Merken

Burkau rüstet sich für Wachstum

Die Gemeinde kauft die ehemalige Mittelschule, um Platz zu schaffen für Kinder. Doch nicht jeder befürwortet das.

Teilen
Folgen
© Steffen Unger

Von Carolin Menz

Burkau. Burkaus Gemeinderäte gaben jetzt grünes Licht für den Kauf der ehemaligen Mittelschule. Mit einer Gegenstimme wurde ein Beschluss gefasst, der Bürgermeister Sebastian Hein (CDU) ermächtigt, in konkrete Kaufverhandlungen mit dem bisherigen Eigentümer Uwe Klinnert zu treten. Der Burkauer hatte die 1973 erbaute Schule vor vier Jahren ersteigert, um darin seniorengerechte Wohnungen zu errichten. Doch sein Projekt scheiterte.

Ein Rückkauf der Schule sei auch aus diesem Grund immer wieder Thema in der Verwaltung und im Gemeinderat gewesen, sagt Sebastian Hein. „Wir wollen uns mit dem Kauf vor allem Optionen offen halten, sollte Burkau wie erwartet wachsen und mehr Kinder kommen“, so Hein. Die Voraussetzungen dafür werden geschaffen. Für zwei Baugebiete mit insgesamt 40 Parzellen werden Bebauungspläne erstellt. Burkau rechnet fest mit Zuzug, weil es hier an der A 4 vor allem auch für Dresdner interessant ist, zu bauen. „Wir haben uns die ehemalige Schule jetzt zunächst gesichert, um reagieren zu können, wenn Schule oder Kita an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen“, sagt Sebastian Hein. Denkbar wäre, dass in der alten Mittelschule zusätzliche Räume für Schul- und Kindergartenkinder oder den Hort geschaffen würden. „An den bestehenden Einrichtungen können wir nicht mehr erweitern“, so Hein. Der Bürgermeister wäre allerdings auch nicht abgeneigt, wenn sich ein Investor finden würde, der Wohnungen schaffen will. Gemeinderat Dr. Mathias Trauzettel (Die Linke) sähe die Möglichkeit, auf drei Etagen eine Art Gemeinschaftshaus zu bauen. „Mit Räumen für Hort, für Vereine und zum Wohnen. Die Lage im Zentrum des Ortes ist doch ideal“, meint er.

Kauf hält alles offen

Bitter sei der Verkauf der Schule an einen Investor mit Hotelplänen nach der Schließung gewesen, politisch damals nahezu erzwungen, wie der langjährige Gemeinderat Trauzettel sagt. „Heute sind die Bedingungen andere, wir haben mehr Kinder und sind als Gemeinde gezwungen, für die Unterbringung zu sorgen.“ Deshalb sei der Kauf wichtig und richtig. „Wir verhindern damit, dass die Schule erneut in Privathand fällt und wir wieder keinen Einfluss haben, was dort passiert. Mit dem Kauf halten wir uns alles offen.“

Die breite Mehrheit des Gemeinderates sieht das ebenso – bis auf einen. Bei Gemeinderat Markus Lohse (CDU) stößt der angestrebte Kauf auf völliges Unverständnis. Er stimmte dagegen. Eine halbe Stunde habe er vor dem Beschluss gegen das Vorhaben argumentiert, sagte er auf Nachfrage der SZ. „Ich finde den Kaufpreis für den Plattenbau zu hoch. Das, was vom jetzigen Eigentümer schon gebaut wurde, hat ja nichts mit einer gründlichen Sanierung zu tun. Das Geld investiert man später noch einmal“, so Markus Lohse. Das Haus wurde entkernt und teils trocken gelegt. Der Kaufpreis läge weit über den 15 000 Euro, die Uwe Klinnert einst zahlte. – Offiziell ist Stillschweigen zum Kaufpreis vereinbart. Weiterhin kritisierte Markus Lohse, dass Geld für ein Objekt ausgegeben werde, für das es weder Nutzungskonzept noch Finanzierungsgrundlage gäbe. Der bauliche Zustand sei gut, entgegnet Mathias Trauzettel der Kritik. „Wir Gemeinderäte haben uns davon bei einem Rundgang überzeugt. Das, was Uwe Klinnert bauen ließ, ist nutzbar. Es gibt eine Wertsteigerung, der wir teilweise gerecht werden wollen.“

Verkauserlöste dienten der Finanzierung

Kritische Stimmen gab es nach SZ-Informationen auch unter Bürgern. Einige wunderten sich, warum für die alte Schule Geld investiert wird oder bemängeln, vor vollendete Tatsachen gestellt worden zu sein. Mit der Kritik konfrontiert, widerspricht Bürgermeister Hein. „Es gab doch die Gelegenheit, darüber zu reden. Der Tagesordnungspunkt war öffentlich bekannt, ebenso war die Sitzung für alle offen.“ Die Finanzierung des Kaufpreises erfolge nicht über Rücklagen oder liquide Mittel. „Wir haben in diesem Jahr Flächen verkauft, zuletzt ein Grundstück im Gewerbegebiet. Diese zusätzlichen Einnahmen ermöglichen uns den Kauf.“ Gemeinderat und Tierarzt Mathias Trauzettel räumt auf Nachfrage ein, dass es nach dem Beschluss im Dorf durchaus offene Fragen gäbe. Er habe jedoch sehr viele bei „der Arbeit im Kuhstall“ beantworten können. „Als die Leute unsere Ambitionen hörten, konnten sie mit der Entscheidung mitgehen“, so Trauzettel.

Sebastian Hein betont, dass konkrete Pläne für die künftige Nutzung noch nicht vorliegen. Im kommenden Jahr sollen Optionen und Finanzierungsmöglichkeiten ausgelotet werden. „Unbedingt wollen wir die Burkauer mitnehmen und ihre Wünsche und Vorstellungen zur Nutzung in die Überlegungen einbeziehen“, so Hein. Im Januar soll der Kauf über die Bühne gehen. Noch-Eigentümer Uwe Klinnert wollte sich auf SZ-Anfrage weder zum Verkauf noch zu den Gründen des Baustopps äußern.