Merken

Bürgerinitiative spaltet sich

In Zeithain gibt es neben der BI „Lebenswerte Elbaue“ jetzt auch die BI „Zukunft mit der Elbe“ – Ursache ist ein Streit um den Verlauf der S 88.

Teilen
Folgen
© Archivfoto: Alexander Schröter

Von Antje Steglich

Zeithain. Dass es Unstimmigkeiten in der Bürgerinitiative „Lebenswerte Elbaue“ gibt, ist längst ein offenes Geheimnis gewesen. Dass neun, zum Teil ehemalige Vorstandsmitglieder nun aber eine neue Bürgerinitiative gegründet haben, dürfte durchaus manchen überraschen. Gründungsmitglied und Interimsvorsitzender der neuen Initiative „Zukunft mit der Elbe“ ist der Zeithainer Gemeinderat Dieter Wamser (BIG). Er hatte die vergangenen 18 Monate auch die „Lebenswerte Elbaue“ interimsweise geleitet, weil zuvor schon einige Verantwortungsträger ihre Mandate niedergelegt hatten, wie er gegenüber der SZ erklärt.

Schon damals habe es Uneinigkeit über inhaltliche Punkte, aber auch über das Verhalten gegenüber Ämtern und Behörden gegeben. „Der überwiegende Teil ist zu einer konstruktiven Arbeit zurückgekehrt“, sagt Dieter Wamser. Jedoch hätten einige wenige immer wieder die Entscheidungen des Vorstandes unterlaufen. „Ich stand immer zwischen Baum und Borke. Dadurch sind wir auch unglaubwürdig geworden.“ Deshalb habe er im Februar die Reißleine gezogen. „Wir hatten gute Erfolge miteinander, jetzt gehen wir aber getrennte Wege.“

Wie viele der zuletzt knapp 300 Mitglieder der „Lebenswerte Elbaue“ ihm folgen werden, ist noch unklar. In den nächsten Wochen will man aktive Mitgliederwerbung in den Zeithainer Ortsteilen betreiben, im April soll es eine erste Versammlung geben. Das Ziel sei dabei dasselbe geblieben: die Elbanrainer vor dem Hochwasser schützen. „Wir wollen im Sinne unserer Bürger weiter an den Themen dran bleiben“, sagt Dieter Wamser – vor allem will man die S 88 zwischen Gohlis und Kreinitz schnell umgebaut sehen. „Wir haben große Hoffnung, dass es vorangeht. In zwei Jahren könnten vielleicht schon die Bagger anrollen – deshalb mache ich das hier mit großer Freude.“

Die Vorplanungen vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) wurden der Gemeinde und der Bürgerinitiative „Lebenswerte Elbaue“ bereits präsentiert und werden im Großen und Ganzen mitgetragen. „Wir sind mit am Tisch, wir haben zwar noch einige Forderungen – aber wir sind optimistisch“, so Dieter Wamser. Er verspricht sich beispielsweise viel von der geplanten Brücke bei Kreinitz, durch die das Wasser abfließen und damit im Hochwasserfall auch Röderau und Bobersen entlasten soll. Gottfried Schmorl, letzter verbliebener Vorstand der „Lebenswerte Elbaue“, widerspricht dem jedoch vehement: „Es hat ein großes Ärgernis gegeben. Ein Teil des Vorstandes tendiert zur Auffassung des Lasuv. Das ist aber ein Irrsinn, rein rechnerisch ergibt sich damit keine Absenkung des Wasserspiegels. Es wäre nur eine weitere Notlösung.“

Seiner Meinung nach kann es eine echte Entlastung für die Elbdörfer nur geben, wenn der alte Elbarm frei gemacht wird. Dieses Ziel sei so auch einst in der Satzung der Initiative festgeschrieben worden und könne nur erreicht werden, wenn man statt des Umbaus der bestehenden S 88 eine Verlegung aus dem alten Fluss auf die Niederterrasse anstrebt. Entsprechende Varianten scheinen bisher jedoch am Naturschutz gescheitert zu sein, „doch solche Gebiete können auch aufgehoben werden.“ Zumal ein freier Altelbarm der optimale Hochwasserschutz für die gesamte Elbaue von Hirschstein bis zur Landesgrenze ist, erklärt Gottfried Schmorl. Dafür wollen er und die Bürgerinitiative „Lebenswerte Elbaue“ sich weiter einsetzen. „Natürlich gibt es die noch“, sagt er gegenüber der SZ. Er sei allerdings auch schon weit über 80 und habe nicht mehr die Kraft wie früher.