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Carl Lewis hat frische Ideen

Der Ex-Weltrekordler will die Sprinterwelt ändern und Jamaikas Übermacht trotzen. Dafür ist er auf Talenteschau.

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© dpa

Von Kristof Stühm

Die Sprint-Legende steht auf der Leichtathletik-Anlage, die seinen Namen trägt, und schaut jungen Leuten beim Sprinten zu. Die Miene von Carl Lewis ist ernst, die Arme hat er vor der Brust verschränkt. Den Augen von „King Carl“ entgeht nichts. Penibel korrigiert er Fußstellung, Kniehub, Abdruck. Alles.

„Es ist okay, Perfektion anzustreben und das Beste aus sich herauszuholen“, sagt Lewis: „Wir sind niemals fertig.“ Lewis, der ehemalige Superstar, der Usain Bolt der 80er- und 90er-Jahre, ist schon lange Assistenz-Trainer an der Universität von Houston. Jetzt hat der „Leichtathlet des Jahrhunderts“ einen neuen Klub gegründet: „The Perfect Method“. Der 55-Jährige sucht von Texas aus seine Nachfolger, um sie zu Super-Sprintern auszubilden. „Ich bin darauf fokussiert, Amerikaner für Olympia bereit zu machen“, sagt Lewis.

Jamaika und Bolt haben die einst unschlagbaren US-Boys abgehängt, das Land der Sprinter stellte in Tyson Gay zuletzt 2007 einen Weltmeister über die 100 m. Ein Zustand, der für Lewis nur schwer zu ertragen ist. Er habe „frische Ideen“, entwickelt, um „schneller zu laufen“, sagt Lewis. Er bietet Internet-Seminare und Video-Tutorials an, verspricht aber keine Wunder: „Step by Step.“ Unter anderem wirbt er mit dem Slogan: „Erhalte die Einblicke eines Champions, und du machst einen Schritt, selber einer zu werden.“

Physiologie, Biomechanik, Ernährung, Psychologie. Lewis hat sich für sein weit gefächertes Projekt viele Experten ins Boot geholt, um die Lehren seines langjährigen Trainers Tom Tellez zu perfektionieren. Jedes Detail sei wichtig, die richtigen Bewegungsabläufe müssten so früh wie möglich vermittelt werden. „Ich sehe ein High-School-Kid. Es sagt, dass es jedes Jahr verletzt ist – und ich kann ihm sagen, warum“, sagt Lewis. Auch sein Ex-Sprint-Kollege und heutiger Chef an der Uni von Houston, Leroy Burrell, steht ihm zur Seite. Einer der beiden hielt zwischen 1988 und 1996 stets den Weltrekord über 100 Meter.

„Coach Carl entwickelt Miniatur Carl Lewises und Leroy Burrells“, sagt Sprinter LeShon Collins, der in Houston trainiert: „Sagen Sie es ihm nicht, aber ich denke, wir könnten sogar besser sein als sie.“ Auch Cameron Burrell ist Teil des Teams, der Sohn von Leroy Burrell steigerte seine Bestleistung auf 9,93 Sekunden. Der 22-Jährige ist derzeit die Nummer vier der Welt. Auch da sieht Lewis noch Luft nach oben. (sid)