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Buchhandlung in Döbeln schließt

Die Information kam für die Mitarbeiterin überraschend. Heute öffnet sie das Geschäft für drei Stunden zum letzten Mal.

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Von Cathrin Reichelt

Erschrocken steht die stellvertretende Schulleiterin des Gymnasiums Heike Geißler gestern Nachmittag vor der Erich-Kästner-Buchhandlung. In der Hand hält sie einen ganzen Stapel von Gutscheinen, die sie in dem Geschäft einlösen will. Doch die Tür ist verschlossen, die Fenster sind verhangen. Zettel weisen darauf hin, dass die Buchhandlung ab Montag geschlossen hat. Gutscheine werden in den Buchläden in Borna, Mittweida, Torgau und Wurzen eingelöst. So weit will Heike Geißler dafür allerdings nicht fahren.

Sie versucht es bei einem anderen Eingang und hat Glück. Obwohl die letzte Mitarbeiterin Karina Schmidt und Kolleginnen aus der Filiale in Borna bereits dabei sind, Bücher in Kisten zu verpacken, nehmen sie sich für die stellvertretende Schulleiterin Zeit. Sie kann die Gutscheine abgeben. Dafür bekommt sie demnächst Bücherschecks zugeschickt, die in den meisten großen Buchhandlungen in ganz Deutschland eingelöst werden können. Auch für die drei ehemaligen Gymnasiasten, die von der Schule für gute Leistungen zum Abitur teure Gutscheine bekommen haben, finden die Frauen eine Lösung. Die jungen Leute hatten noch gar keine Möglichkeit, ihre Gutscheine einzulösen, weil sie sofort nach der Abiturfeier zur Abschlussfahrt gestartet sind.

Solange sich die Döbelner erinnern können, gab es eine Buchhandlung am Obermarkt. Zu DDR-Zeiten als Volksbuchhandlung geführt, wurde sie etwa vor 20 Jahren zur Erich-Kästner-Buchhandlung. Damals übernahm Regina Lewejohann aus Neuss das Geschäft. In dem haben zeitweise bis zu sechs Mitarbeiter gearbeitet. In den vergangenen zwei Wochen war Karina Schmidt nur noch allein. In dieser Zeit hat sie täglich vergeblich versucht, ihre Chefin in Neuss telefonisch zu erreichen. Auch der Döbelner Anzeiger hatte gestern kein Glück. So bleibt ein konkreter Grund für die Schließung offen. Karina Schmidt meint: „Es war ein schleichender Prozess.“

Kurz bevor sie am Donnerstag Feierabend machte, erfuhr die letzte Mitarbeiterin von der kurzfristigen Schließung der Buchhandlung. Heute wird sie das Geschäft noch einmal von 9 bis 12 Uhr öffnen. Dann werden aber nur noch wenige Bücher in den Regalen stehen.