Von Daniela Pfeiffer

Auf einem Campingstühlchen in der ersten Reihe sitzen und dabei Eis essen – das geht gar nicht. Nicht beim Straßentheater. So was sehen die Künstler sofort, der Eisesser musste nicht lange warten, er wurde sofort die Darbietung von Godelieve Huijs auf dem Marienplatz einbezogen. Sie begrüßte, scheckerte ein wenig mit ihm, warf seiner Frau immer mal einen vernichtenden Blick zu, bereitete ihm ein kleines Tischchen, stellte das Eis darauf und putzte ihm nachher sogar mit dem Taschentuch einer anderen Zuschauerin den Mund. Zwischendurch hielt sich Huijs, die ganz in Orange gekleidet ist und unter dem Namen Tukkers Connexion auftritt, an andere Männer, spielte, flirtete, faxte mit ihnen. Sie war eine der beiden Künstler, die dank einer SZ-Spendenaktion noch ins Programm mit aufgenommen werden konnte. Und erneut erwies sie sich mit ihrer lockeren, sympathischen Art als Publikumsliebling – und das ohne ein einziges Wort zu sagen. Ihr Spiel – reine Pantomime.

Das ist Straßentheaterfestival in Görlitz. Künstler und Publikum ohne Abstand beieinander, auch auf die Gefahr hin, in die Mitte geholt zu werden und mitmachen zu müssen. Die meisten taten das freiwillig und locker, andere eher peinlich berührt. Dem Publikum hat’s gefallen. Das 22. Via-thea fiel ruhiger aus als so manches in den Vorjahren, ohne großes Abschlussspektakel am Sonnabendabend, vielleicht auch mit ein paar Zuschauern weniger als sonst, denn es fand diesmal mitten in den Ferien statt. Wie viele Besucher genau gekommen waren, konnte Chef-Organisatorin Christiane Hoffmann am Sonntag noch nicht sagen. Nur so viel: „Wir sind sehr zufrieden, tolle Künstler, tolles Publikum.“Auch an etwas weiter entfernten Auftrittsorten sei das Konzept aufgegangen, etwa im Bahnhof oder auf dem Nikolaifriedhof. Auch die Künstler hätten sich sehr positiv geäußert.