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Campingplatz-Verkauf geplatzt

Die Dresdner Betreiber ziehen sich komplett aus dem Geschäft zurück – in der Saison 2017 soll der Platz geschlossen bleiben.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Manfred Müller

Zschorna. Thiendorf hat nie einen Hehl daraus gemacht: Nach der Fusion mit dem Nachbarn Tauscha sollte ein privater Betreiber den Campingplatz im Ortsteil Zschorna übernehmen. Im vorigen Jahr fand sich eine dreiköpfige Interessengemeinschaft aus Dresden, die ernsthafte Kaufabsichten hegte und die in der Campingsaison 2016 bereits per Gestattungsvertrag den Betrieb übernahm. Nun die Ernüchterung: Die „Projektwerkstatt Brettmühlenteich“ hat ihr Kaufangebot zurückgezogen. Die Dresdner begründen das mit ungeklärten Eigentumsverhältnissen, mit dem Investitionsstau auf dem Platz und dem Widerstand einzelner Camper gegen die notwendigen Sicherheitsauflagen. Ausschlaggebend aber seien die Pläne des Freistaates gewesen, in der Rödernschen Heide Windkraftanlagen zu genehmigen. „Dafür müsste der Wald zwischen der Autobahn und dem Brettmühlenteich gerodet werden“, erklärt Sabine Sittner von der Projektwerkstatt. „Das heißt, der Platz wäre dann ungeschützt dem Fahrzeuglärm ausgesetzt.“ Die Gemeinschaft habe aber nicht einfach einen Campingplatz betreiben, sondern einen Freiraum für naturnahe Erholungs- und Bildangebote fernab der städtischen Hektik schaffen wollen. Dafür sehe sie nun keine Möglichkeit mehr.

Für Thiendorfs Bürgermeister Dirk Mocker ist das eine schwere Enttäuschung. „Wir hatten große Hoffnungen in das Projekt und auch in die potenziellen Erwerber gesetzt“, sagt er. Die Gemeinde habe versucht, viele Unwägbarkeiten aus dem Weg zu räumen. Entscheidend seien am Ende aber wohl – siehe Windkraft – Punkte gewesen, die sich dem Einfluss der Kommune entziehen. „Klar ist aber“, unterstreicht Mocker, „dass es ein ‚Weiter so‘ auf dem Platz nicht geben kann.“ Dafür seien die Probleme zum Beispiel beim Brandschutz, aber auch mit einzelnen Campern zu groß. Thiendorfs Bürgermeister rief deshalb am Donnerstag seinen Gemeinderat zu einer Sondersitzung zusammen. Dort wurde festgelegt, dass der Campingplatz ab Mai 2017 geschlossen bleibt. Die Gemeinde will aber über den Sommer hinweg zumindest den Badebetrieb sichern.

Da sich Verhandlungen zwischen der Dresdner Projektwerkstatt und der Gemeinde bereits über ein Dreivierteljahr hinzogen, kommt der geplatzte Verkauf für niemanden wirklich überraschend. „Wir haben den Betreibern Unterstützung angeboten, worauf sie aber nicht reagierten“, sagt Annelies Habich vom Vorstand des Campervereins. Die Campingfreunde hatten – als Tauscha noch selbstständig war – selbst einen Kaufantrag eingereicht. Der Gemeinde jedoch erschien das Konzept der Projektwerkstatt überzeugender. Überdies wollte der Verein den Kauf des Geländes nicht über einen Kredit abwickeln, sondern mit den künftigen Stellplatz- und Parkplatzeinnahmen finanzieren. Er bot der Gemeinde deshalb eine Ratenzahlung bis zum Jahr 2023 an. Die Camper wollten die geforderte Kaufsumme von 250 000 Euro auch nicht komplett bezahlen, sondern die Kosten für den zentralen Abwasseranschluss – den die Gemeinde jahrelang vor sich herschob – abziehen. Die notwendigen Investitionen in Abwasserentsorgung, Elektrik und Sanitäreinrichtungen wollte der Verein über die Stellplatzeinnahmen finanzieren, allerdings nicht sofort, sondern über mehrere Jahre gestreckt. „Wir müssen erst einmal beraten, wie wir jetzt weiter verfahren“, sagt Annelies Habich. „Auf jeden Fall wollen wir den Campingplatz erhalten.“ Für den 30. Oktober ist eine Vorstandssitzung zum Thema geplant. Ob sie ihr Betreiberkonzept der Gemeinde schmackhaft machen und die Schließung damit abwenden können, bleibt allerdings fraglich.