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Burgfräulein Bö begeistert Schüler

Unterricht mal anders: Bischofswerdas Stadtbibliothek machte es am Dienstag für rund 60 Zweitklässler möglich.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Von wegen rostiger Ritter! Was Patricia Prawit, Sängerin, Schauspielerin und ein wenig wohl auch Pädagogin, den kleinen Zuschauern bietet, ist alles andere als von Blech. Vorgestellt hat sie sich als Burgfräulein Bö. Sie mimt aber auch den feuerspeienden Drachen, den wie ein Roboter funktionierenden Lehrer, den immer schlecht gelaunten Schulhausmeister und natürlich auch den Titelhelden der Geschichte – den Ritter Rost. Sie singt, tanzt, tobt, wirbelt und rockt (ganz ohne E-Gitarre, dafür aber mit imitiertem Saxofon, wofür eine blaue Zipfelmütze herhalten muss) an diesem Vormittag im Bischofswerdaer Rathaussaal – und sie bezieht die Kinder in ihre Geschichte ein. Wie heißen doch gleich die Linien mit den schwarzen Punkten?, fragt sie gleich zu Beginn in die Runde. Und ein Chor aus rund 60 Kehlen antwortet „Noten“. Und schon sind auch die Kinder mittendrin im Geschehen.

Den Kindern hat’s gefallen, wie man in diesen Gesichtern sieht. Den Refrain der Lieder durften sie mitsingen.
Den Kindern hat’s gefallen, wie man in diesen Gesichtern sieht. Den Refrain der Lieder durften sie mitsingen. © Steffen Unger
Eine Auswahl aus der Stadtbibliothek – mit Ritter Rost.
Eine Auswahl aus der Stadtbibliothek – mit Ritter Rost. © Steffen Unger

Es sind Schüler der zweiten Klassen der Bischofswerdaer Grundschule Kirchstraße, die am Dienstagvormittag im Rathaussaal sitzen und die von Patricia Prawit gespielte Geschichte „Ritter Rost geht zur Schule“ erleben. Die Künstlerin, von Haus aus Sängerin, singt in dem einstündigen Programm mehrere lustige Lieder. In den Refrain dürfen die Mädchen und Jungen dann einstimmen. Mal ist es ein einfaches Lalala, das sie singen. Ein anderes Mal der Schlachtruf „Es ist der Hausmeister, der große Rausschmeißer“. Gemeint ist natürlich nur der in der Geschichte. Der Hausmeister an ihrer Bischofswerdaer Schule ist nett, versichern die Kinder gegenüber dem Burgfräulein.

Lust auf Bücher machen

Organisiert wurde die Veranstaltung von der Stadtbibliothek. Es gibt immer wieder Angebote von Veranstaltungsagenturen, sagt Bibliotheksmitarbeiterin Ute Käppler. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen trifft sie eine Vorauswahl und stimmt sich mit den Grundschulen bzw. Kindertagesstätten ab, was davon interessieren könnte und gebucht wird. „Wir haben einen Veranstaltungsfonds, aus dem wir den überwiegenden Teil der Kosten dieser Veranstaltungen decken können“, sagt Ute Käppler. Die Eltern zahlten am Dienstag 1,50 Euro für die Teilnahme ihres Kindes an dieser Veranstaltung.

Musikalische und andere Lesungen sollen nicht nur den geistigen Horizont der Kinder erweitern. Sie sollen ihnen auch Lust machen, Bücher aufzuschlagen und darin zu lesen. Viele der Kleinen, die am Dienstag in den Stuhlreihen sitzen, kennt Ute Käppler schon von der Einführung in die Stadtbibliothek, die die Mitarbeiterinnen für Schüler ab der zweiten Klasse anbieten. Einige von ihnen sind in der Bibliothek schon als Nutzer eingeschrieben, oft angeregt von ihren Eltern. Andere werden noch folgen, ist sich die erfahrene Bibliothekarin sicher.

Eins plus Eins ist gleich Elf

60 Minuten lang sind die Sieben- und Achtjährigen am Dienstag voll bei der Sache. Die musikalische Lesung mit Burgfräulein Bö ist weit mehr als nur Unterhaltung. Sie ist Deutsch- und Musikunterricht in einem. Patricia Prawit zieht die Kinder immer wieder in ihren Bann. Zum Beispiel dann, wenn sie das Kaffeekränzchen bei Burgfräulein Bö mit weiteren edlen Damen gibt, wenn sie die Ritterschule vorstellt, die so klapprig wie eine alte Ritterrüstung ist, wenn sie einen mäßig intelligenten König ins Spiel einführt und am Schluss das überraschende Ergebnis einer Rechenaufgabe präsentiert, die sich durch die gesamte Geschichte zieht, nämlich Eins plus Eins gleich – Elf. Gelächter in den Stuhlreihen. Klar, dass Bischofswerdas Kinder von heute heller als die Ritter von gestern sind.

Am Ende werden viele von ihnen sagen, ihnen habe „alles“ im Programm gefallen. Veranstaltungen wie die am Dienstag wirken nach, sagt Diane Schubert, Lehrerin an der Grundschule Kirchstraße. „Solche Lesungen bringen einen Mehrwert im Unterricht. Sie wecken die Liebe zu Büchern und zum Lesen“, sagt sie. Durch diese Veranstaltung wird Ritter Rost nun zu einem Teil des Unterrichtes. „Wir werden über die Geschichte sprechen – darüber, was wir gesehen haben, warum manches so geschehen ist und weshalb der Ritter trotz der Ritterschule dumm geblieben ist“, sagt Diane Schubert.

Ritter Rost und seine Geschichten, aufgeschrieben von Jörg Hilbert und Felix Janosa sowie fürs Kino und Fernsehen verfilmt, gehören seit über 20 Jahren in viele Kinderzimmer. Mittlerweile gibt es 15 Bände. Hinzu kommen Hörbücher und DVDs. Ausleihen kann man das alles auch in der Stadtbibliothek. Ute Käppler brachte einiges von dem mit, was dort für Kinder bereitsteht. Natürlich Material von Ritter Rost. Aber auch andere Bücher.