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Braucht Bautzen mehr Werbung?

Zwar sind die Gästezahlen in der Region leicht steigend. Sie könnten aber durchaus noch höher sein.

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© Uwe Soeder

Jana Ulbrich

Bautzen. Cecilia Claessens und ihr Sohn sind aus Augsburg gekommen. Sie wollen den Osten kennenlernen, erzählen sie und haben dafür ein straffes Programm: gestern Görlitz, heute Bautzen, morgen die Sächsische Schweiz. Der Osten im Schnelldurchlauf. Michael Krüger und Anke Vetterlein aus Leipzig wollen eine Woche in der Oberlausitz bleiben, die Städte ansehen, die Gegend erradeln. „Wir wohnen ja so nahe, aber wir waren noch nie hier“, sagen sie. Sie sind, genau wie Cecilia Claessens und ihr Sohn, von der Region begeistert.

Die Gäste aus Leipzig und Augsburg sind im Grunde die typischen Oberlausitz-Touristen: 95 Prozent aller Übernachtungsgäste kommen aus Deutschland, die meisten aus Sachsen und Brandenburg. Nur jeder 20. Tourist kommt aus dem Ausland, größtenteils aus Polen und Tschechien, weniger aus Österreich und der Schweiz, zunehmend jetzt auch aus den Niederlanden.

Kurze Aufenthaltsdauer

Der typische Oberlausitz-Tourist bleibt auch nicht lange: aktuell im Durchschnitt nur 2,6 Tage. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die durchschnittliche Aufenthaltsdauer damit sogar wieder leicht verkürzt. Dafür ist die Zahl der Gäste in der Region gegenüber 2015 um rund fünf Prozent gestiegen. Rund 230 000 Übernachtungen hat die Marketinggesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien (MGO) bis Ende Mai in den Hotels und Gästehäusern gezählt, nicht mitgerechnet die Gäste in den zahlreichen privaten Ferienwohnungen und Pensionen mit weniger als neun Betten, die die Statistik gar nicht erfasst. Nicht mitgerechnet auch die vielen Tagesgäste. MGO-Geschäftsführer Olaf Franke schätzt, dass das noch einmal mehr als achtmal so viele sind.

Die Branche ist zufrieden. Oder doch nicht? „Es gibt da immer noch genügend Spielraum nach oben“, sagt beispielsweise Michaela Franz vom Wirtschaftsförderungsamt der Stadt Bautzen. „Unser Ziel muss es sein, noch mehr Gäste anzulocken und sie auch möglichst lange hierzubehalten“, sagt sie. „Wir müssen dem Gast dafür nicht nur die Stadt, sondern auch das Umland nahelegen – mit allen seinen vielfältigen Möglichkeiten.“ Michaela Franz sieht dabei weit über den Bautzener Tellerrand: ins Lausitzer Seenland und ins Zittauer Gebirge, nach Bad Muskau, Kamenz und Görlitz, das immerhin 50 Prozent mehr Übernachtungen zählt. Das liegt nicht unbedingt daran, das Görlitz mehr zu bieten hätte. Die Stadt an der Neiße ist überregional weitaus bekannter als die an der Spree.

Vielfalt ist ein Vorteil

Eine Region bekannter zu machen aber heißt vor allem: Werben. Doch dabei hat es die Oberlausitz ziemlich schwer. Allein schon im innersächsischen Wettbewerb gegen die Landeshauptstadt und das Elbland, gegen Erzgebirge, Vogtland und Sächsische Schweiz. „Unser Vorteil ist die unglaubliche Vielfalt“, sagt MGO-Chef Franke. Das müsse die Region insgesamt noch besser vermitteln. Er plant jetzt einen neuen touristischen Internetauftritt, ein zielgruppenorientiertes Portal mit schönen Bildern, die neugierig machen und Emotionen wecken. „Wir wollen uns noch gezielter an Aktivurlauber richten, an Kulturtouristen und Städtereisende, aber auch an aktive Familien.

Olaf Franke will auch die „Via Sacra“ neu bewerben und beleben. Vor Jahren war die grenzüberschreitende Kulturroute ins Leben gerufen worden, die 16 sakrale Stätten und Kunstschätze von europäischem Rang verbindet und unter anderem zum Bautzener St. Petri-Dom mit seiner Simultankirche und der Domschatzkammer führt, zum Kloster St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau und zu den Kamenzer Altären. „Wir halten das für ein großartiges Produkt mit viel Potenzial“, sagt Franke, „gerade auch, weil spiritueller Urlaub im Kommen ist.“

Vieles steht und fällt mit dem Geld

Die MGO hat Fördermittel beantragt für die Neubelebung der „Via Sacra“. Vieles, sagt Olaf Franke, steht und fällt mit dem Geld. Es braucht nicht nur Fördermittel, sondern auch Eigenanteile, um die Region überregional bekannter zu machen. Ein Problem, vor dem die Touristiker immer wieder stehen.

Die beste Werbung, so ist Michaela Franz überzeugt, ist Qualität. Wenn sich Gäste hier wohl und zuvorkommend behandelt fühlen, wenn sie spüren, dass man sich hier um sie bemüht und ihnen quasi die Wünsche von den Augen abliest, dann wird sich das herumsprechen. Dann werden Kurzurlauber vielleicht auch für ein paar Tage länger wiederkommen. Das Bemühen lohnt sich: Rund sechs Millionen Euro Umsatz hat der Tourismus der Region im vorigen Jahr gebracht.