. Natürlich hatte der Stau auch Auswirkungen auf den Schulverkehr. Im Franziskaneum etwa sind vier Lehrer und viele Schüler zu spät gekommen, so Schulsekretär Enno Aust. „Wenn Schüler auf den Bus angewiesen sind, dann wird es wohl auch in den kommenden Tagen schwierig, pünktlich zu kommen.“

Was passiert, wenn die Straßen so wie am Dienstagmorgen verstopft sind und es irgendwo brennt, lautete die Frage an den Meißener Wehrleiter Frank Fischer. „Wir haben Sonder- und Wegerechte, da müssen uns die Autofahrer notfalls Platz machen.“ Es müssten wie bei Unfällen auf der Autobahn Rettungsgassen gebildet werden. „Es würde vielleicht etwas länger dauern, aber wir würden definitiv ankommen.“

Was VGM-Chef Baum ärgert, ist der Zeitpunkt, da die Schilder für die Umleitungen und Absperrungen am Dienstagmorgen gestellt worden sind. „Mitten im Berufsverkehr ist so etwas doch tödlich.“ Den Zeitpunkt hat auch das Ordnungsamt kritisiert, so Stadtsprecherin Katharina Reso. Sie hofft, dass es nun nicht mehr zu einem solchen Stau wie am Dienstag kommt.