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Bücher auf Wanderschaft

Tausende Medien ziehen derzeit in Gröditz um. Die SZ hat sich am alten und am neuen Standort der Stadtbibliothek umgesehen.

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© Sebastian Schultz

Gröditz. Bibliotheksleiterin Inka Wirtjes pendelt derzeit zwischen den Baustellen: Die eine liegt im Obergeschoss des Einkaufszentrums am Markt (EKZ), die andere im Erdgeschoss des Dreiseithofs. Seit einigen Tagen zieht die Stadtbibliothek vom einen Standort in den anderen um. „Wir sind schon ziemlich weit, es muss aber noch einiges gemacht werden“, so das Zwischenresümee von Bibliothekarin Wirtjes. Das trifft auf beide Orte zu.

Ganz schön schwer! Daniela Beger schleppt die letzten Bücherkisten in den Dreiseithof.
Ganz schön schwer! Daniela Beger schleppt die letzten Bücherkisten in den Dreiseithof. © Sebastian Schultz
Mit System: Beate Reschke sortiert schon mal die Unterhaltungsliteratur in die neuen Metallregale ein.
Mit System: Beate Reschke sortiert schon mal die Unterhaltungsliteratur in die neuen Metallregale ein. © Sebastian Schultz

Am alten Domizil im EKZ haben sich in den letzten Tagen die einst prall mit Büchern gefüllten Holzregale geleert. Stadtmitarbeiter und Ein-Euro-Jobber packten zu, stapelten über zehntausend Bände in Kartons. Mitgeholfen haben auch drei junge Asylbewerber aus Eritrea, erzählt die Leiterin. Die vielen fleißigen Hände zeigten Wirkung: Inzwischen sind die Bücherborde nackt. Die Regale wandern jetzt ins Stadtarchiv, um Akten aufzunehmen. Im Dreiseithof gibt es neue Regale aus Metall.

Einladung zum Verweilen

Nicht jeder Gröditzer ist begeistert davon, dass der alte Standort im EKZ aufgegeben wird. „Wir haben viele Leserinnen aus dem benachbarten Fitnessstudio, die den Besuch dort mit einem bei uns verbunden haben“, sagt Inka Wirtjes. Mit dem verlängerten Weg müssen die Damen nun leben.

Dass der sich lohnt, davon ist die Bibo-Chefin Inka Wirtjes überzeugt. Nicht nur, dass viele ältere Menschen oder Eltern mit Kinderwagen bald ohne Hindernisse in den Medienfundus gelangen können, statt sich wie im EKZ die Treppen hochquälen zu müssen. Das Bibliotheksambiente im Dreiseithof werde insgesamt deutlich anders als daherkommen. Vor allem einladender soll es sein, sagt Inka Wirtjes.

Dafür spricht schon die Farbgebung in den neuen Räumen: ein Fußbodenbelag im warmen Rotton, apfelgrüne Wände und Regalteile, die helle Wandfarbe. Aber es gibt auch mehr Komfort: Für die Kleinsten wird in den nächsten Tagen zum Beispiel die neue Sitzgruppe geliefert. Die Jugendlichen bekommen im hinteren Teil sogar einen eigenen Raum mit „Chill-Ecke“, in die sie sich ungestört zurückziehen und herumlümmeln können. Auch die Erwachsenen haben künftig die Möglichkeit, in der Bibliothek bequem sitzend in den Büchern und Zeitschriften zu schmökern. Oder zum Beispiel einen Kaffee zu trinken. „Die Leute sollen sich gerne hier aufhalten“, sagt Inka Wirtjes.

Bis es so weit ist, wird es noch eine Weile dauern. Einen offiziellen Eröffnungstermin für die neuen Bibliotheksräume gibt es noch nicht. Nach wie vor sind im Dreiseifhof die Handwerker emsig zugange. Es fehlen noch Steckdosen, einige Wände sind noch nicht restlos verputzt. Aber auch Inka Wirtjes und ihr Team müssen noch ranklotzen. Die letzten Bücherkartons entleeren sich nicht von alleine.Eric Weser