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Camper kommen trotz Gebühr

Viele Durchreisende nutzen das Tages-Angebot für Caravaning am Stellplatz an der Elbe – ein Problem für Mitbewerber.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Ganz so groß ist das Gedränge auf den Wohnmobil-Plätzen in und um Meißen nicht mehr. Schließlich hat die Schule in Sachsen wieder begonnen. In anderen Bundesländern können die Schüler aber noch bis weit in den September ausspannen. Touristen sind also in diesen Tagen durchaus noch unterwegs. Mitte August ist Campen in der Stadt noch angesagt.

Trotz der 17 Hotels, 13 Pensionen und 38 Ferienwohnungen sowie einer Jugendherberge, die es in Meißen und der unmittelbaren Umgebung laut Tourist-Information derzeit gibt, erfreut sich der Urlaub mit dem eigenen Wohnmobil zunehmender Beliebtheit. Überzeugte Anhänger des sogenannten Caravaning sind auch Regina Quirini und ihr Freund Stefan Nagelschmidt. Auf dem gebührenpflichtigen Camping-Platz unterhalb der Albrechtsburg haben es sich die beiden Urlauber aus der Eifel bequem gemacht. Die 51-Jährige kocht gerade Mittag. Vor dem Wohnmobil sitzt ihr Freund in der Sonne und genießt den Blick auf Meißens Wahrzeichen. „Wir sind gestern aus Königstein in der Sächsischen Schweiz gekommen, zahlen für einen Tag nur fünf Euro“, sagt Quirini. Seit etwa eineinhalb Jahren erhebt die Stadt diese Gebühr. Dafür dürfen Caravaning-Freunde hier eigentlich nur 24 Stunden lang campen. Schließlich gibt es keinerlei Infrastruktur wie Frischwasserversorgung oder Entsorgungsmöglichkeiten. Dafür müssten Reisende die beiden offiziellen Caravanstellplätze – einen am Freizeitbad Wellenspiel und einen privaten am Hotel Landhaus Nassau an der Niederauer Straße – benutzen.

„Für uns ist dieser eine Tag Aufenthalt aber ideal. Wir wollen gerne in einigen Stunden weiterfahren Richtung Spreewald“, sagt Stefan Nagelschmidt. Den Stellplatz hätten sie erst kurz vor der Ankunft mit dem Handy im Internet gefunden. Da sie ihre Toilettenkassetten bereits in Königstein ausgeleert hätten, sei es so für sie am günstigsten. Und was ist für sie so toll am Urlaub mit dem Wohnmobil? „Erstens haben wir einen Hund. Für den gibt es keine Beschränkungen. Hinzu kommt, dass man nicht aufwendig Zimmer buchen muss, immer unabhängig unterwegs ist und sehr flexibel, was die Dauer des Aufenthalts betrifft“, nennt Regina Quirini die Vorteile. Meißen wollen die beiden Rheinländer gerne wieder besuchen, sagt sie. Es sei vor allem eine historisch interessante Stadt.

Drei bis vier andere Camper an der Elbe sehen das derzeit genauso. Ob sie auch länger hier stehen könnten als einen Tag? „Sicher, dann löse ich halt noch mal ein Ticket“, sagt ein Urlauber.

Das wiederum sieht das Ordnungsamt nicht gerne. Zwar gibt es auf den Parkautomaten keinen Hinweis, dass nur einmalig 24 Stunden geparkt werden darf. Da es sich hier aber nur um einen „geduldeten“, nichtoffiziellen Stellplatz handele, liege es auf der Hand, dass ein längerer Aufenthalt nur in Ausnahmefällen akzeptiert werde, so Stadtsprecher Philipp Maurer. Das Ordnungsamt führe regelmäßig Kontrollen durch – auch die Ordnung an den Parkplätzen betreffend.

„Da wir fast keine Probleme mit illegalem Camping oder Vermüllung haben, sind wir als Stadt recht tolerant. Schwierig wird es nur, wenn sich Wohnmobile mal auf die Parkplätze hinter der Eisenbahnbrücke verirren oder auf den Festplatz an der Elbe“, teilt Maurer mit. Für längere Aufenthalte müssten Camper auf die offiziellen Stellplätze ausweichen. Zumindest für die Fläche am Wellenspiel mit ihren 15 Plätzen für Wohnmobile wird mit einem Schild sogar am Stellplatz an der Elbe hingewiesen.

Das Caravaning neben dem Freizeitbad stellen die Städtischen Dienste Meißen zur Verfügung. Dort ist man mit der bisherigen Saison durchaus zufrieden. „Wir haben uns im Vergleich zu 2015 gesteigert, bisher über 1 000 Übernachtungen zu verzeichnen“, sagt Geschäftsführer Karl-Heinz Gräfe. Wer länger campen wolle und Frischwasserversorgung sowie Toilettenentsorgung nutzen möchte, der bezahle die neun Euro pro Nacht gerne, die es hier koste. Von dem 24-Stunden-Stellplatz an der Elbe fühlt er sich nicht benachteiligt – auch wenn zunehmend Urlauber nur eine Nacht in Meißen verbringen würden, daher den Elbe-Stellplatz bevorzugten.

Kritischer sieht das der Betreiber der 20 Wohnmobilstellplätze in der Nachbarschaft zum Hotel Landhaus Nassau. „Wir haben hier in richtig teuere Technik von Containern bis hin zu einem eigenen Bio-Klärwerk investiert“, sagt der Hotelier. Trotzdem kämen weniger Leute zu ihm, obwohl der Aufenthalt mit Entsorgung und bereitgestellten Stromanschlüssen nur 6,50 Euro koste. Daran sei auch der Elbe-Stellplatz schuld. „Viele Gäste wollen lieber dort stehen, kommen nur zum Entsorgen zu mir und schimpfen dann auch noch, wenn sie dafür fünf Euro bezahlen müssen“, sagt er. Einen Vorschlag gegenüber der Stadt, den Camping-Platz an der Elbe bis 18 Uhr für einen Grundpreis zur Verfügung zu stellen und anschließend durch eine Nachttaxe den Aufenthalt weniger attraktiv zu machen, habe er der Stadt bereits unterbreitet. „Da mache ich mir aber keine Illusionen mehr, schließlich nimmt die Stadt hier jeden Monat Hunderte Euro ein, wird wohl nichts ändern“, sagt der private Betreiber. Er sieht sich als Dienstleister, der ein komfortables Gesamtpaket für Meißen-Reisende bereitstellt, benachteiligt.

Doch die Stadt sieht keinen Handlungsbedarf. Man biete mit dem Stellplatz, unterhalb der Burg, der im letzten Jahr etwa 12 500 Euro einbrachte, eine beliebte Möglichkeit für Tagesausflügler und achte darauf, dass möglichst niemand länger verweilt. „Darum gilt das Ticket ja auch nur von 0 bis 24 Uhr. Wer über Nacht bleibt, müsste erneut einen Schein lösen“, so der Stadtsprecher. Eine Konkurrenz zu privaten Betreibern würde so vermieden.