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Büros statt Flüchtlingsheim

In das Haus am Prasseweg 9 sollen Firmen einziehen. Zuvor hat sich der Kreis teuer aus dem Mietvertrag herausgekauft.

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© Norbert Millauer

Von Peggy Zill

Coswig. Von außen hat sich an dem Gebäude im Gewerbegebiet in Neusörnewitz nicht viel verändert in den vergangenen Monaten. Die ehemaligen Büros sind mit neuen Fenstern ausgestattet worden. Die Umbauarbeiten fanden laut Eigentümer eher im Inneren statt und kämen einem Neubau gleich.

Vor zwei Monaten wurden die Arbeiten kurz vor Fertigstellung gestoppt und hauptsächlich nur noch die Fassade in den Obergeschossen weitergebaut. Wie viel investiert wurde, verrät Günter Lütze, Vertreter der MAR Service-Group AG, der das Haus gehört, nicht.

Das Unternehmen mit Sitz in Zürich, hat aber sicher ein gutes Geschäft gemacht. Im September 2015 unterschrieb der Landkreis Meißen einen Mietvertrag für die Immobilie – über zehn Jahre. Monatliche Miete: rund 28 000 Euro, inklusive Nebenkosten. Nach der Renovierung sollten bis zu 250 Flüchtlinge an den Prasseweg ziehen. Nun hat sich herausgestellt, dass diese Plätze gar nicht mehr nötig sind.

Und da der Freistaat für die Vorhaltung freier Plätze nicht zahlt, müssen diese reduziert werden, um den Kreishaushalt zu entlasten. Aufgrund der Größe, Lage und baulichen Voraussetzung sei das Objekt nicht unbedingt vorzugswürdig zur Unterbringung von Asylbewerbern geeignet, heißt es in der Kreistagsvorlage vom Dezember. Daher habe man sich bemüht, mit dem Eigentümer einen Weg zu finden, den Mietvertrag vorzeitig zu beenden. Die Lösung: Der Kreis kauft sich für knapp zwei Millionen Euro frei. Betrachtet auf die Gesamtlaufzeit des Vertrages, steht unterm Strich dennoch eine Einsparung in Höhe von 1,38 Millionen Euro. Auch für Möbel und die Betreibung des Heims muss nun kein Geld mehr ausgegeben werden.

Der Eigentümer hat schon neue Ideen, wie die fast fertig sanierte Haus in Zukunft genutzt werden kann. Wie Günter Lütze auf SZ-Nachfrage erklärt, hat es unterdessen erste Gespräche mit Coswigs Oberbürgermeister und dem Bauamt gegeben. Dabei ging es um den Umbau für eine zukünftige Nutzung der Immobilie als Innovations- und Gewerbepark. Dazu würde dann auch die alte Gewerbehalle gehören. Insgesamt sind es laut Lütze 6 000 Quadratmeter Nutzfläche, die in bis zu sieben kleine Gewerbeeinheiten aufgeteilt werden sollen. „Hierzu erfolgt derzeit die weitere Planung und erste Mietergespräche.“ Überlegt wird sowohl eine langfristige Vermietung abgeschlossener Teilflächen als auch ein Verkauf solcher an Interessenten in Teileigentum. „Mit einer raschen, nutzungsgerechten Umbaugenehmigung rechnen wir spätestens Mitte 2017 mit der Gesamtfertigstellung“, erklärt Günter Lütze.

Das Gebäude stand lange leer. Die Staatliche Betriebsgesellschaft für Umwelt und Landwirtschaft war seit 1994 Mieter der Immobilie, die 1989 errichtet wurde. Ende 2011 zog der Geschäftsbereich mit den Umweltlaboren an den neuen Standort nach Altzella/Nossen. Das Gebäude wurde danach vereinbarungsgemäß einer Zwangsverwalterin übergeben, heißt es aus der Betriebsgesellschaft.

Ende 2015 stand es zur Versteigerung. Für das unterkellerte, viergeschossige Büro- und Produktionsgebäude mit 3 260 Quadratmetern Nutzfläche und einem „Reparaturrückstau und Sanierungsbedarf“ wurde ein Verkehrswert von 70 000 Euro angegeben.