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Brot und Brötchen werden teurer

Durch den Mindestlohn müssen die Bautzener Bäckereien ihre Preise anheben. Manchen droht sogar die Schließung.

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© Carmen Schumann

Von Nancy Riegel

Der Wecker klingelt morgens früh um drei. Und das mindestens fünfmal die Woche. Das Bäckerhandwerk ist ein harter Beruf. „Es wurde höchste Zeit, dass wir Bäcker mehr verdienen“, sagt Clemens Bresan, Geschäftsführer von Bresan Backwaren mit Sitz in Königswartha. Und trotzdem ist er mit der Einführung des Mindestlohns nicht zufrieden. Denn: Egal ob Bäcker, Verkäufer oder Reinigungskraft – alle Angestellten bekommen ab Januar 2015 wenigstens 8,50 Euro. Dadurch werden die Backwaren bis zu 30 Prozent teurer. Und die Betriebe fürchten um ihre Existenz.

128 Bäckerbetriebe gibt es im Landkreis Bautzen. „Der Mindestlohn ist eine Kette“, sagt Anke Richter von der Handwerkskammer Dresden. Denn nicht nur in den Betrieben verdienen die Angestellten mehr. Auch die Zulieferer zahlen dann höhere Löhne, weswegen die Rohstoffe teurer werden. Dazu kommen noch unterschiedliche Qualifikationen: Ein Bäckermeister bekommt zunächst, genau wie eine ungelernte Hilfskraft, 8,50 Euro pro Stunde. „Selbstverständlich verlangt dann der Meister eine Lohnerhöhung, immerhin ist er qualifizierter“, so Richter. Das schlägt sich wiederum auf die Preise für Brot, Brötchen und Kuchen nieder.

Konkurrenz vom Fließband

In den zwölf Filialen der Bäckerei Bresan wurden die Preise schon vor dem Jahreswechsel leicht erhöht. „Um den Kunden langsam daran zu gewöhnen“, sagt Geschäftsführer Clemens Bresan. Ein Zwei-Pfund-Mischbrot kostete bisher 2,40 Euro, jetzt zahlt man 2,58 Euro. Zwischen zehn und 30 Prozent kosten die Backwaren bei Bresan jetzt mehr. „Wir müssen abwarten, wie das Geschäft im Januar läuft und dann wahrscheinlich noch einmal neu kalkulieren.“ Heißt: die Preise noch einmal anheben. Bresan befürchtet, dass die Kundschaft dann häufiger auf die Konkurrenz aus dem Supermarkt zurückgreift. Fast jede Kette bietet mittlerweile eigene Backwaren an, die günstiger sind als beim traditionellen Handwerksbetrieb. Diese stammen aus Großproduktionen und werden tiefgefroren angeliefert. In den Supermärkten werden sie dann aufgebacken. Meistens enthalten die Backwaren eine ganze Liste an Zusatzstoffen. „Wir können nur hoffen, dass dem Verbraucher Qualität wichtiger ist als der Preis und sie weiterhin bei den Handwerksbetrieben kaufen“, so Bresan.

Die gleiche Hoffnung hat Manuela Marx. Zusammen mit ihrem Mann betreibt sie fünf Filialen und zwei Cafés in Bautzen. Sie hat die Preise aller Waren erst einmal um zehn Prozent angehoben, wohl wissend, dass das nicht ausreicht. „Wir wollen die gestiegenen Kosten aber nicht komplett auf die Kundschaft umlegen“, sagt sie.

Zu Sparmaßnahmen geraten

Die Handwerkskammer Dresden rät den Betrieben, die Preiserhöhungen durch Sparmaßnahmen etwas einzudämmen. Dazu zählen laut Anke Richter eine Umstrukturierung des Personals oder verkürzte Öffnungszeiten. Letzteres zieht auch Clemens Bresan in Erwägung. Vor allem bei den Filialen in den Eingangsbereichen von Supermärkten, die spät am Abend nur noch wenig Umsatz machen. Auch kann Clemens Bresan nicht ausschließen, in Zukunft Filialen zu schließen, die sich finanziell nicht rentieren.

Auf dem Land drohen Schließungen

Deutlicher wird Lutz Neumann aus dem Vorstand der Bäckerinnung Bautzen. „Vor allem in ländlichen Gegenden ist jeder dritte Bäcker von der Schließung betroffen“, sagt er. Denn außerhalb der Stadt ist es schwer, neue Kundschaft zu gewinnen. Durch den Mindestlohn und die damit steigenden Kosten sei dies aber notwendig. Vom monatlichen Bäckerstammtisch weiß Neumann, dass ein Kollege aus dem Landkreis sein Geschäft zum 1. Januar aufgeben wird. Laut des Verbands der Großbäckereien ist dies kein Einzelfall: Jeden Tag schließt eine Filiale in Deutschland.

Neumann begrüßt zwar die höheren Löhne, doch hätte er sich von der Bundesregierung gewünscht, den Mindestlohn an die jeweilige Region anzupassen. Die Durchschnittslöhne in Ostsachsen zählen zu den niedrigsten in Deutschland. Durch den demografischen Wandel schrumpft die potenzielle Kundschaft anhaltend. „Wir können nur an die Käufer appellieren, dass sie in Zukunft bereit sind, ihr Geld für handgemachte Brote auszugeben. Und nicht für Billig-Brot aus dem Supermarkt“, sagt Lutz Neumann.