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Büromöbel für ganz Deutschland

Der Gröditzer Gerd Widule leitet das Bad Liebenwerdaer Unternehmen Reiss. Die Firma will stark wachsen – auch mit neuem Personal aus Sachsen.

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© Reiss

Von Eric Weser

Gröditz/Bad Liebenwerda. Wer zu einer Behörde geht, in eine Arztpraxis oder selbst im Büro arbeitet, hat mit einiger Sicherheit schon mal an einem Schreibtisch von Reiss gesessen. Schreibtische, Rollcontainer, Aktenschränke – das sind Produkte, die das Unternehmen in Bad Liebenwerda seit inzwischen 135 Jahren fertigt.

Gerd Widule ist einer von zwei Geschäftsführern bei Reiss Büromöbel in Bad Liebenwerda. Die Firma zählt aktuell 160 Mitarbeiter.
Gerd Widule ist einer von zwei Geschäftsführern bei Reiss Büromöbel in Bad Liebenwerda. Die Firma zählt aktuell 160 Mitarbeiter. © Reiss

Geleitet wird das Unternehmen von zwei Geschäftsführern. Einer davon heißt Gerd Widule und kommt aus Gröditz. Der 50-Jährige stammt aus der Röderstadt und hat nach der Wende bei mehreren Firmen in leitender Funktion, international im Vertrieb und im Marketingbereich gearbeitet. Parallel dazu ist Widule selbstständig und hat seine Erfindung – ein elektronisches Messgerät – international vermarktet.

Rasantes Umsatzwachstum

Mit seinem Geschäftsführer-Kollegen Hans-Ulrich Weishaupt führt Gerd Widule den Büromöbelhersteller Reiss seit 2015. Seither hat das 160 Mitarbeiter zählende Unternehmen den Umsatz von 27,5 Millionen Euro (2014) auf 40 Millionen Euro (2016) gesteigert. Dabei soll es aber nicht bleiben. Der Büromöbelhersteller, der seine Produkte vor allem an Behörden in Deutschland, aber auch an viele gewerbliche Kunden verkauft, soll weiter wachsen, sagt Widule. Bis 2022 soll das Umsatzziel von 50 Millionen Euro erreicht werden.

Die Zeichen stehen gut, dass das klappt. Die Auftragsbücher sind voll, sagt Gerd Widule. Und während der Büromöbel-Markt laut Branchenverband IBA 2016 insgesamt um fünf Prozent gewachsen ist, verzeichnet Reiss derzeit eine Umsatzsteigerung im zweistelligen Prozentbereich und kann damit seinen Marktanteil weiter ausbauen.

Aber nicht nur bei den Kennzahlen stehen die Zeichen auf Wachstum. Auch in Bad Liebenwerda, wo der Landvermesser Robert Reiss die Firma 1882 einst gegründet hat, will das Unternehmen wachsen. Weil jedoch am Stammsitz der Platz fehlt, soll der neue Standort mit Holzfertigung, Montage und Versand ab Frühjahr 2018 im Ortsteil Lausitz errichtet werden. Laut Gerd Widule investiert Reiss dort in einer ersten Stufe sechs bis acht Millionen Euro. Am Stammsitz bleiben die Verwaltung und die Metallfertigung bestehen.

Parallel dazu kümmert sich die Geschäftsleitung derzeit um ein weiteres Thema: dass der Möbelhersteller im Zeitalter der Digitalisierung ankommt. Jeder produzierende Betrieb müsse sich zukünftig auch zu einem gewissen Teil zum IT-Unternehmen entwickeln, ist Gerd Widule der Meinung. Deshalb führe man bei Reiss derzeit ein neues System zur Vernetzung von Menschen, Maschinen und Software ein, das sämtliche Prozesse vom Auftragseingang über die Fertigung bis zur Rechnungslegung steuert.

Beim Sprung in die digitalisierte Produktion setzt Reiss auf einen Mix aus erfahrenen Mitarbeitern und neuen, jungen Fachkräften, sagt Gerd Widule. Um die künftig komplett vernetzten Produktionsanlagen zu steuern, braucht es zum Beispiel nicht nur handwerkliche und fachliche, sondern auch eine mechatronische Kompetenz. Deshalb sucht das Unternehmen sogenannte Anlagenmechatroniker, die die CNC-Maschinen, Laser oder Schweißroboter bedienen und programmieren können. Gefragt sind außerdem kreative Köpfe für das Marketing, die Konstruktion und Arbeitsvorbereitung.

Bei der Suche nach geeignetem Personal schaut das brandenburgische Unternehmen auch nach Sachsen, von wo schon jetzt ein Teil der Belegschaft kommt. Trotzdem sei Reiss im relativ nahe gelegenen Freistaat als Arbeitgeber noch recht unbekannt, sagt Gerd Widule.

Mitarbeitern könne das Traditionsunternehmen einiges bieten. Eine offene und konstruktive Unternehmenskultur, individuelle Weiterbildungsprogramme, eine Mitarbeiter-Laufgruppe.  Reiss kooperiere zudem mit Universitäten und anderen Einrichtungen, um neue Produkte zu entwickeln, sagt Gerd Widule.

Etwa im Falle der neuen Produktlinie „SmartClean“, die in Zusammenarbeit mit der Berliner Charité und der Uni Braunschweig entwickelt wurde. Die Oberfläche der Möbel wirkt antibakteriell und ermöglicht in Krankenhäusern, Arztpraxen oder Behörden mit viel Publikumsverkehr eine leichtere Desinfizierung. Mit der Neuerung ist Reiss für den Innovationspreis des Landes Brandenburg nominiert.

Ein Dauerbrenner ist indes seit mehr als 100 Jahren der elektromotorische Steh-Sitztisch – der höhenverstellbare Schreibtisch, den Unternehmensgründer Robert Reiss bereits 1910 erfunden hatte. Moderne Exemplare erinnern den Nutzer per LED-Leuchte daran, nach einer gewissen Zeit in die gesündere Stehposition zu wechseln. Bei Reiss verbindet sich Tradition mit Moderne.

www.reiss-bueomoebel.de