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Bringt Lidl-Neubau den gewünschten Kreisverkehr?

In Bad Schandau soll es mehr Verkaufsflächen geben. Doch gegen das Bauprojekt gibt es ernsthafte Bedenken.

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© Marko Förster

Von Gunnar Klehm

Bad Schandau. Die alte Industriebrache am Ortseingang von Bad Schandau kommt weg. Das ist die gute Nachricht. Das Planungsverfahren ist in vollem Gange. Auf dem Gelände, auf dem bis 2002 die Fahrzeugsitze GmbH produzierte, will die Handelskette Lidl einen Markt der neusten Generation bauen. Mit der ersten öffentlichen Auslegung der Pläne kamen die ersten Hinweise von Bürgern und Institutionen.

Dabei ist unter anderem die Stellungnahme der Industrie- und Handelskammer (IHK) Dresden interessant. Die hat festgestellt, was Einheimische und Gäste schon länger gemerkt haben: Es gibt ein Defizit für Drogerieprodukte und ein neuer Markt wäre wünschenswert. Das wird jetzt umgesetzt. Der alte Lidl, der sich direkt neben der Neubaufläche befindet, soll zukünftig als Drogeriemarkt weiter betrieben werden – auf maximal 550 Quadratmetern.

Die IHK hatte sich aber auch kritisch zu dem Neubau geäußert. Sie hält die Kaufkraft der weniger als 4 000 Einwohner zählenden Stadt und der Umgebung für zu gering für die geplante Verkaufsfläche. Die soll mit 1 480 Quadratmetern etwas größer ausfallen als die bisherige. Die Planer begründen das aber nicht mit einem größeren Sortiment, sondern damit, die Attraktivität des Einkaufens zu erhöhen. So soll es möglich werden, die Gänge breiter zu gestalten und die Regale niedriger als bisher.

Mit Rücksicht auf die Innenstadt Bad Schandaus wurde im Planfeststellungsverfahren festgelegt, dass an dem Standort eventuell entstehende Schank- und Speisewirtschaften nur ohne Sitzmöglichkeiten eingerichtet werden dürfen. Darauf hatte die Stadt bestanden, damit keine Konkurrenz zur innerstädtischen Gastronomie entsteht. Der Uferbereich hätte hier möglicherweise Begehrlichkeiten geweckt.

Nein von der Talsperrenverwaltung

Statt über den Einzelhandel in Bad Schandau zu diskutieren, redeten die Stadträte zur jüngsten Sitzung über eine neue Idee, die Andrea Meiburg vom beauftragten Architekturbüro Dr. Braun und Barth zum Thema machte: einen Kreisverkehr an der Einmündung der Lindenallee auf die Bundesstraße 172. Für die Gestaltung der Ein- und Ausfahrt zum neuen Lidl hatten die Planer auch eine Verkehrszählung gemacht. Daraus ergaben sich mehrere Erkenntnisse. Zum einen wurde festgelegt, dass das Linksabbiegen auf die Bundesstraße – also Richtung Elbbrücke – nur über die Ausfahrt des bisherigen Lidl erfolgen kann. Es werde zwar eine zweite Ausfahrt hinter der Einmündung der Lindenallee Richtung Innenstadt gebaut. Die wird aber nur für Rechtsabbieger nutzbar sein.

Bei der Analyse der derzeit bestehenden und zukünftig zu erwartenden Verkehrsströme kamen die Planer zu dem Schluss, dass ein Kreisverkehr an der Lindenallee die bessere Lösung wäre. Das liegt aber nicht mehr im Einflussbereich der Investoren für den Lidl-Markt. Die Umsetzung müsste das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) veranlassen.

Darum will die Stadt das Amt nun bitten. „Auch wenn ich kaum Chancen für eine schnelle Umsetzung sehe“, erklärte Bürgermeister Thomas Kunack (WV Tourismus). Argumente für den Kreisverkehr wurden allerdings gleich mehrere zusammengetragen. So könnte beispielsweise der Verkehr aus Sebnitz kommend Richtung Innenstadt über diese Kreuzung geführt werden, statt durch die enge Elbstraße.

Ablehnung gegen das Neubauprojekt des Einkaufsmarktes kam von der Landestalsperrenverwaltung (LTV), weil das gesamte, etwa 33 000 Quadratmeter große Gelände im Überschwemmungsgebiet liegt. Auf diese Problematik haben die Planer mit zahlreichen Maßnahmen reagiert. So werde die Fußbodenebene des neuen Marktes höher liegen als die im alten. Elektroanlagen werden ins Obergeschoss gebaut, Anschlüsse nach oben gelegt und jeder Gebäudeteil einzeln abschaltbar sein. Zudem verwies Planerin Andrea Meiburg darauf, dass nach dem Neubau weniger Fläche versiegelt ist, als es gegenwärtig der Fall ist. So könne im Ernstfall Wasser besser versickern.

Der geänderte Bebauungsplan wird nun ein zweites Mal öffentlich ausgelegt. Das könnte schon im September erfolgen. Bürger und Institutionen können dann erneut Hinweise und Bedenken äußern. Der Stadtrat muss dann abwägen, ob die geäußerten Bedenken so schwerwiegend sind, dass der Plan in der neuen Form nicht umgesetzt werden kann oder ob die Bedenken ignoriert werden können. Diese Abwägung muss dann noch vom Landratsamt geprüft werden. Erst dann darf gebaut werden. Läuft alles glatt, könnte noch dieses Jahr mit den Abrissarbeiten begonnen werden.