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Braukunst wie anno dazumal

In der Burgstadt wohnen viele kreative Köpfe. Die Brauer aus dem Gogelmosch-Haus gehören dazu.

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© Dirk Zschiedrich

Von Anja Weber

Stolpen. Es gibt Seife mit Basaltmehl, Anhänger aus Basalt, Basalter Bier, Zuckergebäck, Schwibbögen und noch vieles mehr. Alles Souvenirs aus der Burgstadt, die sich Touristen gern mitnehmen, Einheimische verschenken oder für sich selbst nutzen. Das Gogelmosch-Haus setzt noch einen drauf und kreiert sein eigenes Gogelmosch-Bier. Heike Gestring, Chefin im Gogelmoschhaus, erzählt, wie es zu der Idee kam. Dafür hat sie zunächst einiges recherchiert. Es sei eine lange Geschichte, die das Bier aus Stolpen nun bereits verzeichnet. Bis in das Mittelalter reichen die Wurzeln der Braukunst zurück. Damals herrschte aufgrund von Krankheiten, Bränden, Kriegen und anderen Nöten in sächsischen Landen große Armut, so eben auch in Stolpen. „Man begann deshalb in Stolpen mit der Bierbrauerei, um den Lebensunterhalt zu bestreiten“, so Heike Gestring. Darüber hinaus verbesserte das Bier die Lebensumstände der Menschen und half der Gesundheit. Jeder Brauer durfte einmal im Jahr sein sogenanntes Lagerbier brauen, welches gelagert beziehungsweise verkauft wurde. Waren diese Fässer leer, durfte kein weiteres Mal gebraut werden. Lediglich einer hatte das Recht so oft zu brauen, wie ihm beliebte – der Brauherr des Losbieres. Dieser wurde jedes Jahr von allen Brauherren ausgelost.

Das Wasser von eher schlechter Qualität wurde damals durch den Brauprozess zu einem wohlscheckenden Trunk aufbereitet. Nicht immer hielten sich die Braumeister an das Deutsche Reinheitsgebot von 1516, wonach nur Wasser, Gerste und Hopfen verwendet werden durften. Hirse oder verschiedene Kräuter wurden untergemischt. Oft wurde Bier als Biersuppe zum Frühstück zubereitet und gegessen.

Heike Gestring weiß aber auch so einiges aus der Geschichte von Stolpens Brauereien zu berichten. Da das Biergewerbe in Stolpen auf über 100 Brauereien wuchs und damit lebenswichtige Einnahmen generiert wurden, war es nur eine Frage der Zeit, bis für das Gebiet um Stolpen eine Bierbannmeile entstand. Das bedeutete Sicherheit und Garantie, dass keine anderen Bierbrauer hier verkaufen konnten und somit die Geschäfte der Stolpener gesichert waren. Diese Tradition traf nun auf das Hobby vom Gogelmosch-Hausherren, Ingo Gestring. Deshalb wurde in das Haus neben Kindergarten, Küche und verschiedenen Multifunktionsräumen auch eine Brauerei im Basaltkeller eingebaut. In der Gogelmosch-Bierbrauerei habe man in den letzten zwei Jahren getüftelt und experimentiert. Zwischenzeitlich begann die Ausbildung des Hobbybrauers zum Biersommelier und jetzt gibt es eben neue Biere.

Im Dezember ist die Reifung eines obergärigen Hellen abgeschlossen und das Weihnachtsbier zum Ausschank bereit. Und das Warten hat sich gelohnt. In der Gogelmosch-Küche kann das Bier in Zwei-Liter-Flaschen gekauft werden oder im Krug frischgezapft mit nach Hause genommen werden. „Vielleicht ein erster Vorgeschmack auf das Festbier, welches pünktlich zur 800-Jahr-Feier unserer traditionsreichen Stadt ausgereift sein wird“, sagt Heike Gestring mit Vorfreude.

Das Bier gibt es im Gogelmosch-Haus, Schafbergblick 1, in Stolpen sowie bei Marita Barthel in der Badestube am Markt in Stolpen.