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Burkauer machen Baggerfahrer fit

Das Technische Ausbildungszentrum ist bei Firmen in ganz Deutschland gefragt. Deshalb wird das Angebot nun weiter ausgebaut.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Burkau. Von wegen Baggerschein! Acht Männer, die jüngsten Mitte 20, der älteste geschätzt Mitte 40, sind an diesem Morgen in Burkau angetreten, um die erste Hürde für den Abschluss als geprüfter Baumaschinenführer zu nehmen. In vier Fächern wird an diesem Tag die Theorie geprüft. Viermal 90 Minuten. Die Messlatte liegt hoch, stellt der Prüfer gleich zu Beginn klar. Der Abschluss als „Baumaschinenführer für Erd- und Tiefbaumaschinen“ komme einer Gesellenprüfung gleich, sagt er. Auf die Theorie folgt in der zweiten Aprilhälfte für die Männer die praktische Prüfung. Seit Kurzem werden die Prüfungen im Technischen Ausbildungszentrum Sachsen durch die Handwerkskammer abgenommen. Das mache den Abschluss wertiger, sagt Ausbildungsleiter Jörg Lehmann. Und es ist nicht die einzige Neuerung, mit der sich die Einrichtung noch intensiver auf die Bedürfnisse der Wirtschaft einstellen möchte.

Domizil im stillgelegten Bahnhof

Seit gut zehn Jahren gibt es das von einem Verein getragene Technische Ausbildungszentrum Sachsen. Der Verein kaufte dafür den stillgelegten Burkauer Bahnhof und baute ihn um. 150 bis 200 Kursteilnehmer werden im Jahresdurchschnitt ausgebildet. Sie kommen vor allem aus Sachsen, aber auch aus anderen Bundesländern, wie zum Beispiel Niedersachsen, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern. Ausgebildet wird für Betriebe, Arbeitsagenturen und Jobcenter. Fast alle, die mit einem Bildungsgutschein nach Burkau kommen, finden schon während oder gleich nach der Ausbildung einen neuen Arbeitsplatz. Mit 98,2 Prozent habe die Zufriedenheitsbefragung unter den Teilnehmern im Jahr 2017 den besten Wert seit Gründung der Einrichtung erzielt, sagt Jörg Lehmann.

Das Technische Ausbildungszentrum Sachsen für Baumaschinenführer ist in seiner Art einmalig in der Region zwischen Dresden und Görlitz. Denn das Ausbildungsangebot orientiere sich an den Bedürfnissen der Unternehmen. Um die Theorie zu vermitteln, stehen im ehemaligen Bahnhof moderne Unterrichtsräume zur Verfügung. Die beiden fest angestellten Mitarbeiter des Vereins und Dozenten auf Honorarbasis erklären, wie Maschinen aufgebaut sind, wie sie standsicher bleiben, wie Gruben ausgehoben und Erdmassen aufgenommen werden. Für die praktische Ausbildung steht auf 800 Quadratmetern das Freigelände am Bahnhof zur Verfügung. Unter anderem an Baggern und Radladern werden die Baumaschinengeräteführer ausgebildet. Angeboten werden zudem Kurse für Kranfahrer und Gabelstaplerfahrer.

Wandel in der Kundenstruktur

Hinsichtlich seiner Kunden hat die Einrichtung in den vergangenen Jahren einen Wandel erfahren. In den ersten Jahren dominierten die geförderten Maßnahmen von Arbeitsagenturen und kreislichen Jobcentern. Inzwischen sind es weniger als 20 Prozent der Kursteilnehmer, die auf diesem Weg nach Burkau kommen. Deutlich gewachsen ist dagegen der Anteil von Bauleuten, die direkt von einem Betrieb geschickt werden. Bau- und andere Firmen haben einen wachsenden Bedarf an Fachkräften, beobachtet Jörg Lehmann. Begründet ist das in diesem Fall weniger in den geburtenschwachen Jahrgängen zu Beginn der 1990er-Jahre als vielmehr in den hohen Investitionen. Eine moderne Maschine kostet mehrere Hunderttausend Euro. Entsprechend hoch ist der Schaden, wenn sie nicht sachgerecht bedient wird oder sogar Unfälle passieren. Hinzu kommt: Gut ausgebildete Fachkräfte arbeiten besser und sind meist schneller als ungelernte. „Für den Betrieb rechnet sich da eine gute Ausbildung schnell“, sagt Jörg Lehmann. Und sollte es doch einmal zu einem Unfall kommen, brauchen Unternehmen einen versicherungsrelevanten Nachweis, dass ihre Mitarbeiter den heutigen Normen entsprechend ausgebildet worden sind.

Zwei neue Angebote ab 2018

Bisher bestimmten einzelne Module das Kursangebot. Diese richten sich vor allem an Menschen, die zumindest einen Berufsabschluss oder mehrjährige Berufserfahrung haben. Ab diesem Jahr kommen zwei weitere Angebote hinzu. Zum einen erhalten Leute, die weder einen Abschluss noch Berufserfahrungen nachweisen können, die Möglichkeit, einer einjährigen Vollzeitausbildung. Gestaffelt ist diese etwa je zur Hälfte im Burkauer Ausbildungszentrum und im Praktikumsbetrieb, der idealerweise auch der spätere Einsatzbetrieb ist, erläutert Jörg Lehmann. Andererseits gibt es in zahlreichen Betrieben „Praktiker durch und durch, denen nur der entsprechende Nachweis fehlt“. Sie können ab diesem Jahr in Burkau an einer zweitägigen „Leistungsfeststellung“ teilnehmen, bei der ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in Theorie und Praxis getestet werden. Auf dieser Grundlage wird dann entschieden, ob sie sich sofort der Prüfung durch die Handwerkskammer stellen können oder individuell darauf vorbereitet werden, sagt Jörg Lehmann.

Über die bereits bestehenden und neuen Ausbildungsangebote informiert das Zentrum am 13. April ab 10 Uhr. Neben Vertretern aus Betrieben und Einrichtungen, wie zum Beispiel Arbeitsagenturen, können auch Leute teilnehmen, die an einer Aus- bzw. Weiterbildung interessiert sind. Eine Anmeldung ist erforderlich.