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Buch oder E-Book

Sonntag ist Welttag des Buches. Lesen kann man auch mit der elektronischen Variante. Dazu gibt es geteilte Meinungen. Zwei Bücherfreunde aus Zittau und Neugersdorf berichten von ihren Erfahrungen.

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© Thomas Eichler

„Das gute alte Buch wird nicht aussterben“

Ute Havlik war erst skeptisch, nutzt aber heute begeistert ihren E-Book-Reader. Er ist leicht und praktisch, sagt die Leseratte aus Neugersdorf.
Ute Havlik war erst skeptisch, nutzt aber heute begeistert ihren E-Book-Reader. Er ist leicht und praktisch, sagt die Leseratte aus Neugersdorf. © Rafael Sampedro

In Buchkrone Zittau schwört man aufs Papierbuch. Viele Kinder werden in den nächsten Tagen neugierig in den Laden kommen.

Jaqueline Scholz ist täglich von Büchern umgeben – schon vor Berufs wegen. Sie arbeitet in der Buchhandlung Buchkrone am Markt in Zittau. Ihr Hauptgeschäft sind herkömmliche Bücher, das bestätigt auch ihre Chefin, Bärbel Thomas. „Das Buch steht an erster Stelle. Danach kommen die anderen Möglichkeiten“, sagt Frau Thomas aus ihrer Erfahrung als Buchhändlerin. Dazu gehören neben Hörbüchern zum Beispiel auch E-Books, die seit einigen Jahren stärker auf dem Buchmarkt vertreten sind. Frau Thomas sieht die elektronische Variante als Ergänzung zum normalen Buch oder einfach eine weitere Möglichkeit. Aber das gute alte Buch, davon ist sie überzeugt, wird nicht aussterben. „Wenn ich sehe, dass es auch wieder Vinyl-Platten gibt, warum sollte ich da glauben, dass es irgendwann keine Bücher mehr geben wird“, sagt sie.

Dem Fortschritt verschließt sie sich aber nicht. Auch über ihren Buchhandel sind die Dateien für die E-Book-Reader erhältlich, erklärt sie. „Fast jedes Buch, das herauskommt, gibt es ja heute auch als ditigitale Variante.“ Da es die aber überall gibt, kommen viele E-Book-Fans gar nicht in ihren Laden. „Es gibt aber natürlich auch Leute, die beides nutzen.“

Das Interesse an Büchern ist weiterhin da, stellt Frau Thomas fest. In den kommenden Wochen wird in ihrem Buchgeschäft am Zittauer Markt besonders viel los sein. Denn die Buchkrone macht mit bei der Aktion „Ich schenk‘ dir eine Geschichte“ anlässlich des Welttags des Buches. Die wird von der Stiftung Lesen gemeinsam mit Buchverlagen und Geschäften veranstaltet. Schulen können sich mit den 4. und 5. Klassen anmelden und daran teilnehmen. Ziel ist es, Kinder an Bücher und Buchhandlungen heranzuführen. Jedes der angemeldeten Kinder bekommt kostenlos ein Buch. In den teilnehmenden Buchhandlungen – die Buchkrone ist eine davon – können sie sich das Buch abholen. „Die Kinder kommen mit ihren Schulklassen zu uns“, erzählt Frau Thomas. Zahlreiche Schulen aus Zittau und Umgebung machen mit, so kommen unter anderem Klassen aus Großschönau, Seifhennersdorf, Bertsdorf in die Buchkrone. Sie wolle zeigen, dass man auch im Laden noch Bücher in großer Auswahl bekommt – nicht nur im Internet, sagt Frau Thomas. Nicht selten erfährt sie, dass Kinder, die über die Leseaktion zum Tag des Buches zu ihr kommen, zum „Wiederholungstäter“ werden. Sie kommen später mit Eltern oder Großeltern wieder. „Natürlich nicht alle. Aber bei einigen kann man schon das Interesse wecken“, hat die Zittauer Buchhändlerin beobachtet.

Sie weiß auch, welche Bücher bei den jungen Lesern gefragt sind. So ist „Gregs Tagebuch“ zum Beispiel immer noch ein Renner. Auch Harry Potter ist wieder im Kommen. Beliebt sind außerdem Bücher, die an Filme angelehnt sind, wie zum Beispiel die Geschichten von Conny oder Tim Taler. Zwei Dinge müssen die Bücher auf jeden Fall haben: Spannung und Witz.

„Ich möchte nicht mehr auf E-Books verzichten“

Ute Havlik aus Neugersdorf findet die elektronischen Bücher sehr praktisch. Sie hat aber auch ein volles Bücherregal zu Hause.

Ute Havlik hat erst lange gezögert, heute ist ihr E-Book-Reader unverzichtbar. Ihr Mann hat ihr das elektronische Lesegerät für E-Books zum runden Geburstag geschenkt, erzählt die Neugersdorferin. Frau Havlik ist Bücherfreund, seit sie denken kann. Und seit sie lesen kann, ist sie Mitglied in der Neugersdorfer Bibliothek, heute Stadtbibliothek von Ebersbach-Neugersdorf. „Ohne Bücher geht es nicht“, sagt sie und lacht. Seit etwa drei Jahren geht es allerdings auch nicht mehr ohne die elektronische Variante. E-Books sind im Kommen, die meisten Werke, die neu herauskommen, erscheinen auch als digitale Variante. Man kann sie sich gegen eine Gebühr herunterladen, also ein virtuelles Buch kaufen. Das liest man dann auf einem elektronischen Lesegerät, das etwas größer ist als ein Handy, aber kleiner als ein Tablet – dem E-Book-Reader.

Der Reader von Ute Havlik hat eine rote Hülle, liegt flach und fast unscheinbar auf dem Wohnzimmertisch. Ein Bücherregal sucht man vergebens. Frau Havlik hat aber eines in ihrer Wohnung. „Ich lese auch weiterhin ’echte‘ Bücher“, verrät sie. Das elektronische Lesegerät hat die Neugersdorferin von ihrem Mann zum runden Geburtstag geschenkt bekommen. Er wollte ihrer Bücher-Sammlung Einhalt gebieten. „Sie nehmen eben leider viel Platz weg“, sagt Frau Havlik über die herkömmlichen Bücher. Immerhin passen auf den Reader rund 3 000 Bücher – so viel wie in kaum ein haushaltsübliches Bücherregal.

Am E-Book kann sie eigentlich nur Vorteile erkennen. Der Reader ist leicht und praktisch, sagt sie. „Und ich bin nicht an Öffnungszeiten gebunden.“ Sie ist in der Onleihe angemeldet. Die kann jeder nutzen, der in der Stadtbibliothek angemeldet ist, und sich Tag und Nacht Bücher herunterladen. Außerdem könne man bei allen Lichtverhältnissen lesen, ohne dass die Augen Probleme machen. Denn der Reader hat eine eigene Beleuchtung und man kann die Schriftgröße einstellen. „Und ganz praktisch ist das Gerät natürlich auf Reisen. Da brauche ich keine dicken, schweren Schmöker mitschleppen.“

Ganz ohne echte Bücher geht es aber für Frau Havlik nicht. Deshalb engagiert sie sich auch ehrenamtlich in der Stadtbibliothek. Sie hat den mobilen Bücherdienst der städtischen Bibliothek in Ebersbach-Neugersdorf übernommen. Fährt einmal wöchentlich mit einer Auswahl an Büchern zu Bibliothekskunden nach Hause, die nicht mehr so mobil sind. Dieser Service wird gern angenommen. Die Stadtbibliothek bietet ihren Lesern auch einen besonderen Service rund ums Lesen von E-Books. Wer nicht zurechtkommt, kann sich seinen E-Book-Reader in der Bibliothek einrichten lassen. „Ist das Gerät einmal eingerichtet, ist es sehr leicht zu handhaben“, sagt Frau Havlik. Da bräuchten auch ältere Menschen keine Scheu haben.

Einen Nachteil hat das E-Book aber. „Man kann kein Lesezeichen hineinstecken“, sagt Frau Havlik lachend. Die sammelt die Neugersdorferin nämlich. (SZ/rok)