Von Bettina Klemm
Große Kunst und reibungslose Organisation – das Konzept für das Canaletto-Stadtfest ist aufgegangen. Etwa 550.000 Besucher kamen an den zweieinhalb Tagen, um aufregend romantische Stunden zu erleben. Und sie ließen sich auch von zeitweiligen Wolkenbrüchen nicht abhalten.
Für Veranstalter Bernd Aust ist das ein schönes Gefühl. Er ist hauptsächlich für das kulturelle Programm auf den acht Bühnen zuständig. „Bei der Vielfalt konnten die Besucher auswählen, ob sie flanieren oder sich bewusst für einen Auftritt entscheiden“, sagt Aust. Er ist diesmal selbst in die Rolle der Akteure geschlüpft. Mit seinen Bandkollegen von Electra hat er am Freitagabend mit der Open-Air-Aufführung der Rocksuite „Die Sixtinische Madonna“ für einen ersten Höhepunkt gesorgt. Gemeinsam mit den Elbland-Philharmonikern und dem Chor Hoyerswerda wurden zudem bekannte Electra-Stücke in neuem Gewand geboten. 25.000 Menschen, so viele wie noch nie zum Eröffnungskonzert, hörten zu. „Auch für uns Künstler ist es ein berauschender Anblick, wenn man auf der Bühne vor dem Publikum steht und in die herrliche Stadtkulisse blickt“, sagt er. „Ich bin froh, dass ich es gemacht habe.“ Da Electra im nächsten Jahr endgültig aufhört, war dies zugleich die letzte Aufführung in dieser Größe. Obwohl Aust schon fast 50 Jahre musiziert, muss der heute 69-Jährige täglich üben, um die Qualität zu halten.
Großartig waren auch die Dresdner Philharmoniker, die Aust am Sonnabend persönlich hinter der Bühne begrüßte. Damit das Orchester auftreten kann, hatten die Veranstalter eine besonders große Bühne aufbauen lassen. Die 90 Musiker waren extra eher aus ihrem Urlaub zurückgekommen. Für Philharmonie-Intendant Amsel Rose eine Selbstverständlichkeit. „Es ist uns wichtig, beim Stadtfest dabei zu sein. Und es bereitet auch Spaß, vor dem großen Publikum zu spielen“, sagt Rose und lobt: Alles ist perfekt organisiert. Damit das klassische Konzert nicht gestört wird, hatte Aust den Händlern besonders eingeschärft, in dieser Zeit keine laute Musik an ihren Ständen zu spielen. Notfalls würde er sonst mit der Axt die Leitung kappen, droht Aust.
Doch die Störung kam aus einer anderen Richtung. Die Musiker hatten gerade eine Viertelstunde Sergei Sergejewitsch Prokofjews Kompostion zum Ballett „Romeo und Julia“ gespielt, als starker Regen über Dresden prasselte. Die Zuschauer suchten Schutz unter Schirmen, in Ständen und unter der Augustusbrücke. Die Musiker auf der Bühne machten eine Pause, um etwa eine halbe Stunde später das Konzert fortzusetzen. Und im Nu war auch der Platz wieder proppenvoll. „Wir hätten doch sonst etwas verpasst“, sagt ein älterer Herr, der bei der sich anschließenden Westside Story von Leonard Bernstein im Takt mit dem Fuß wippt.
Ob Frida Gold, Ute Freudenberg, Stern-Combo Meissen oder Carte Blanche, überall war das Publikum begeistert. Programmmacher Aust setzt auf Vielfalt. Das Budget reiche nicht für die ganz großen Namen, aber das sei auch nicht erforderlich. Das Stadtfest ist ohne Sponsoren nicht möglich. Es hat ein Budget von 650.000 Euro, mit Sach- und Medienleistungen sind es 1,2 Millionen Euro.
Mit 50.000 Euro beteiligt sich die Stadt Dresden. Sie feiert seit 16 Jahren im August ihren Stadtgeburtstag. Diesmal den 808. In den letzten drei Jahren konnten die Veranstalter eine immer größere Zufriedenheit bei den Besuchern erreichen. Bei einer ersten Umfrage haben sich 85 Prozent sehr wohl oder wohlgefühlt, schätzte Veranstalter Frank Schröder ein. In diesem Jahr gab es mehrere Neuerungen, wie einen Gottesdienst auf dem Theaterplatz, ein Kinderland mit Disney und Milka-Kuh sowie Monster-Schaukeln.
Sehr zufrieden zeigten sich auch Dampfer-Chefin Karin Hildebrand und Verkehrsmuseums-Direktor Joachim Breuninger. Auch ihre Zusammenarbeit zum Dampfschiff-Fest geht auf. Das Verkehrsmuseum verbuchte zudem am Sonnabend einen Besucherrekord.