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Bundeswehr startet Türkei-Einsatz

Für eine NATO-Mission in der türkisch-syrischen Grenzregion sind am Dienstag zwei „Patriot“-Raketenstaffeln in Travemünde verschifft worden. In Eindhoven ist außerdem ein Vorauskommando zusammen mit niederländischen Soldaten in den Einsatz gestartet.

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© dpa

Von André Spangenberg

Eindhoven/Travemünde. Knapp einen Monat nach dem Bundestagsbeschluss hat die Bundeswehr am Dienstag ihren Türkei-Einsatz begonnen. Während in Travemünde die beiden „Patriot“-Raketenstaffeln verschifft wurden, starte vom niederländischen Flughafen Eindhoven aus ein Vorauskommando mit 20 deutschen Soldaten. Sie bereiten in den kommenden Wochen die Verlegung der deutschen Flugabwehrraketen vor, die für Ende des Monats in der Türkei erwartet werden.

Einsatz mit defensivem Charakter

Vorgesehen ist, bis zu 350 Bundeswehrsoldaten nahe der ostanatolischen Stadt Kahramanmaras rund 100 Kilometer nördlich der Grenze zu Syrien zu stationieren. Der NATO-Partner Türkei hatte um diese militärische Unterstützung gegen eine mögliche Raketenbedrohung aus dem Nachbarland gebeten. Militärexperten gehen davon aus, dass Syrien über mehrere Hundert Mittelstreckenraketen verfügt, die auch mit chemischen Kampfstoffen bestückt werden können.

Der Einsatz hat nach Angaben von Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) einen rein defensiven Charakter. Eine Unterstützung zur Errichtung einer Flugverbotszone in Syrien ist nicht vorgesehen. Neben Deutschland schicken auch die USA und die Niederlande die hochmodernen Flugabwehrsysteme mit 400 beziehungsweise 360 Mann in die Türkei. Damit werden insgesamt mehr als 1.000 NATO-Soldaten an die türkisch-syrische Grenzregion verlegt.

Deutsche operieren zusammen mit Amerikanern und Niederländern

Die Bundeswehrangehörigen des Vorauskommandos kommen vor allem aus den Flugabwehrraketengruppen 21 in Sanitz und 24 in Bad Sülze (Mecklenburg-Vorpommern), die von Führungsunterstützungskräften der Luftwaffe aus Fürstenfelbruck (Bayern) begleitet werden. Vom niederländischen Eindhoven aus flogen sie in die Türkei.

Zielort der 20 deutschen und 30 niederländischen Soldaten war zunächst die türkische US-Basis Incirlik, bevor es für die Bundeswehrangehörigen am Mittwoch zum deutschen Einsatzort in Ostanatolien weitergeht. Die holländischen Truppen werden in Adana und die US-Soldaten in Gaziantep stationiert.

Parallel wurden am Dienstag in Lübeck-Travemünde das Material der Raketenstaffeln auf ein Frachtschiff verladen. Der Frachter „Suecia Seaways“ der dänischen Reederei DFDS wird die rund 300 Fahrzeuge und 90 Container zum türkischen Hafen Iskenderun bringen, wo das Schiff am 21. Januar einlaufen soll. Von dort aus werden die Raketenstaffeln auf dem Landweg in die türkische Provinzhauptstadt Kahramanmaras verlegt. Die Verlegung des deutschen Hauptkontingents ist für Ende Januar vorgesehen.

Einsatzbereitschaft ab Ende Januar

Ankara hatte Ende vergangenen Jahres die NATO um Hilfe für den Schutz wichtiger Infrastrukturziele gebeten. Neben Deutschland beteiligen sich die USA und die Niederlanden an dem NATO-Einsatz „Active Fence Turkey“, da sie als einzige Bündnispartner ebenfalls über die modernsten „Patriot“-Modelle verfügen, die auch Mittelstreckenraketen abfangen können. Die volle Einsatzbereitschaft ist ab Ende Januar geplant. (dapd)