Geringe Mieten locken junge Unternehmer an. Doch bald soll der Bau an der Könneritzstraße Neubauten weichen.
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Von Kenny Langer
Das in die Jahre gekommene DDR-Hochhaus auf der Könneritzstraße 25 steckt voller Geschichten und Überraschungen. „Es ist ein richtig schönes, buntes Haus“, sagt Vermieterin Uta Bierwagen. Bunt nicht, weil die Fassade blau und gelb schimmert, sondern bunt, weil die Mieter kaum unterschiedlicher und vielseitiger sein könnten. Für die Vielfalt im DDR-Haus sorgen unter anderem Bildungs- und soziale Einrichtungen, Musikschulen mit Tonstudios, Fremdsprachenschulen, Vereine, junge Unternehmen sowie ein Verlag und sogar eine Zeitungsredaktion.
Mieter im DDR-Hochhaus
Früher wehte ein Plakat „Denkraum ab fünf Euro pro Quadratmeter“ an der Fassade. Das ist mittlerweile verschwunden, doch der niedrige Preis für die Warmmiete ist geblieben und hat viele Interessenten angelockt. „Ich denke, mit diesem Preis sind alle gut bedient. Das schafft zudem die Möglichkeit der Existenzgründung ohne ewig lange Mietverträge“, sagt Bierwagen weiter. Denn die Vertragslaufzeiten sind kurz und flexibel, das Gebäude zudem zentrumsnah gelegen und gut an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen. Was sich für neue Mieter zunächst zuvorkommend und gutherzig anhört, ist auf dem zweiten Blick auch für Eigentümer und Vermieterin von Vorteil: Denn durch die lockeren Vertragslaufzeiten kann den Mietern kurzfristig gekündigt werden. Zudem sind höhere Mietkosten nicht zumutbar – zu abgenutzt und verschlissen ist das Gebäude. Eine Sanierung ist dringend nötig. Doch die wird es nicht mehr geben – zu unwirtschaftlich wäre die Investition. Im Haus fühlen sich Mitarbeiter und Gäste deshalb in längst vergangene Zeiten zurückversetzt: Fenster, Heizkörper, Empfangsbereich – alles aus den 80ern.
Mittlerweile sind die Tage des in den 1980er-Jahren für den Energiebau Radebeul errichteten Gebäudeklotzes gezählt. Bald ist der Abriss geplant. Das Areal wurde von Münchner Investoren gekauft. In den geplanten Neubauten sollen Flächen für Büros, Handel und ein Parkhaus entstehen. „Vor Ende nächsten Jahres passiert da nichts“, sagt Christoph Dross, Ko-Investor. „Das Gebiet wird sich in den kommenden Jahren toll entwickeln. Das Gebäude auf der Könneritzstraße 25 ist aber ein Störfaktor.“ Der Neubau soll als eine Art Lärmriegel wirken, in dem Einzelhandel und Parkhaus vorstellbar wären. Hinter dem geplanten Neubau könnten dann hochwertige Häuser mit 300 bis 500 Wohnungen entstehen – ähnlich der bestehenden Bebauung am Schützenplatz. Die Kreativen aber müssen sich woanders günstige Büros suchen.