Merken

Brandstiftung am alten Bahnhof

Feuerwehrleute mussten am Mittwoch in Schönbrunn ausrücken. Der vorerst letzte Teil einer neuen Brandserie?

Teilen
Folgen
NEU!
© Rocci Klein

Von Rocci Klein und Ingolf Reinsch

Schönbrunn. Alarm für die Feuerwehren aus Schönbrunn, Geißmannsdorf und Bischofswerda am Mittwoch gegen 2.30 Uhr. Am ehemaligen Bahnhof der stillgelegten Strecke Bischofswerda – Kamenz in Schönbrunn wird ein Brand gemeldet. Mitglieder der örtlichen freiwilligen Feuerwehr löschten die Flammen an der Tür des alten Bahngebäudes. Ihre Kameraden aus Bischofswerda und Geißmannsdorf müssen nicht eingreifen. Später wird die Polizei den Schaden mit rund 200 Euro beziffern. Dass nicht mehr passierte, ist dem Zufall zu verdanken. Eine Nachbarin, die nachts mal auf Toilette musste, sah die Flammen und informierte die Feuerwehr. Dass das Feuer vorsätzlich gelegt worden ist, daran gibt es keinen Zweifel. „Unbekannte haben in der Nacht zu Mittwoch die Tür des alten Bahnhofsgebäudes in Schönbrunn angezündet“, heißt es dazu im amtlichen Polizeibericht.

Es ist mindestens der sechste Brand in knapp zwei Monaten, der sich in der Gemeinde Burkau und dem zu Bischofswerda gehörenden Nachbardorf Schönbrunn ereignete. In fünf dieser Fälle ist Brandstiftung erwiesen bzw. sehr wahrscheinlich. Ende Februar stand an der Burkauer Hauptstraße ein Carport in Flammen. Ein untergestellter Transporter VW T 5 brannte vollständig aus. Die Feuerwehr konnte verhindern, dass die Flammen auf das benachbarte Wohnhaus übergreifen.

Am Osterwochenende wurde im Burkauer Ortsteil Kleinhänchen ein Altkleidercontainer in Brand gesteckt. In der vergangenen Woche brannten ein Auto auf dem Burkauer Pendlerparkplatz nahe der A 4 und nur zwei Stunden später ein Holzstapel auf einem Grundstück im Ortsteil Taschendorf; die Flammen beschädigten die angrenzende Scheune. Der Täter nahm billigend in Kauf, dass auch eine vierköpfige Familie im nahen Wohnhaus in Gefahr gerät. Auch in diesen beiden Fällen ermittelt die Polizei wegen des Verdachtes der Brandstiftung.

An einen Zufall glaubt keiner. Die Kriminalpolizei prüfe im Rahmen ihrer Ermittlungen grundsätzlich, ob eventuell ein Zusammenhang zu weiteren polizeibekannten Ereignissen besteht, sagte Tobias Sprunk, Pressesprecher der Polizeidirektion Görlitz, am Mittwoch der SZ. Ob dies hier der Fall ist oder nicht, werden die weiteren Ermittlungen zeigen.

Einsatzschwerpunkt Autobahn

Für die freiwilligen Feuerwehren der Gemeinde Burkau war bisher die Autobahn 4 der absolute Einsatzschwerpunkt. Vor allem nach Unfällen werden die Kameraden zur Hilfe gerufen. Das ist in diesem Jahr anders. Mittlerweile führen die Löscheinsätze im Gemeindegebiet die Einsatzstatistik an, sagt Gemeindewehrleiter Enrico Jäckel. Die Burkauer Feuerwehr wurde seit Jahresbeginn 14-mal alarmiert, die Feuerwehr Uhyst und der Löschzug Großhänchen-Pannewitz jeweils sieben Mal.

Das sind für die ersten vier Monate des Jahres deutlich mehr Einsätze als sonst. Nicht nur Dorfbewohner, auch Feuerwehrleute sind verunsichert, bangen um ihr Eigentum. „Die meisten von uns haben ja selbst Haus und Grundstück“, sagt Enrico Jäckel. Und er benennt eine weitere Angst, die die Feuerwehrleute umtreibt: nämlich dass der mutmaßliche Brandstifter selbst ein übereifriger Feuerwehrmann sein könnte, wie man es schon aus anderen Regionen gehört hat. „Ich möchte in dieser Frage aber nicht spekulieren“, betont der Wehrleiter. Natürlich hofft er, wie die anderen Kameraden, dass keiner aus ihrer Mitte zündelt.

Bereits vor einem Jahr gab es in Schönbrunn einen Großbrand. Dabei wurde Ende März 2016 das ehemalige Erbgericht stark beschädigt. Ein Tatverdächtiger konnte damals nicht ermittelt werden; die Staatsanwaltschaft Görlitz stellte das Verfahren ein. Die Ermittlungsakte könnte aber wieder hervorgeholt werden, sollte es neue Erkenntnisse geben, sagte Till Neumann, Sprecher der Staatsanwaltschaft, Ende vergangenen Jahres. Die Verjährungsfrist bei Brandstiftung beträgt zehn Jahre.