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Brücke fürs Ölwerk

Die Überführung verbindet das Hauptgelände mit dem neuen Riesaer Kraftwerk. Dessen Ausbau bleibt spannend.

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Von Kevin Schwarzbach

Während die Sonne gerade am Horizont erscheint und die Riesaer Straßen noch weitgehend verlassen sind, beginnen vergangenen Samstagmorgen am Ölwerk bereits die Bauarbeiten. Ein Schwerlasttransporter steht auf der Speicherstraße, ein riesiger Kran neben ihm. Noch erledigen die fünf Bauarbeiter die letzten Handgriffe an den Stützen links und rechts der Speicherstraße. Bereits am Abend zuvor ist die einundzwanzig Meter lange und zehn Tonnen schwere Brücke, die gleich auf den Stützen Platz nehmen soll, und nun, 7.45 Uhr, am Arm des Krans durch die Lüfte schwebt, angeliefert worden – aus dem Riesaer Stahlwerk Feralpi.

Die Brücke ist Teil der Investitionsmaßnahmen der Cargill GmbH. Insgesamt zehn Millionen Euro nimmt das Unternehmen für den Ausbau des Standortes Riesa in die Hand. Denn im Wettbewerb um Raps- und Sonnenblumen-Öl kommt es oft auf Beträge von weniger als einem Cent je Liter an. Deswegen will Werkleiter Dr. Wolf-Rüdiger Brautzsch das Ölwerk unabhängig machen von einem der größten Kostenfaktoren: der Energie.

Brückenpfeiler auf eigenem Boden

„Dafür errichten wir auf dem Gelände direkt neben dem Werk eine eigene Energiezentrale“, sagt Brautzsch. Dieses neue, gasbetriebene Kraftwerk soll in Zukunft den gesamten Energiebedarf des Ölwerkes abdecken (SZ berichtete). Darüber hinaus soll auch die Wärme, die im Kraftwerk entsteht, für die Produktion im Ölwerk genutzt werden. Für all diese Prozesse ist jedoch eine Verbindung zwischen dem neuen und dem bestehenden Werksgelände vonnöten – doch zwischen Ölwerk und Energiezentrale liegt die Speicherstraße. „Die einzig logische Lösung ist da natürlich die Installation einer Brücke, die den öffentlichen Verkehr unberührt lässt“, so Wolf-Rüdiger Brautzsch. „Deswegen haben wir die Brückenpfeiler auch nicht am Straßenrand, sondern auf unseren eigenen Grundstücksteilen links und rechts der Speicherstraße errichtet“, so Brautzsch.

Stolz betrachtet der Werkleiter, wie sich die Brücke langsam in Richtung der Stützen hinabsenkt – und schießt ein Erinnerungsfoto. „Etwas weiter rechts“, ruft ein Bauarbeiter dem Mann am Steuer des Krans zu. Mit fokussiertem Blick und ganz filigranen Bewegungen lenkt er die Brücke nach rechts. Millimeterarbeit. „Jetzt gerade herunter lassen“, ruft der Bauarbeiter, der das Einsetzen der Brücke koordiniert, mit durchdringender Stimme.

„Die Brücke dient im Wesentlichen dem Transport von Strom und Dampfwasser. Doch sie ist nicht nur Medienbrücke, sondern kann auch von unserem Personal genutzt werden“, erklärt Wolf-Rüdiger Brautzsch. „Außerdem bietet die Brücke einen großen Vorteil für den weiteren Ausbau: Sie ist bereits vollständig verarbeitet und verrohrt“, so Brautzsch. „Es muss nun nur noch an die bestehenden Elemente links und rechts der Brücke angeknüpft werden. Die Brücke selbst ist fertig.“

Der Ausbau des Ölwerkes geht indes zügig voran – ganz zur Freude von Werkleiter Brautzsch. „Wir sind gut in der Zeit“, sagt er. „Die größeren Aufgaben und Bauteile sind in der Regel die, die am schnellsten aufgebaut und installiert sind. Vor allem die kleineren Arbeiten sind sehr zeitaufwendig“, sagt Wolf-Rüdiger Brautzsch. Doch für alle Freunde der ganz großen Aufgaben wartet die nächste Lieferung bereits: „Im Mai werden zwei Dampfkessel für die Energiezentrale angeliefert. Das wird sicherlich ähnlich spektakulär wie das Einsetzen der Brücke“, sagt Brautzsch. Und blickt auf den zehn Tonnen schweren Koloss, der mittlerweile fest auf seinen Stützen sitzt.

Die Bauarbeiter klatschen sich ab, begutachten die Brücke kurz – und arbeiten weiter an deren Befestigung. „Klasse Aktion, Jungs“, ruft der Bauarbeiter mit der durchdringenden Stimme. Wolf-Rüdiger Brautzsch hofft, dass auch die noch ausstehenden Bauarbeiten so reibungslos verlaufen: „Im Juli sollten die Arbeiten abgeschlossen sein“, sagt er.