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Bündnis für Toleranz macht weiter

Das Thema Integration von Flüchtlingen bleibt aktuell, sagt Tilo Moritz. Dafür engagiert er sich in Kamenz und in Neukirch.

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© Schule

Von Frank Oehl

Kamenz / Neulirch. Richard Boes, langjähriger Sprecher des Bündnisses für Demokratie und Toleranz, hatte vor einigen Wochen den Fortbestand der Initiative zur Unterstützung und Integration von Asylbewerben und Flüchtlingen intern infrage gestellt. Inzwischen steht fest: Das Kamenzer Bündnis macht weiter. Es hat sich neu aufgestellt, jetzt mit einer noch flacheren Hierarchie. Mitglied Tilo Moritz: „Wir haben keine Sprecher mehr.“ Stattdessen gibt es jetzt eine neue Online-Plattform zum schnellen und direkten Informationsaustausch. Hier werden die Arbeitsschwerpunkte breitgestreut – zum Beispiel zu Sprachkursen, zur Patenarbeit, zum Kontaktbüro und zur Gremienarbeit. Und auch eine wichtige Personalie wurde geklärt. Die bisher von Richard Boes, der in der Einzelfallhilfe aktiv bleibt, angebotene Sprechzeit des Bündnisses bleibt abgesichert. Michael Ehrlich vom Verein „Willkommen in Kamenz“ führt sie montags von 15 bis 17 Uhr in den Vereinsräumen des Kamenzer Stadttheaters weiter.

Tilo Moritz leitet beruflich das Jugendhaus Neukirch. Ehrenamtlich engagiert er sich im Bündnis für Demokratie und Toleranz.
Tilo Moritz leitet beruflich das Jugendhaus Neukirch. Ehrenamtlich engagiert er sich im Bündnis für Demokratie und Toleranz. © Archivfoto: Thorsten Eckert

Das Bündnis sehe sich nach wie vor als eine Art „Andock-Station“ für jene, die sich bei der Flüchtlingsintegration einbringen wollen. Tilo Moritz: „Es geht um das gewollte Engagement der Leute, zunächst ganz unabhängig von Behörden und Institutionen.“ Gleichwohl sehe man sich als eine wichtige, notwendige Ergänzung des gesetzlich vorgeschriebenen staatlichen Handelns, insbesondere auch in Konfliktfällen, also auch als „Nothilfe“ wie bisher. Dabei pflege man Kontakte nicht nur in das neue Sachgebiet Integration im Landratsamt, sondern auch zu solchen Projekten wie dem „Quartierbüro Asyl“, das von der Kamenzer Bildungsgesellschaft auch über eine staatliche Förderung angeboten wird.

Aufgaben werden besser verteilt

Auf den Aufruf an alle bisherigen Bündnispartner, sich für die neue Struktur über einen E-Mail-Verteiler zu interessieren, haben sich mehr als 30 Interessenten gemeldet. „Das ist der Beweis, dass das Bündnis lebt“, sagt Tilo Moritz. „Wir sind jetzt dabei, die Aufgaben auf mehr Schultern zu verteilen und die Grenzen des Leistbaren kritisch auszuloten, denn: Ehrenamt ist keine Verfügungsmasse, sondern die individuelle Entscheidung jedes Einzelnen.“ Einmal im Monat wolle man wie bisher zusammenkommen, um die aktuellen Probleme bei der Integration zu besprechen. „Insbesondere in Einzel- und Härtefällen treffen die ehrenamtlichen Paten immer wieder auf Hindernisse.“ Der Kamenzer OB Roland Dantz, der anfangs selbst Bündnismitglied war, hat gegenüber der SZ klargestellt, dass das Rathaus nach wie vor die Arbeit des Bündnisses hoch schätzt und unterstützt.

Ziel des Bündnisses bleibt es, die Integration vor Ort zu stärken. Gegenwärtig leben etwa 500 Asylbewerber in Kamenz, davon rund 100 anerkannte. Wichtig bleibe in jedem Fall ein enger Kontakt in das zentrale Asylbewerberheim am Flugplatz. Hier wird es ab 1. Juli einen neuen Betreiber geben. Tilo Moritz: „Wir wollen weiter gut zusammenarbeiten.“ Gut wäre es da, würde es in der Heimleitungsbesetzung Kontinuität geben. Das hängt nun von der Hera Norge AS aus Stavanger ab.

Offener Blick für soziale Probleme

Tilo Moritz, der beruflich das Jugendhaus in Neukirch leitet, engagiert sich ehrenamtlich im Bündnis für Demokratie und Toleranz seiner Heimatstadt Kamenz. Beides läuft unabhängig voneinander. Trotzdem gibt es Rückkopplungen. Im Oberland ist Tilo Moritz seit Jahren in der Kinder- und Jugendhilfe tätig, hat da schon aus Berufsgründen einen offenen Blick für soziale Probleme und sozial Benachteiligte. Hinzu kommt, dass Beteiligungs- und Demokratieprojekte im Jugendhaus Neukirch und seinem Trägerverein, den Valtenbergwichteln, eine große Rolle spielen. Dieses Wissen und seine Kontakte könne er auch in seine ehrenamtliche Arbeit mit einbringen, sagt Tilo Moritz. Das Jugendhaus Neukirch leistet mit seiner Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Integration der in der Gemeinde lebenden Asylbewerbern. Bewohner des Heimes für Minderjährige sind oft im Jugendhaus zu Gast. Zudem stellt das Jugendhaus den Raum für das Montagscafé, das Einheimischen und Asylsuchenden offen steht. „Hier sind wir nur Gastgeber. Die Betreuung des Montagscafés läuft durch Ehrenamtliche aus dem Ort“, sagt Tilo Moritz. Auch ein Beispiel, wie Demokratie und Toleranz leben können.