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Busunfall wirft Fragen auf

Der Rettungseinsatz auf der B 156 läuft perfekt. Aber ist die Bundesstraße an dieser Stelle zu eng?

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© Christian Essler

Von Jana Ulbrich

Es ist zum Glück noch einmal glimpflich ausgegangen. Alle 19 Fahrgäste des einheimischen Reisebusunternehmens sind mit dem Schrecken und kleineren Blessuren davongekommen. Bis auf einen, der am Donnerstag noch zur Beobachtung im Krankenhaus ist, sind alle wieder zu Hause. Es hätte auch viel schlimmer kommen können auf der Bundesstraße 156 im Malschwitzer Ortsteil Briesing. Es ist Mittwochnachmittag kurz vor halb fünf. Die 19 reisefreudigen Senioren aus Bautzen und Umgebung sind auf dem Heimweg von einem erlebnisreichen Tagesausflug in den Weltkulturerbepark Bad Muskau und zur Kromlauer Rhododendronblüte. Die schöne Reise nimmt ein abruptes Ende. Aber was genau passiert ist in diesem Moment auf der B 156, diese Frage ist noch nicht endgültig geklärt.

Tatsache ist: Der 39-jährige Fahrer lenkt den Reisebus auf gerader Strecke über den rechten Fahrbahnrand hinaus – an einer Stelle, an der der Straßengraben direkt an den Asphalt grenzt. Der Fahrer hat keine Chance. Der Bus kippt zur Seite. Musste er einem entgegenkommenden Fahrzeug ausweichen? Die Polizei will das nicht ausschließen und sucht deshalb Zeugen.

Straßenabschnitt wird ausgebaut

In diesem Zusammenhang stellt sich auch eine andere Frage: Ist die Bundesstraße an dieser Stelle zu eng? Schon lange kritisieren Anwohner und Verkehrsexperten den schmalen Straßenverlauf dieses noch unsanierten Teilstücks. Die weiße Fahrbahnrand-Markierungslinie verläuft hier direkt am Asphaltrand. Der Asphalt wiederum grenzt direkt an die abschüssige Böschung. Dabei ist die B 156 eine wichtige und vielbefahrene Verbindungsstraße von Bautzen in nördliche Richtung – nach Boxberg, Cottbus, Polen und zur A 15. Sie wird auch vom Lkw-Verkehr stark frequentiert. „Wenn sich auf diesem Abschnitt zwei große Fahrzeuge begegnen, kommen sie kaum aneinander vorbei“, sagt Thomas Ruppelt von der Freiwilligen Feuerwehr Großdubrau.

Im Landesamt für Straßenbau und Verkehr sieht man die Lage weniger problematisch: Auf der B 156 begegnen sich ständig große Fahrzeuge. Die Breite der Straße sei dafür auch ausreichend, erklärt Sachbearbeiterin Nicole Wernicke. Auch die Markierungslinien am Fahrbahnrand seien in diesem Abschnitt ordnungsgemäß vorhanden. Ein Ausbau der Bundesstraße im Bereich von Zschillichau bis Briesing sei aber bereits im Plan. Das notwendige Planfeststellungsverfahren läuft zurzeit bei der Landesdirektion. Vom Verlauf des Verfahrens hängt es allerdings ab, wann der Ausbau beginnen kann. Bisher gibt es noch keinen Termin für einen Baubeginn.

Feuertaufe für neue Einsatzgruppe

Feuerwehrmann Thomas Ruppelt ist am Mittwochnachmittag der Einsatzleiter am Unfallort. Der 39-Jährige und seine Männer gehören zu den ersten Helfern. „Wir haben den Bus in Schräglage vorgefunden und gesehen, dass da noch Personen drin sind“, erzählt er. Die Einsatzkräfte schlagen die Frontscheibe des Busses ein und können so alle Fahrgäste nach draußen bringen. Der Schreck sitzt tief bei den Senioren. Sie sind geschockt, aber alle halbwegs wohlauf und nur leicht verletzt. „Sie hatten viel Glück im Unglück“, sagt Thomas Ruppelt.

Schnell treffen weitere Rettungskräfte am Unfallort ein. Der leitende Notarzt kommt sogar auf schnellstem Weg mit dem Hubschrauber. „Der Rettungseinsatz ist perfekt gelaufen“, lobt Thomas Ruppelt.

Es ist der erste Einsatz, bei dem Leitstelle und Rettungskräfte nach einem neuen Konzept für Großlagen arbeiten. Dienstschichtführer in der zentralen Rettungsleitstelle in Hoyerswerda ist an diesem Nachmittag Dirk Reich. Als der Notruf eingeht, entscheidet er sofort: „Großlage“.

51 Feuerwehrleute und 18 Rettungskräfte sind vor Ort. Dazu zum ersten Mal die neue Schnelleinsatzgruppe für Großlagenfälle. Die freiwilligen Rettungs-Helfer der Einsatzgruppe haben ihren Stützpunkt beim ASB in Bautzen. Sie werden wie die Feuerwehrleute über ihre Funkempfänger informiert. Die Zusammenarbeit der Rettungskräfte vor Ort läuft schnell und reibungslos. „Feuertaufe bestanden“, kann Dienstschichtführer Dirk Reich nach dem Einsatz bilanzieren.

Zeugen, die den Unfall beobachtet haben oder Angaben zur Fahrt des Reisebusses und zum Verkehr auf der B 156 zur Unfallzeit machen können, werden gebeten, sich beim Autobahnpolizeirevier Bautzen Tel. 03591-367-0 oder jeder anderen Polizeidienststelle zu melden.