Merken

Bürger fordern Tempo-30-Zone

Anwohner wollen mehr Sicherheit für den Rammenauer Weg und die Bachstraße in Bischofswerda. Doch nicht alle sind dafür.

Teilen
Folgen
© Steffen Unger

Von Gabriele Naß

Am Rammenauer Weg und auf der Johann-Sebastian-Bach-Straße soll langsamer gefahren werden. Wo bisher 50 gefahren werden kann, plädiert die Mehrheit der Anwohner jetzt auf Tempo 30. Das wurde aus einer Unterschriftenaktion deutlich, die Familien mit Kindern wie die von Handwerksmeister Jörg Jordan initiiert haben. Nur wenige in dem mit überwiegend mit Einfamilienhäusern bebauten Gebiet unterzeichneten nicht. Damit reichten die Organisatoren ihren entsprechenden Antrag bei der Stadt ein. Die Chancen auf Genehmigung stehen gut.

Das Anliegen trug Jörg Jordan zunächst im Stadtrat vor. „Wir bitten um Prüfung der Errichtung einer Tempo-30-Zone auf dem Rammenauer Weg in Verbindung mit der Johann-Sebastian-Bach-Straße“, sagte er vor Abgeordneten. Nach „jahrelanger Erfahrung und Beobachtung“ müssten die Anwohner leider feststellen, „dass es viele Unvernünftige gibt, die diese Straße mit hoher Geschwindigkeit befahren. In unserem Wohngebiet leben Familien mit vielen kleinen Kindern, die äußerst gefährdet sind“, sagte Jörg Jordan im Parlament. Aber auch für den Schutz von Fußgängern und Radfahrer müsse gesorgt werden. Als Argument für die 30er Zone führte Jörg Jordan im Namen von Nachbarn auch das Argument an, dass entlang des Rammenauer Weges der Fußweg nur schmal und auch nicht durchgängig ausgebaut ist. Vor allem ältere Menschen mit Gehhilfen wie Rollator müssten daher auf die Straße ausweichen. Gefährlich sei es vor allem, weil es auch in einer Kurve eng und unübersichtlich zugeht. Darüber hinaus beeinträchtigt der Verkehrslärm schnell fahrender Kfz die Lebensqualität.“

Bei der Stadt wurde der Antrag der Bürger vom Rammenauer geprüft und inzwischen dem zuständigen Ausschuss für Technik und Wirtschaft eine Beschlussvorlage zur Diskussion vorgelegt. Danach befürwortet die Stadtverwaltung die Einrichtung einer Zone 30 im Bereich Rammenauer Weg/Bachstraße. Vorausgegangen war eine Vor-Ort-Sichtung mit Beamten der Polizeidirektion Görlitz. „Das Ergebnis dieser Verkehrsschau ist, dass die Zone sehr angebracht ist“, heißt es in der von den zuständigen Mitarbeitern Sybille Müller und Fritz Holz erarbeiteten Vorlage. Im Wesentlichen folgen sie der Argumentation der Anwohner. Fußgänger seien bei einer Begrenzung auf 50 km/h akut gefährdet. Die Mitglieder des Ausschusses tragen den Gedanken mit, die Zone einzurichten. Auch der Ausgang der Unterschriftensammlung habe Gewicht, sagt Amtsleiterin Müller.

Neue Verkehrsreglung in der Zone

Kommt die Zone, hat sie Auswirkungen auf die Verkehrsregelung im Bereich Rammenauer Weg/Bachstraße, kündigt die Stadtverwaltung an. Entscheidend: Im gesamten Bereich würde dann Rechts vor Links gelten – genauso wie in den Straßen der Innenstadt rund um den Altmarkt, wo es die „Zone 20“ gibt. Außerdem würde an der Kreuzung Rammenauer Weg/Bachstraße die Vorfahrt geändert. Vorfahrt bekämen alle auf dem Rammenauer Weg. Vom Rechts vor Links nicht betroffen sein würden Einfahrten zum Beispiel zu einer großen Lagerhalle an der Bachstraße, zur Gartengaststätte „Blaue Maus“ sowie die kleinen Stichstraßen, die im Zuge des Baus von Einfamilienhäusern am Rammenauer Weg entstanden sind. Geprüft wird, ob sie separat ausgeschildert werden, heißt es im Rathaus auf Anfrage. Außerhalb der „Zone 30“ soll der Parkplatz Kamenzer Straße/Rammenauer mit seinen zwei Ausfahrten zum Rammenauer Weg bleiben. Als Anlieger im Gebiet lägen dagegen die katholische Kirche und eine Kleingartensparte. – Strikt gegen die Begrenzung auf 30 km/h ist der Unternehmer Klaus Preusche. Er betreibt am Ende des Rammenauer Weges einen Kfz-Service-Betrieb. Auf Nachfrage sagte er: „Ich verstehe das Ansinnen nicht. Fast jeder, der hier wohnt, hat ein abgeschlossenes Grundstück. Die Kinder müssen nicht auf der Straße spielen. Das heißt nur Tor zumachen und auf die Kinder aufpassen.“ Der Firmenchef hat seinen Betrieb im Blick, „natürlich wären meine Kunden betroffen“, sagt er. Die Begrenzung auf Tempo 30 habe an der Straße, an der es auch Gewerbe gibt, nichts zu suchen. „Zumal wir mit unserer Firma sonnabends und sonntags nicht arbeiten. In der Woche sind wir auch in der Regel nur bis 18 Uhr da.“ Im Umkehrschluss hieße das, die meiste Zeit, wo die Firma arbeitet, sind keine Kinder da. Klaus Preusche kündigte an, Widerspruch einzulegen.

Entscheiden soll am 29. August der Stadtrat. Die Chancen, dass sich wie im Ausschuss eine Mehrheit für den Antrag findet, stehen nach SZ-Informationen gut. Stimmt das Parlament zu, wird die neue Verkehrsregelung schnell umgesetzt, möglicherweise schon im September, sagte Amtsleiterin Sybille Müller.