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Bundespräsident ist Tylors Pate

Mit dem neunten Kind ist die Familienplanung bei Schindlers abgeschlossen. Einen großen Wunsch haben die Eltern noch.

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© André Braun

Von Cathrin Reichelt

Roßwein. Eigentlich ist Tylor-André die Hauptperson. Doch das interessiert den Eineinhalbjährigen nicht wirklich. Ganz ruhig auf dem Schoß von Papa André Schindler sitzend inspiziert der Junge nur mit den Augen das Bürgermeisterzimmer von Veit Lindner (parteilos). Das anschließende Blitzlichtgewitter lässt der Kleine ebenso ungerührt über sich ergehen. Dann traut er sich doch, seine Erkundungstour auf noch etwas wackeligen Beinen fortzusetzen.

Der Anlass, der Familie Schindler ins Roßweiner Rathaus geführt hat, ist ein ganz besonderer. Tylor-André ist ihr neuntes Kind, für das Bundespräsident Joachim Gauck die Patenschaft übernommen hat. Neben einer Urkunde gibt’s für das jüngste Familienmitglied der Schindlers 500 Euro und einen Teddy vom Bürgermeister. „Mit dem Geld könnt ihr machen, was ihr wollt: Anlegen für das erste Moped, die Jugendweihe oder jetzt ein schönes Spielzeug kaufen“, schlägt Lindner vor. Doch Mutti Karin Schindler hat eine bessere Idee: „Sparen ja, aber für den Schulanfang.“

Veit Lindner und die Schindlers kennen sich schon lange. Sie haben einmal Haus an Haus gewohnt. Dort hat er auch die Polterhochzeit des Paares im Jahr 2007 miterlebt. Das lebt aber schon seit 25 Jahren zusammen. „Eigentlich wollten wir nie heiraten, aber so sind die Kinder abgesichert“, meint die 38 Jahre alte Mutter.

Heute sind die Schindlers in einer 170  Quadratmeter großen Sechszimmerwohnung zu Hause. Eigentlich genug Platz für die große Familie. Trotzdem wünschen sich die Eltern ein eigenes Haus. Eins das sie selbst ausbauen und gestalten können. Ein eigenes Reich, in dem sie nicht schief angesehen werden, wie es öfter passiert, wenn sie gemeinsam unterwegs sind. Veit Lindner hat sofort eine Idee und rät ihnen, sich ein Haus am Rand der Innenstadt genauer anzusehen. Dort hätten auch die Kinder Platz, bei denen die Mädchen in der Überzahl sind. Alle wohnen noch zu Hause, auch wenn der Älteste nur noch am Wochenende kommt. Der 20-jährige Tom absolviert gerade eine Lehre zum Elektriker.

Ein normaler Tag beginnt bei den Schindlers um 5.15 Uhr. „Aufstehen, waschen, das Auto holen, während meine Frau Kaffee macht. Dann werden die Kinder geweckt, fertiggemacht und in die Kita und die Schule gebracht“, fasst André Schindler kurz zusammen. Die Großen gehen natürlich allein zur Schule. Wenn das Wetter schön ist, geht die Familie nachmittags raus. Und der Abend gehört den Eltern. Zum Ausgleich für den Familienalltag zeichnet und liest Karin Schindler. Ehemann André findet im Puzzeln Ruhe.

Vater hilft mit

Im Sommer ist die Familie fast jeden Tag im Garten. André Schindler ist der stellvertretende Vorsitzende des Gartenvereins Wunderburg. Dort bewirtschaftet die Familie eine 1 200 Quadratmeter große Parzelle. „Wir bauen jedes Jahr Kartoffeln, Rosenkohl und Petersilie an“, so André Schindler. „Auch die Kinder haben ihre Ecke, die sie pflegen.“ Das hilft wirtschaften. Denn allein für die Grundversorgung landen zum Beispiel pro Woche fünf Dreipfundbrote und zwölf Litertüten Milch im Einkaufskorb.

Während die Eltern erzählen, wird Tyler doch unruhig. „Er braucht sein Mittagessen“, erklärt Karin Schindler. Sie hat gerade das Erziehungsjahr beendet und möchte nun wieder als Krankenpflegerin arbeiten. Die restliche Erziehungszeit hat Vater André übernommen. Er hat Schmied gelernt und anschließend als Maurer gearbeitet. Beide Berufe kann der 42-Jährige aufgrund einer Krankheit nicht mehr ausüben. Deshalb kümmert er sich jetzt intensiv um Tylor-André, bis er ab Mai 2016 die Kita Bussi-Bär besuchen wird.