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Briten zahlen Millionen für Bike 24

Der Dresdner Fahrradhändler ist bei internationalen Investoren gefragt. Das Geschäft mit dem Sport boomt.

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© Sven Ellger

Von Nora Domschke

Anders als der Name der Bike 24 GmbH vermuten lässt, können Sportler beim Dresdner Händler nicht nur Fahrräder kaufen. Sowohl in den beiden Dresdner Läden als auch im Onlineshop gibt es unter anderem die komplette Ausstattung für Läufer und Schwimmer, Geräte für das heimische Fitnesstraining und Ausrüstung für Wanderer und Kletterer. Der Handel in dieser Branche boomt. Das erkennen auch Investoren: 2015 erwarb die US-amerikanische Riverside Company die Dresdner Firma, die 2005 gegründet wurde. Daraufhin entstand ein automatisiertes und größeres Warenlager, sodass im Internet bestellte Artikel schneller versandt werden können. In der Neustadt eröffnete die GmbH neben dem Laden in Löbtau ein zweites Geschäft, die Zahl der Mitarbeiter stieg von 188 auf 300. Die Investitionen haben sich gelohnt: 2015 konnte Bike 24 seinen Umsatz innerhalb eines Geschäftsjahres um 40 Prozent steigern, erzielte einen Umsatz von 69,5 Millionen Euro; zuletzt waren es sogar 84,5 Millionen Euro.

Dieser Erfolg macht jetzt weitere Unternehmen auf die Dresdner Firma aufmerksam: Riverside will seine Anteile an den britischen Onlinehändler Wiggle CRC verkaufen. Wie die britische Zeitung Sunday Times berichtet, soll Bike 24 für rund 100 Millionen Britische Pfund – das sind 112 Millionen Euro – den Besitzer wechseln. Florian Bergmann, Sprecher der Riverside Company, will diese Summe allerdings nicht bestätigen. Beide Unternehmen hätten Stillschweigen über die Details des Verkaufs vereinbart, erklärt Bergmann auf SZ-Anfrage. Noch sei der Verkauf nicht abgeschlossen, die Kartellbehörde müsse dies erst genehmigen.

Auf die beiden Dresdner Filialen wird der Verkauf nach SZ-Informationen keine Auswirkungen haben. Die Bike 24-Gründer Lars Witt und Andrés Martin-Birner sollen weiterhin als Geschäftsführer agieren. Sie waren am Dienstag für ein Statement allerdings nicht zu erreichen. „Wir freuen uns darauf, die Kräfte mit Wiggle CRC zu bündeln“, äußert Martin-Birner in einer Pressemitteilung zum geplanten Verkauf.

Der Handel mit Fahrrädern und deren Zubehör ist lukrativ, vor allem eben auch über Internetshops. 2015 verkauften Hersteller 4,35 Millionen Räder an deutsche Händler. Diese Zahlen veröffentlichte der Deutsche Zweiradhandelsverein. Ein Jahr zuvor waren es 4,1 Millionen Stück. Mit dem Verkauf der Räder erzielten die Händler 2015 wiederum einen Umsatz von insgesamt 2,5 Milliarden Euro, dazu kommen 1,8 Milliarden Euro für Zubehör, Bekleidung, Ersatzteile und Werkstattleistungen.

Dass das Geschäft in der Dresdner Region boomt, zeigt jetzt auch die Fahrrad XXL Emporon GmbH. Anfang November eröffnete das Unternehmen Sachsens größtes Fahrradlager. Vom Gewerbegebiet Kesselsdorf aus können die Filialen in Dresden, Chemnitz und Halle schnell beliefert werden. Auf 6 000 Quadratmetern ist Platz für 25 000 Fahrräder und zusätzlich 50 000 Zubehörartikel. Seit 2011 setzt auch Fahrrad XXL auf den Onlinehandel – mit Erfolg. In diesem Jahr will das Unternehmen mit dem Onlineshop 27 Millionen Euro umsetzen. Bis 2020 sollen es sogar 100 Millionen Euro jährlich werden. Dabei wirke sich der Verkauf im Internet durchaus nicht negativ auf die Umsätze in den Filialen aus. Bis Ende August wurden in den vier Geschäften 26 Millionen Euro eingenommen. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 130 Mitarbeiter und will im kommenden Jahr sogar in eine neue Filiale in Übigau investieren. Dort entsteht ein großes Geschäft mit 3 000 Quadratmetern Verkaufsfläche und einer 700 Quadratmeter großen Werkstatt.

Dass der Bedarf groß ist, liegt auch daran, dass viele Dresdner ein Fahrrad für ihren Arbeitsweg nutzen. 2016 waren es etwa 20 Prozent. In fast 80 Prozent der Dresdner Haushalte gibt es mindestens ein Fahrrad. Pro Werktag werden hier 800 000 Kilometer mit dem Rad zurückgelegt.