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Braucht Bautzen ein Asylbewerberheim?

Der Kreis soll bis zum Jahresende 200 weitere Flüchtlinge aufnehmen. Deshalb will er auch in Bautzen eine Unterkunft schaffen. Doch Kritiker sagen, es gibt Alternativen.

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Von Nicole Preuß

Die Zeit ist knapp. 550 Asylbewerber leben bereits im Landkreis Bautzen. Bis Dezember sollen allerdings noch 200 dazukommen. Und die Asylbewerberheime in Kamenz und Bischofswerda sind voll. Deshalb will der Kreis in den nächsten Wochen zwei neue Asylbewerberheime in Bautzen und Hoyerswerda einrichten. In der Kreisstadt steht das ehemalige Internat auf dem Schützenplatz ganz oben auf der Favoritenliste. Dort könnten schon bald Flüchtlinge aus verschiedenen Nationen wohnen. Doch ist so ein Heim überhaupt nötig? Und könnten die Asylbewerber nicht auch in Wohnungen untergebracht werden? Eine Diskussion im Bautzener Steinhaus beschäftigte sich nun mit diesem Thema und zeigte die kontroversen Meinungen dazu.

Kreisverwaltung: Asylbewerber sollen

vor allem in Heimen leben

Der Kreis vertritt eine klare Haltung. Asylbewerber sollten in der Regel in Heimen wohnen. „Das Gesetz schreibt eindeutig die zentrale Unterbringung vor“, sagt Ordnungsamtsleiter René Burk. Gedacht sei das eigentlich nur für eine kurze Zeit. So dauere die Bearbeitung eines Asylantrags in der Regel drei bis fünf Monate. Wenn der Antrag genehmigt wurde, können die Menschen sofort in eine eigene Wohnung ziehen. Die meisten Flüchtlinge, die in den Heimen der Region leben, werden in Deutschland aber geduldet. Das heißt, ihr Asylantrag wurde abgelehnt und sie haben das Land nicht verlassen. Dann brauchen die Behörden in vielen Fällen eine Zeit lang, um herauszufinden, in welches Land die Flüchtlinge zurückgeschickt werden. Viele der Asylbewerber haben keinen Pass dabei, manche geben auch ein falsches Geburtsland an. Die Prüfung dauert nicht selten zehn bis zwölf Jahre. So lange sollen die Flüchtlinge im Heim leben. „Sie sollen hier nicht integriert werden, sie sollen das Land verlassen, deshalb bleiben sie in dem Asylbewerberheim“, sagt René Burk.

Familien bringt der Kreis aber auch in Wohnungen unter. 80 von 550 Flüchtlingen leben so. Zurzeit will der Landkreis wieder Wohnungen für Familien mieten. Doch die Suche sei schwierig. „Das Angebot der Wohnungsgesellschaften ist äußerst spärlich“, sagt René Burk. Kaum eine sei bereit, Zimmer zur Verfügung zu stellen. Wahrscheinlich auch, weil die Flüchtlinge von heute auf morgen abgeschoben werden können. Das Argument, Wohnungen seien teurer, ziehe aber nicht. So spare der Kreis sogar, wenn Flüchtlingsfamilien in den eigenen vier Wänden leben.

Flüchtlingsrat: Flüchtlinge sollen in Wohnungen untergebracht werden

Der Sächsische Flüchtlingsrat kritisiert die Unterbringung in Heimen. Wohnungen seien aus Sicht der Flüchtlinge die bessere Variante. „In Wohnheimen sollen die Leute versteckt werden. Damit wird die Ausländerunfreundlichkeit aber auf keinen Fall abgebaut“, sagt Geschäftsführer Ali Moradi. „Das sagt den Leuten nämlich: Asylbewerber sind gefährlich und die Behörden wollen uns vor denen schützen.“ Das Bundesgesetz, auf das sich der Landkreis beruft, könne auch ganz anders ausgelegt werden. So sind in Rheinland-Pfalz 76 Prozent der Flüchtlinge in Wohnungen untergebracht. Auch in Sachsen selbst gebe es zwischen den Kreisen und kreisfreien Städten deutliche Unterschiede.

Ausländerbeauftragte: Menschen in Flüchtlingsheimen haben’s leichter

Die Ausländerbeauftragte des Kreises Anna Pietak-Malinowska sieht in der Unterbringung von Flüchtlingen in Heimen durchaus Vorteile, zumindest für den Anfang. „Dort kann man sich gegenseitig helfen.“ Auch die Heimleitung biete Unterstützung, zum Beispiel beim Ausfüllen von Anträgen. Sprachkurse können besser organisiert werden. Doch eine zusätzliche Beratung von Sozialarbeitern oder Psychologen gibt es auch da nicht. Deshalb freut sie sich über das Bündnis, das sich im Kamenzer Asylbewerberheim engagiert. Die Mitglieder organisieren Sprachkurse und geben zum Beispiel Kindern Nachhilfe. So ein Bündnis könnte sie sich auch in Bautzen vorstellen.