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Caspars Baum für Bischofswerda

Die Coloradotanne gewann das Casting von Bauhofleiter Sven Ganze und seinem Team. Konkurrenz gab es durchaus.

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© Steffen Unger

Von Gabriele Naß

Und auch in diesem Jahr kann Bischofswerda dem Striezelmarkt Paroli bieten. Natürlich nicht beim Weihnachtsmarkt selbst, der hier viel kleiner ist und nur vom 2. bis 4. Dezember dauert. Aber der Bischofswerdaer Baum ist mindestens genauso schön. Bauhofleiter Sven Ganze und sein Team haben ihn ausgewählt. Sieben Bäume in Bischofswerda, Weickersdorf, Pickau, Belmsdorf und Putzkau standen zur Auswahl. Gewonnen hat die Coloradotanne von Andre Caspar und seiner Familie an der Kampfbahn in Schiebock, weil sie besonders schön ist, aber nicht nur.

So sieht der Baum von Familie Caspar aus.
So sieht der Baum von Familie Caspar aus. © Steffen Unger

Große Auswahl an Bäumen

Dieser Baum von Familie Olbort aus Bischofswerda ist zu klein, braucht noch sechs Jahre.
Dieser Baum von Familie Olbort aus Bischofswerda ist zu klein, braucht noch sechs Jahre.
Herrmanns Bäume haben einen zu dicken Stamm, der sich auch zum Verjüngen nicht gut eignet.
Herrmanns Bäume haben einen zu dicken Stamm, der sich auch zum Verjüngen nicht gut eignet.
Vom Aussehen her ist Wemmes Baum schon perfekt. Nur wachsen muss er noch.
Vom Aussehen her ist Wemmes Baum schon perfekt. Nur wachsen muss er noch.
Diese Bäume bot Familie Böhme in Putzkau an. Aber sie konnten nicht gleichmäßig wachsen.
Diese Bäume bot Familie Böhme in Putzkau an. Aber sie konnten nicht gleichmäßig wachsen.
Schädels Fichte in Weickersdorf zählte zu den Favoriten. Und bleibt für 2017 im Rennen.
Schädels Fichte in Weickersdorf zählte zu den Favoriten. Und bleibt für 2017 im Rennen.

Die stattliche Tanne steht vor dem Haus der jungen Familie und kann dort ihre Wirkung nicht mehr voll entfalten, denn sie wird eingerahmt von zwei Freileitungskabeln des Energieversorgers Enso. Die Äste sind über eine der dicken Strippen, die Strom bringt, schon hinausgewachsen. Die Enso hält das für zu gefährlich und wird deswegen demnächst zum Freischneiden der Leitungen vorbeikommen. Andre Caspar und Lebensgefährtin Susann Mühlan wollen ihren Baum aber nicht verhunzen und dann so stehenlassen. Lieber boten sie ihn der Stadt Bischofswerda als Adventsschmuck für den Altmarkt an.

Hohe optische Ansprüche

Aber auch andere haben schöne Bäume, die sie der Stadt schenken wollen. Als Bauhofleiter Sven Ganze vergangene Woche seine Anschau-Runde dreht, hat er sechs neue Namen auf dem Zettel und noch einen aus dem vergangenen Jahr. Wonach er sucht, weiß er ganz genau. Der Baum für den adventlichen Markt muss hohen optischen Ansprüchen genügen und ein paar technische Parameter erfüllen, zum Beispiel auch gut zu fällen sein. Zuallererst schaut Sven Ganze aber danach, ob der Baum groß genug ist und er ringsherum voller schöner Zweige ist, die alle genug Platz hatten zum Wachsen. Zehn Meter und mehr sollte der Baum haben, aber keinen zu dicken Stamm. Der kann zwar verjüngt werden, darf dadurch aber nicht seine Stabilität einbüßen. Am Ende muss er in die unterirdische Hülse vorm Rathaus passen. Stämme, die dicker als 30 Zentimeter sind, hält der Bauhofleiter deswegen für weniger bis gar nicht geeignet.

In die engere Wahl kommt die Fichte von Siegrid Schädel in Weickersdorf. Majestätisch steht sie auf einer Anhöhe neben dem Haus und wirkt dadurch noch imposanter. Das Bauernhaus-Grundstück ist groß, der Baum hatte hier Platz zum Wachsen und das sieht man ihm auch an. Die Schädels wollen sich von ihrem Baum trennen, weil gebaut werden soll. 1985 oder 1986 ist die Fichte gepflanzt worden und jetzt rund zwölf Meter groß. Aber obwohl dieser Baum ideal ist, und Sven Ganze ihn gleich zu den Favoriten zählt, lässt er die Entscheidung noch offen.

Mehrere Bäume gegutachtet

Es geht erst noch nach Belmsdorf. Hier haben die Wemmes einen Baum angeboten. Der Bauhofleiter schaut ihn sich vom Zaun aus an, aber hier sagt er gleich: „Noch zu klein, ansonsten aber sehr schön. Der braucht noch ein paar Jahre, kommt dann aber mal an die Reihe.“ Die Reise geht weiter nach Putzkau. Hier hat Familie Böhme von der Schulstraße ein Angebot gemacht. Der Baum steht dicht mit anderen, das sieht man und deswegen kommt er nicht in die engere Wahl. Dass sich Bischofswerda einen Baum aus Putzkau holt, wäre aber infrage gekommen, obwohl der Aufwand größer ist, denn für den Transport über die Bundesstraße sind die behördlich notwendigen Antragswege noch einmal länger als wenn es nur durch die Stadt geht. Bevor er entscheidet, schaut sich Sven Ganze auch noch die Bäume von Familie Olbort am Rammenauer Weg und von Familie Herrmann am Schmöllner Weg in Bischofswerda an. Den von der Ludwig-Richter-Straße in der Pickau-Siedlung hat er vom letzten Jahr noch im Angebot. Alle diese Bäume sind schön, die an der Kampfbahn und in Weickersdorf sind aber schöner. Am Ende entscheidet Sven Ganze praktisch: Er nimmt zuerst das Angebot von der Kampfbahn an: „Den Baum von Caspars können wir nur dieses Jahr nehmen. Er wird jetzt beschnitten und ist danach nicht mehr so schön und nächstes Jahr wahrscheinlich gar nicht mehr da.“

Andre Caspar hatten überlegt, den Baum fällen zu lassen, bevor sie die letzten beiden Fassaden ihres Einfamilienhauses erneuern. Nun freut sich die Familie auf den Weihnachtsmarkt in Bischofswerda und darüber, dass nun diesmal ihr Baum dort steht: „Da erfüllt die Schönheit noch einen guten Zweck“. Gebührend verabschieden wollen sie sich von ihrem Baum zu Hause aber noch. Beim dreijährigen Söhnchen Lorenz ist die Vorfreude aber auf das Fällen schon besonders groß, denn die Feuerwehr und ein großer Kran kommen und da hat er was zu gucken, sagt der Vati.

Die große Colorado-Tanne unter den Freileitungen herauszubugsieren, ist schwieriger, als einen frei stehenden Baum zu fällen und zu bewegen. Sven Ganze hat das berücksichtigt, bevor er sich entschieden hat. Mit einem Kranspezialisten war er an der Kampfbahn, um zu sehen, ob der Baum dort im Ganzen zu holen ist, ohne Schaden zu machen. Ist es.

Dienstagfrüh wird der Baum dort gefällt, gleich anschließend zum Markt gefahren und dort aufgebaut.