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Bus fahren geht auch mit Rollator

Senioren sollen an die Nutzung von Bussen herangeführt werden. Dabei spielt Angst eine wichtige Rolle.

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© André Braun

Von Eric Mittmann

Döbeln. So geht Bus fahren mit Handicap: Den Rollator in den Bus heben. Dann die Bremsen festsperren und sich mit einer Hand an der Tür und mit der anderen am Wägelchen festhaltend, in den Bus steigen. Die Bremsen lösen, einen Sitzplatz suchen und dann die Bremsen wieder sperren, damit der Rollator nicht wegrollt.

Diese Schritte konnten am Dienstag die Bewohner der Wohngemeinschaft „Fortschritt“ (WGF) an der Haltestelle an der Unnaer Straße üben. Zusammen mit Regiobus und dem Sozialverband VdK Sachsen veranstaltete die WGF das sogenannte Mobilitätstraining für Senioren, um die Selbstständigkeit ihrer Bewohner weiter zu fördern. „‘Ich bin froh, wenn ich drin bin‘, sagen unsere Leute meist, wenn wir sie über die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel befragen. Deswegen haben wir bereits eine theoretische Übung dazu im Mai organisiert und heute steht noch die Praxis an“, erklärt Katrin Näther.

Neben dem Einstiegstraining wurden die rund 20 Teilnehmer auch über Themen wie das Lösen von Fahrkarten informiert, und sie konnten das Verlassen des Busses üben. „Wichtig ist dabei, dass man den Bus rückwärts verlässt und nicht mit dem Rollator zuerst. Im Grunde wie das Einsteigen, nur umgekehrt“, meint Mathias Lorenz, Projektleiter des Mobilitätstrainings.

Eine weitere wichtige Lektion: Im Bus niemals auf den Rollator setzen. „Die Gehhilfe rutscht viel zu schnell weg und man macht sich zum Spielball der Fliehkräfte“, so WGF-Vorstand Stefan Viehrig.

Doch nicht nur bei der Wohnungsgenossenschaft, auch bei den Mitarbeitern von Regiobus scheint der Umgang mit älteren Fahrgästen immer mehr in den Vordergrund zu rücken. „Wir veranstalten jährlich ein bis zwei Fahrerschulungen zum Thema, bei denen die richtige Fahrweise sowie der Umgang mit älteren Fahrgästen geübt werden. Wie sich die Fahrer daran halten, können wir natürlich nicht vorhersagen, aber wir bemühen uns“, meint Verkehrsleiter Steffen Holzapfel.

Den Mitarbeitern der WGF gehe es indes vor allem darum, das Interesse ihrer Bewohner für die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel zu wecken und ihnen die Angst zu nehmen, sagt Kathrin Näther. „Nach Bedarf können wir ein solches Training auch noch einmal veranstalten. Die Leute werden schließlich auch mutiger, sprechen darüber und dann wollen es auch andere ausprobieren. Das ist immer noch die beste Werbung“, so die Mitarbeiterin.