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Buntes Wartehäuschen

Nur wenige werden sich an die gemauerte Halle in Zittau erinnern. Sie lag genau in der Biegung auf der Südseite der Bahnhofstraße in der Nähe des Treppenaufganges zur Gellertstraße und gegenüber dem Schmalspurbahnhof.

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Nur wenige werden sich an die gemauerte Halle in Zittau erinnern. Sie lag genau in der Biegung auf der Südseite der Bahnhofstraße in der Nähe des Treppenaufganges zur Gellertstraße und gegenüber dem Schmalspurbahnhof. Das über zwölf Meter lange Gebäude war in die Böschungsmauer eingefügt, sein pultartiges Vordach ragte über den Bürgersteig. Links und rechts des Einganges befanden sich farbige Wandgemälde des Zittauer Maler Karl W. Schmidt. Eins zeigte einen Ritter mit dem Oybin im Hintergrund, das andere einen Mann in Oberlausitzer Tracht vor einer Ansicht von Jonsdorf. Unter diesen Bildern gab es Bänke. Das Innere der Halle war besonders in der DDR dunkel, meist schmutzig und unangenehm riechend, sodass viele Busreisende lieber draußen warteten.

Die Wandgemälde von Alfred Hartig von 1938 haben bis 2001 die Wartehalle geprägt. Ein Jahr später folgte der Abriss des Gebäudes. Fotos: privat/Bernd Gärtner
Die Wandgemälde von Alfred Hartig von 1938 haben bis 2001 die Wartehalle geprägt. Ein Jahr später folgte der Abriss des Gebäudes. Fotos: privat/Bernd Gärtner

In einer Akte von 1937 ist zu lesen, dass dieser Bau als „offene Autobus-Wartehalle am Hauptbahnhof Zittau für den Zweckverband Autobusbetrieb Zittau–Oybin–Jonsdorf“ entstand. Das Grundstück gehörte samt daraufstehender Villa ab 1933 der Gewerbekammer Zittau, der späteren Industrie- und Handelskammer (IHK). Nach Kriegsende erfolgte die Enteignung. Danach hatte zuerst die sowjetische Stadtkommandantur ihren Sitz im Gebäude, 1959 übernahm es die Staatssicherheit. Nach der Wende erhielt die IHK Haus, Grundstück und Wartehalle zurück.

Ein Restaurierungsversuch der beiden Gemälde misslang, Graffiti kamen hinzu. So erhielt die Wartehalle im Sommer 2001 bei der Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes einen neuen Anstrich. Dort, wo einst die Bilder waren, prangten nun rosafarbige Flächen. Im August 2002 folgte der Abriss. Mit blauen Steinen passte man ein neues Stück Böschungsmauer in die Lücke ein.