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Brückenküsse locken Touristen

Was Prag kann, will Dresden auch: Asiaten mit Filmen an die Elbe locken.

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Von Kay Haufe

Was ein Kuss alles bewirken kann: Auf der Prager Karlsbrücke sind seit zwei Jahren asiatische Brautpaare zu beobachten, die sich küssend vor der Kulisse fotografieren lassen. Sie eifern den Stars des Films „Somewhere Only We Know“ nach, der in Prag gedreht wurde und in China äußerst erfolgreich war. Für die Prager Tourismuschefin Nora Dolanska war der Film ein Supercoup, weil er Millionen Chinesen in die tschechische Metropole zieht. Und er ist nicht der einzige Film, der wirkt.

Auch die südkoreanische Serie „Lovers in Prague“ beschert den Tschechen weitere asiatische Gäste. Und weil’s an der Moldau so schön ist, ziehen jetzt auch die Inder nach. Bollywoods Superstar Shah Rukh Khan hat voriges Jahr auf der Karlsbrücke und der Prager Burg getanzt. „Das ist eine Promotion, wie man sie sich besser nicht vorstellen kann“, sagte Dolanska beim Dresdner Handelsforum.

Dabei stöhnen die zwei Millionen Einheimischen über die enormen Touristenmassen. 7,1 Millionen Gäste übernachteten letztes Jahr in Prag, die meisten davon aus Deutschland. Dazu kommen weitere sechs Millionen Tagestouristen, sagt Dolanska. „Die drängen sich dann alle auf den engen Gassen des Zentrums.“

Von solchen Gästezahlen kann Dresden nur träumen. Etwas mehr als vier Millionen Touristen haben 2017 in Dresden übernachtet, der Großteil davon mit gut drei Millionen aus Deutschland. Die Chinesen liegen nur auf Platz sechs im Ranking der internationalen Gäste. Dabei gebe es an der Elbe für sie mindestens genauso schöne Kulissen wie in Prag. Doch dafür muss man auch etwas tun, wie Dolanska sagt. Ihr Team hat vor wenigen Jahren zusätzliches Geld bekommen, um international für die tschechische Hauptstadt zu werben. „Man muss Geduld haben, das dauert mindestens zwei Jahre, ehe es wirkt“, sagt sie.

Doch in dem Fall war es sehr gut angelegtes Geld. Dresdens Augustusbrücke wird gerade erneuert und soll künftig autofrei sein. Bleibt abzuwarten, ob sich Produzenten für diese Kulisse interessieren. Möglicherweise hat Oberbürgermeister Dirk Hilbert schon Verbindung in die Heimat seiner südkoreanischen Ehefrau aufgenommen.