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Busschleuse ärgert Copitzer

Wegen der Schikane meiden Autofahrer die Hauptstraße und weichen auf die Rennerstraße aus – für Anwohner eine Belastung.

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Von Alexander Müller

Siegfried Schulz wohnt äußerst idyllisch. Sein Garten grenzt direkt an die Wesenitz, manchmal schaut hier sogar der Biber vorbei. Der verhält sich zwar nicht immer im Sinne des Copitzers, nagt er doch gern an den Bäumen und sorgt so für einige Gefahr. Doch die kommt nun einmal von der Natur. Wirklich Sorgen macht Siegfried Schulz die gegenüberliegende Seite seines Grundstücks. Denn dort grenzt es an die Rudolf-Renner-Straße, die nach Ansicht des Anliegers zur Rennstrecke verkommen ist. „Unsere Befürchtungen sind leider eingetreten.“

Hintergrund des Ärgers ist der abgeschlossene Umbau der parallel verlaufenden Hauptstraße. Sie ist unattraktiver geworden für den Durchgangsverkehr, was zwar ein erklärtes Ziel der Sanierung war, aber bei den Anwohnern der Rudolf-Renner-Straße auf Unverständnis stößt. Denn alle Autos, die die Hauptstraße nicht mehr nutzen, rollen nun vor ihrer Haustür. Ein Grund ist die neu gebaute sogenannte Busschleuse. Vor dem Hauptstraßen-Umbau fuhren viele Kraftfahrer, die aus Richtung Graupa, Pillnitz und Radeberg kamen, über die Pillnitzer Straße am Berufsschulzentrum vorbei auf die Hauptstraße in Richtung Innenstadt. Eine große Abkürzung war das nie, man hatte aber oft trotzdem ein paar Sekunden Vorsprung, da hier der Verkehr meist etwas flüssiger lief.

Jetzt ist die Zufahrt von der Pillnitzer Straße auf die Hauptstraße durch eine Busschleuse verwehrt. Ein hoher Bordsteinstreifen zwischen den beiden Spuren für die Reifen verhindert, dass man mit dem normalen Auto weiterfahren kann. Für Busse ist das kein Problem, sie können und dürfen da durch. Auch Geländewagen und Kleintransporter können dank größerer Bodenfreiheit durch. Erlaubt ist das aber nicht. Siegfried Schulz hätte hier sowieso eine andere Idee. „Wir haben schon vor Langem vorgeschlagen, hier einen Kreisverkehr oder eine Ampel hinzubauen.“

Stadt sieht keinen Handlungsbedarf

Im Pirnaer Rathaus kennt man diese Vorschläge, wie auch die Beschwerden der Anwohner der Rudolf-Renner-Straße. „Das haben wir auch schon geprüft“, erläutert Stadtsprecher Thomas Gockel auf SZ-Nachfrage. „Ein Kreisverkehr geht aber vom Platz her nicht, da ist der zur Verfügung stehende Radius einfach nicht groß genug.“ Auch eine Ampel bringe verkehrstechnisch nichts an dieser Stelle.

Die Stadtverwaltung sieht aber auch die Situation auf der Rudolf-Renner-Straße anders als die sich beklagenden Anlieger. „Wir führen hier regelmäßig Geschwindigkeitskontrollen durch“, berichtet Thomas Gockel. Damit seien nicht nur Messungen gemeint, bei denen Temposünder anschließend zur Kasse gebeten werden. „Wir haben auch einen Kasten aufgehängt, der die Geschwindigkeit über einen längeren Zeitraum überprüft.“

Das Ergebnis der Auswertung habe gezeigt, dass die Rennerstraße keineswegs eine Rennstrecke sei. Es habe hier im Schnitt keine stärkeren und häufigeren Tempoverstöße gegeben als anderswo. Um zusätzlich zu einer Verkehrsberuhigung bzw. auf verantwortungsvolles Fahren hinzuwirken, gebe es inzwischen auch zwei Geschwindigkeitsanzeigen an der Einfahrt zum Herder-Gymnasium. Diese hätten eine erzieherische Wirkung und würden ihren Zweck durchaus erfüllen. Anwohner wie Siegfried Schulz befriedigt das nicht. Ihm geht es längst nicht nur um die Geschwindigkeit der Fahrzeuge. Durch die vielen Autos gibt es seiner Aussage nach noch eine weitere Belastung. „Wir spüren die Abgase mächtig.“ Der Staub aus deren Emissionen sei so stark, dass er sich sogar sichtbar auf die eigenen Fensterscheiben setze.