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Bunte Vielfalt im grauen DDR-Block

Geringe Mieten locken junge Unternehmer an. Doch bald soll der Bau an der Könneritzstraße Neubauten weichen.

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© Sven Ellger

Von Kenny Langer

Das in die Jahre gekommene DDR-Hochhaus auf der Könneritzstraße 25 steckt voller Geschichten und Überraschungen. „Es ist ein richtig schönes, buntes Haus“, sagt Vermieterin Uta Bierwagen. Bunt nicht, weil die Fassade blau und gelb schimmert, sondern bunt, weil die Mieter kaum unterschiedlicher und vielseitiger sein könnten. Für die Vielfalt im DDR-Haus sorgen unter anderem Bildungs- und soziale Einrichtungen, Musikschulen mit Tonstudios, Fremdsprachenschulen, Vereine, junge Unternehmen sowie ein Verlag und sogar eine Zeitungsredaktion.

Mieter im DDR-Hochhaus

Kaugummiautomat mit Köpfchen: Im Büro des jungen Unternehmens Reddo steht ein gigantischer Kaugummiautomat. Doch das zweieinhalb Meter hohe Gerät spuckt keine Süßwaren aus, verrät Geschäftsführer Dirk Hoffmann. In der sogenannten PresentBox stecken vielmehr Kugeln, die beliebig befüllt werden können. Durch Weiterverbreitung von Werbebotschaften im Internet wird die Maschine aktiviert und eine Kugel ausgegeben. Zum Einsatz kam die Maschine unter anderem bereits bei einer Berliner Parfümpreisverleihung und enthielt dort Kosmetik. „Wir wollen Geräte entwickeln, die nicht nur praktisch, sondern auch echte Hingucker sind“, sagt der 31-Jährige. Insgesamt fünf solcher interaktiven Maschinen hat die Firma seit Gründung 2015 bereits entwickelt. Bis zu zwei Neuentwicklungen sollen jährlich hinzukommen. Die Geräte werden allerdings nur vermietet und kosten pro Event zwischen 800 und 10.000 Euro.
Kaugummiautomat mit Köpfchen: Im Büro des jungen Unternehmens Reddo steht ein gigantischer Kaugummiautomat. Doch das zweieinhalb Meter hohe Gerät spuckt keine Süßwaren aus, verrät Geschäftsführer Dirk Hoffmann. In der sogenannten PresentBox stecken vielmehr Kugeln, die beliebig befüllt werden können. Durch Weiterverbreitung von Werbebotschaften im Internet wird die Maschine aktiviert und eine Kugel ausgegeben. Zum Einsatz kam die Maschine unter anderem bereits bei einer Berliner Parfümpreisverleihung und enthielt dort Kosmetik. „Wir wollen Geräte entwickeln, die nicht nur praktisch, sondern auch echte Hingucker sind“, sagt der 31-Jährige. Insgesamt fünf solcher interaktiven Maschinen hat die Firma seit Gründung 2015 bereits entwickelt. Bis zu zwei Neuentwicklungen sollen jährlich hinzukommen. Die Geräte werden allerdings nur vermietet und kosten pro Event zwischen 800 und 10.000 Euro.
Hilfe für Jungautoren: Holger Oertels erster Roman war bereit für die Veröffentlichung. Doch die Antwortschreiben der namhaften Verlage fielen allesamt ablehnend aus. Entweder passte der Roman nicht ins Verlagsprogramm oder war schlicht nicht verkäuflich, so das Urteil der Verleger. Der Journalist entschied, seinen eigenen Verlag zu gründen, den er zunächst nebenberuflich betrieb. Seit 2016 widmet er sich im DDR-Haus mit voller Kraft seinem Verlag. Die günstige Miete kommt ihm gerade recht. „Mit Finesse und Selbstausbeutung“, sagt der gelernte Offset-Drucker, könne er die Buchschmiede finanzieren. Im Dresdner Verlag bekommt jeder Autor, jedes Manuskript die Chance auf Veröffentlichung, ergänzt der Inhaber. Dabei spielen Bekanntheit des Autors oder literarische Trends keine Rolle. Unbekannte Schreiber würden zudem persönlich begleitet, gefördert und beraten. Bisher sind seit Gründung 1997 etwa 50 Titel von 40 Autoren erschienen.
Hilfe für Jungautoren: Holger Oertels erster Roman war bereit für die Veröffentlichung. Doch die Antwortschreiben der namhaften Verlage fielen allesamt ablehnend aus. Entweder passte der Roman nicht ins Verlagsprogramm oder war schlicht nicht verkäuflich, so das Urteil der Verleger. Der Journalist entschied, seinen eigenen Verlag zu gründen, den er zunächst nebenberuflich betrieb. Seit 2016 widmet er sich im DDR-Haus mit voller Kraft seinem Verlag. Die günstige Miete kommt ihm gerade recht. „Mit Finesse und Selbstausbeutung“, sagt der gelernte Offset-Drucker, könne er die Buchschmiede finanzieren. Im Dresdner Verlag bekommt jeder Autor, jedes Manuskript die Chance auf Veröffentlichung, ergänzt der Inhaber. Dabei spielen Bekanntheit des Autors oder literarische Trends keine Rolle. Unbekannte Schreiber würden zudem persönlich begleitet, gefördert und beraten. Bisher sind seit Gründung 1997 etwa 50 Titel von 40 Autoren erschienen.
Zeitlose Lampen vom Bastler: Ein Satz aus Nino Liebetraus Schulzeugnis der ersten Klasse sollte sich durch sein Leben ziehen: „Nino bastelt gern und mit viel Geschick.“ Als der 28-Jährige später für sein Wohnzimmer einen grünen Lampenschirm suchte, fand er keinen. Der quirlige, begeisterte Bastler legte deshalb selbst Hand an und fertigte so sein erstes Unikat. Schnell sprach sich sein Werk im Freundeskreis herum. Er bekam erste Aufträge und entschloss, sich zur Selbstständigkeit. Seit Einzug 2015 entstehen in seiner Lampen-Manufaktur Bunter Wohnen handgefertigte Tisch- und Pendelleuchten, die er für 50 bis 100 Euro im Internet anbietet. „Ich möchte keine Standard-China-Massenware verkaufen“, sagt der gelernte Erzieher. Wert legt er deshalb auf Nachhaltigkeit und Namen. Soweit möglich, arbeitet er mit Partnern aus der Region zusammen und nennt die Lampen zum Beispiel „kühner Karl“, „ehrgeizige Erna“ oder „treuer Theo“.
Zeitlose Lampen vom Bastler: Ein Satz aus Nino Liebetraus Schulzeugnis der ersten Klasse sollte sich durch sein Leben ziehen: „Nino bastelt gern und mit viel Geschick.“ Als der 28-Jährige später für sein Wohnzimmer einen grünen Lampenschirm suchte, fand er keinen. Der quirlige, begeisterte Bastler legte deshalb selbst Hand an und fertigte so sein erstes Unikat. Schnell sprach sich sein Werk im Freundeskreis herum. Er bekam erste Aufträge und entschloss, sich zur Selbstständigkeit. Seit Einzug 2015 entstehen in seiner Lampen-Manufaktur Bunter Wohnen handgefertigte Tisch- und Pendelleuchten, die er für 50 bis 100 Euro im Internet anbietet. „Ich möchte keine Standard-China-Massenware verkaufen“, sagt der gelernte Erzieher. Wert legt er deshalb auf Nachhaltigkeit und Namen. Soweit möglich, arbeitet er mit Partnern aus der Region zusammen und nennt die Lampen zum Beispiel „kühner Karl“, „ehrgeizige Erna“ oder „treuer Theo“.
Der richtige Klick für Senioren: Senioren sind technikscheu. Dieses Klischee kann Susann Stein, Mitarbeiterin an der Senioren-Computerschule DresdnerLeben, nicht bestätigen. Nach ihrer Erfahrung sind die Senioren sehr wissbegierig und schreiben fleißig mit, wenn ihnen etwas Neues erklärt wird. „Man muss ihnen nur die Angst nehmen, etwas falsch zu machen. Und die nehmen wir ihnen, indem wir sagen, da kann nichts passieren“, sagt die 28-Jährige. Der Unterricht findet dazu auf dem eigenen Gerät statt, damit sie dieses direkt kennenlernen und zu beherrschen verstehen. Sicherheitshalber wird im Vorfeld stets eine Datensicherung durchgeführt. Die Computerschule richtet sich an die Altersgruppe 45+, die meisten Teilnehmer aber sind über 60 Jahre alt. Das Angebot reicht von individueller Computernachhilfe in den eigenen vier Wänden über Gruppenkurse vor Ort bis hin zur Foto- und Filmbearbeitung. Seit 2015 gibt es die Schule.
Der richtige Klick für Senioren: Senioren sind technikscheu. Dieses Klischee kann Susann Stein, Mitarbeiterin an der Senioren-Computerschule DresdnerLeben, nicht bestätigen. Nach ihrer Erfahrung sind die Senioren sehr wissbegierig und schreiben fleißig mit, wenn ihnen etwas Neues erklärt wird. „Man muss ihnen nur die Angst nehmen, etwas falsch zu machen. Und die nehmen wir ihnen, indem wir sagen, da kann nichts passieren“, sagt die 28-Jährige. Der Unterricht findet dazu auf dem eigenen Gerät statt, damit sie dieses direkt kennenlernen und zu beherrschen verstehen. Sicherheitshalber wird im Vorfeld stets eine Datensicherung durchgeführt. Die Computerschule richtet sich an die Altersgruppe 45+, die meisten Teilnehmer aber sind über 60 Jahre alt. Das Angebot reicht von individueller Computernachhilfe in den eigenen vier Wänden über Gruppenkurse vor Ort bis hin zur Foto- und Filmbearbeitung. Seit 2015 gibt es die Schule.

Früher wehte ein Plakat „Denkraum ab fünf Euro pro Quadratmeter“ an der Fassade. Das ist mittlerweile verschwunden, doch der niedrige Preis für die Warmmiete ist geblieben und hat viele Interessenten angelockt. „Ich denke, mit diesem Preis sind alle gut bedient. Das schafft zudem die Möglichkeit der Existenzgründung ohne ewig lange Mietverträge“, sagt Bierwagen weiter. Denn die Vertragslaufzeiten sind kurz und flexibel, das Gebäude zudem zentrumsnah gelegen und gut an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen. Was sich für neue Mieter zunächst zuvorkommend und gutherzig anhört, ist auf dem zweiten Blick auch für Eigentümer und Vermieterin von Vorteil: Denn durch die lockeren Vertragslaufzeiten kann den Mietern kurzfristig gekündigt werden. Zudem sind höhere Mietkosten nicht zumutbar – zu abgenutzt und verschlissen ist das Gebäude. Eine Sanierung ist dringend nötig. Doch die wird es nicht mehr geben – zu unwirtschaftlich wäre die Investition. Im Haus fühlen sich Mitarbeiter und Gäste deshalb in längst vergangene Zeiten zurückversetzt: Fenster, Heizkörper, Empfangsbereich – alles aus den 80ern.

Mittlerweile sind die Tage des in den 1980er-Jahren für den Energiebau Radebeul errichteten Gebäudeklotzes gezählt. Bald ist der Abriss geplant. Das Areal wurde von Münchner Investoren gekauft. In den geplanten Neubauten sollen Flächen für Büros, Handel und ein Parkhaus entstehen. „Vor Ende nächsten Jahres passiert da nichts“, sagt Christoph Dross, Ko-Investor. „Das Gebiet wird sich in den kommenden Jahren toll entwickeln. Das Gebäude auf der Könneritzstraße 25 ist aber ein Störfaktor.“ Der Neubau soll als eine Art Lärmriegel wirken, in dem Einzelhandel und Parkhaus vorstellbar wären. Hinter dem geplanten Neubau könnten dann hochwertige Häuser mit 300 bis 500 Wohnungen entstehen – ähnlich der bestehenden Bebauung am Schützenplatz. Die Kreativen aber müssen sich woanders günstige Büros suchen.