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Bücher in der Telefonzelle

In Panschwitz-Kuckau wurde am Mittwoch eine ganz besondere Bibliothek eröffnet. Auch der Bürgermeister freut sich.

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Von Jonny Linke

Panschwitz-Kuckau. Das öffentliche Telefon ist tot. Das analoge Buch nicht. Beispiel Panschwitz-Kuckau: In einer ausgedienten Telefonzelle existiert fortan eine Bücherei, in der man von Romanen, über Magazine und Kinderbüchern alles findet, was das Leserherz begehrt. Bezahlt muss man für diesen Dienst nichts. In einer dörflichen Struktur wie in Panschwitz-Kuckau geht man dem Weg des Vertrauens. Mitinitiator Andreas Oschika von der Werkstatt für Behinderte St. Michael: „Jeder Nutzer der kleinen Bibliothek wird gebeten, ein eigenes Buch in die Leihausgabe zu geben, wenn er sich selbst mit einem ungelesenen Buch eindeckt.“

Geöffnet hat die Telefonzelle, in welcher die Bücherei perfekt eingearbeitet wurde, quasi rund um die Uhr. Jeder, der das Bedürfnis hat, sich ein neues Buch auszuleihen, kann dies zu jeder Tages- und Nachtzeit tun. Direkt vor den Türen des „et labora“, dem Kreativ-Laden der Behindertenwerkstatt in Panschwitz-Kuckau ist die neue Leihbücherei ab sofort zu finden.

Bücher kontra Smartphones

Umgesetzt wurde dieses Projekt in Zusammenarbeit mit Privatleuten und Betrieben im Ort. Durch eine finanzielle Spende war man erst in der Lage, die alte Telefonzelle zu kaufen. Anschließend musste ein passender Platz gefunden und vor allem für langfristige Dienste hergerichtet werden. „Nur Dank der Unterstützung der heimischen Gewerke war dies möglich“, so Oschika. Doch die Idee kam nicht von ungefähr. „Gerade in Zeiten elektronischer Medien wie Smartphones oder YouTube-Diensten gerät das traditionelle Buch in den Hintergrund. Dem wollen wir entgegenwirken“, sagt Oschika. Doch das wird nicht der einzige Vorteil sein, welche die kleine Bücherei für die Bevölkerung rund um Panschwitz-Kuckau haben wird. Bürgermeister Markus Kreuz: „Die Bücherei ist eine sehr gute Idee und biete eine super Alternative zu herkömmlichen Büchereien, die weiter weg sind“. Außerdem habe man auch einen Ort, an welchem sich die Dorfbewohner treffen und sich unterhalten können. Bis vor einigen Jahren hatte die Gemeinde selbst eine Bücherei, welche dann jedoch dem Wasser zum Opfer gefallen ist. Durch die fehlenden finanziellen Mittel wäre es der Gemeinde ohnehin nie möglich gewesen, diese neu aufzubauen. Die damaligen Bücher mussten wegen Schimmelbefall allesamt entsorgt werden. Umso erfreulicher ist, dass die neuartige Bücherei bereits gut angenommen wurde. „Schon vor der Eröffnung gab es Spender, welche Bücher für die Erstausstattung der Bücherei zur Verfügung stellten“, so Oschika. Auch Schüler der Grundschule in Panschwitz-Kuckau waren bei der Eröffnung am Mittwochvormittag mit von der Partie und konnten sich als erste durch das reichliche Angebot an verschiedenen Büchern wühlen. Das Interesse an der einmaligen Telefonzelle als „lustige Alternative“ sowie das schon erstaunlich große und vielfältige Angebot an Lesestoff sorgte dafür, dass schon am ersten Tag viele Bücher verliehen wurden. Gespannt ist man in Panschwitz-Kuckau, wie lang die Bücherei gut gefüllt ist. Kontrollieren wird die Entnahme niemand, das Vertrauen ist groß genug. Auch eine Zensur an Büchern wird es nicht geben. „Sollte jemand die Heilige Schrift auslegen, wird es also auch diese auszuleihen geben“, so Andreas Oschika.