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Burger King spaltet die Stadt

Hat eine Ansiedlung von Burger King günstige Auswirkungen auf die Stadt? Die Meinungen gehen da weit auseinander.

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© Archiv/Klaus-Dieter Brühl

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Stadtrat Carsten Heine hat kein Problem damit, dass die Stadt die Fördermittel für den Abriss der Kasernen an der Papierfabrik zurückzahlen muss. Knapp 230 000 Euro kostet es die Stadt, innerhalb der Sperrfrist das Gewerbegrundstück an der Elsterwerdaer Straße neben Tools verkauft zu haben. Eine Jet-Tankstelle soll hier gebaut werden und ein Burger King. Eine Ansiedlung für die Stadt, die die Einbuße wert ist, findet Carsten Heine. Darüber gehen die Meinung nach Bekanntwerden des Verkaufs heftig auseinander. Im Netz wird diskutiert. Die SZ gibt einige Äußerungen wider.

Heike Häslich auf der SZ-Großenhain bei Facebook: Da gehen die Meinungen bestimmt voll auseinander. Mit Burger King im Schlepptau ein schlauer Zug – man muss sehen. Die Dörfer in der Umgebung werden sich freuen, denn man muss nicht mehr so weit fahren. Dass die Tankstelle mit dazugehört – gut die Konkurrenz schläft nicht.

Christian Böhme schreibt: Eventuell ist das Angebot, die Tankstelle und Burger King dort zu bauen, in vier Jahren nicht mehr so realisierbar und der Verantwortlichen mussten sozusagen die Gunst der Stunde nutzen. Ich denke, wenn man gesagt hätte „Ja, wir hätten das gern da hin gezimmert, aber erst in vier Jahren“ – dann würde sich eine andere Stadt über Burger King und eine Jet-Tankstelle freuen. Ich finde, es ist wirklich eine sehr schöne Maßnahme und eine wirklich sinnvolle Nutzung dieser Fläche.

Ganz anders Andreas Suche: Wer beschließt so einen Schwachsinn? Tankstellen haben wir wohl genug und habt ihr schon in einen Burger King geschaut? Da sitzt kein Mensch – voll an der Realität vorbei. Für Robert Beeg hat die Geschichte vor allem diesen Aspekt: Unfassbar. Die 98000 Euro „fehlen“ und sollen von den Eltern getragen werden, für Erzieher gibt’s in Großenhain keinen Tarif, aber über 200 000 Euro verschleudern ist drin?! So schön ein Fast Food vielleicht ist, sind die Hintergründe untragbar. Marco Bretschneider: Tankstelle und Fast Food Restaurant schön und gut, aber dass die Stadt dafür die Fördermittel vom Abriss der Kasernen, die da mal standen, an den Freistaat in Höhe von fast 230000 Euro zurückzahlen muss, aber um 98 000 Euro wegen der Kitagebühren gestritten hat, die die Eltern zahlen sollten – einfach beschämend so etwas. Hauptsache noch eine Tanke hinknallen, haben ja nicht genug davon – und dann hofft die Stadt ja noch, dass durch Burger King mehr junge Leute ins Kino gehen. Das wird immer schöner hier, so ein Handeln der Stadt verleitet mich immer mehr zum wegziehen. Dagmar Ressel sagt, was sich viele Großenhainer denken: Ein öffentliches Statement des Stadtrates zu dieser Entscheidung würde sicher viele interessieren, denn es ist für den Bürger nicht wirklich alles nachvollziehbar.

Für Stadtrat Kai-Michael Riepert, selbst Gastwirt, zum Beispiel war die Ansiedlung eine rein wirtschaftliche und keine kulinarische Entscheidung. „Wir hätten an der Ecke keinen größeren Gewerbebetrieb ansiedeln können und ich war erstaunt, dass Burger King neben Riesa, Meißen, Thiendorf überhaupt noch an einem weiteren Standort interessiert ist.“

Kai-Michael Riepert sieht die Ansiedlung deshalb auch als Chance für die Stadt, die so schnell nicht wiederkommt. Dass die Stadt Großenhain dafür vom Quadratmeter-Verkaufspreis von 37 Euro wegen der Fördergeld-Rückzahlung nur gut 14 Euro pro Quadratmeter behalten kann, ist für ihn da okay.